Gevelsberg. Gevelsberger Stadion Stefansbachtal wird zum Logistikzentrum für Hilfsgüter für Sprottau (Polen) und Uman (Ukraine).

„Unsere Stadt befindet sich im Kampf, die Bewohner haben bereits jetzt erhebliche ökonomische, physische sowie psychische Verluste und Schäden erlitten.“ Diese Zeilen schreibt Iryna Pletniowa und in ihren Worten schwingt Verzweiflung mit. Sie ist Bürgermeisterin von Uman. Einer Stadt in der Mitte der Ukraine, die schon vor Tagen von der russischen Armee angegriffen wurde. In diesem Brief bittet sie den Bürgermeister der polnischen Stadt Sprottau um Hilfe. Sprottau und Uman verbindet seit Jahren eine Städtepartnerschaft – so wie mit Gevelsberg. „Keine Frage, dass auch wir helfen möchten“, betont Bürgermeister Claus Jacobi.

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Dass es in Gevelsbergs Partnerstadt Sprottau eine große ukrainische Community gibt, das war Claus Jacobi bewusst. Deshalb hat er seinem Amtskollegen Miroslaw Gasik auch Unterstützung angeboten und die Solidarität der Gevelsbergerinnen und Gevelsberger bekundet. Und wie erwartet haben in der polnischen Stadt in den ersten Tagen des Krieges tatsächlich viele Menschen aus der Ukraine Zuflucht gesucht, ein riesiger Flüchtlingsandrang. Es fehlt an vielem. Doch die Not geht noch viel weiter.

Sprottau hat seit 2016 in der Ukraine eine Städtepartnerschaft geknüpft, mit Uman, dem Ort, in dem der Krieg so unbarmherzig tobt. Diese Menschen brauchen existenzielle Hilfe, Unterstützung, die Leben retten kann. Deshalb wurde in Sprottau bereits ein Spendenlager eingerichtet. Von dort aus sollen Hilfsgüter auch in die ukrainische Partnerstadt gebracht werden. Doch der Bedarf ist riesig, und die Unterstützung aus Gevelsberg mehr als nur willkommen. „Ein polnisches Sprichwort besagt, dass man wahre Freunde erst in Zeiten der Armut erkennt“, schreibt Miroslaw Gasik und ist dankbar für die angekündigte Hilfe aus Gevelsberg. Dem Brief hat er auch eine konkrete Liste mit notwendigen Dingen angehängt.

Das sind die Hilfsgüter, die benötigt werden

Benötigt werden insbesondere Hygieneprodukte (z.B. Shampoo, Duschgel, Seife, Binden, Babywindeln, Geschirr- und Bodenreiniger, Zahnpasta, Zahnbürsten, Kämme, Toilettenpapier, Feuchttücher).

Sowie haltbare Lebensmittel (z.B. Reis, Mehl, Nudeln, Milch, Öl, Konserven, Gewürze, Getreide, Babynahrung, Kaffee, Tee, Wasser) in geschlossenen Gebinden und unter Beachtung des Haltbarkeitsdatums.

Auch originalverpackte (wenn auch abgelaufene)Verbandskästen und funktions- und leistungsfähige Stromgeneratoren werden dringend gesucht.

Benötigt werden außerdem funktionsfähige Rehabilitationsmittel wie Gehhilfen („Krücken“) oder Rollstühle und Rollatoren. Für die Verpackung werden darüber hinaus leere Umzugskartons benötigt.

Die Spenden können ab Samstag, 5. März, in der Zeit von 10 bis 18 Uhr im Stadion Stefansbachtal abgegeben werden. Wie lange im Stadion gesammelt wird, ist noch nicht klar und hängt von der Resonanz der Spendenaktion ab.

Die Stadt Gevelsberg bittet darum, von darüber hinaus gehenden Sachspenden abzusehen.

Ab diesem Samstag sind Geldspenden unter dem Stichwort „Stadt Gevelsberg Ukraine-Hilfe Sprottau - 90022590“ an das Konto IBAN DE 33 4545 0050 1000 0124 74 bei der Sparkasse an Ennepe und Ruhr möglich. Mit diesem Geld sollen weitere Hilfsgüter gekauft werden, die benötigt werden.

Hygieneartikel und Artikel des alltäglichen Bedarfs wie Seife, Zahnbürsten und Tampons stehen ganz oben, haltbare Lebensmittel, aber auch Krücken, Rollstühle und Verbandsmaterial, für all die vielen Verwundeten (mehr siehe Infokiste). Bürgermeister Claus Jacobi hofft, dass es mehrere vollgepackte Fahrzeuge sind, die nach Polen fahren. Deshalb wird das Stadion Stefansbachtal von jetzt an in ein großes Logistikzentrum verwandelt. „Unsere Städtepartnerschaft ist geprägt von Freundschaft. Freunde stehen einander bei, helfen einander, unterstützen sich gegenseitig.“ Er bittet die Gevelsbergerinnen und Gevelsberger darum: „Bitte unterstützen Sie unsere polnischen Freunde bei der Bewältigung dieser großen humanitären Kraftanstrengung und beteiligen Sie sich an dem Spendenaufruf für die dringend benötigten Güter.“

Spenden dringend benötigt

Das Ziel ist es, am Dienstagmorgen den ersten Hilfstransport in Richtung Sprottau auf den Weg zu bringen. Was den Bürgermeister der Stadt Gevelsberg optimistisch stimmt: Schon im Vorfeld hätten viele Menschen in der Stadt ihre Unterstützung zugesagt. Die Feuerwehr Gevelsberg und viele städtische Mitarbeiter beteiligen sich an der Sammlung im Stefansbachtal, Hans-Günther Adrian, der Vorsitzende des Gevelsberger DRK-Ortsvereins, habe ebenfalls im Namen seiner Leute Hilfe angekündigt. In der Kleiderkammer wird gesäuberte und aufbereitete Kleidung verpackt. Warme und gute Kleidung. Und alles andere, was benötigt wird, will die Stadt passgenau kaufen und bittet auch da die Gevelsbergerinnen und Gevelsberger um Mithilfe. Am Samstag wird ein Spendenkonto freigeschaltet.

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„Mir ist bewusst, dass unsere Möglichkeiten zur Linderung des menschlichen Unglückes und des Schmerzes, den die Menschen in der Ukraine derzeit erfahren müssen, beschränkt sind. Wir möchten den betroffenen Menschen jedoch gemeinsam beistehen und beweisen, dass Solidarität und Zusammenhalt immer mächtiger sind als Hass und Krieg. Lassen Sie uns gemeinsam als Europäer und als Freunde für sie da sein. In diesen für uns alle schwierigen Zeiten wünsche ich mir, dass die Menschen in Sprottau und Gevelsberg, egal welcher Nationalität sie angehören, unsere Freundschaft und Solidarität spüren“ sagt Bürgermeister Claus Jacobi.