Schwelm. Die Stadtverwaltung will Kosten bei den dringen benötigten Schulbegleitern einsparen. Grundschulleitungen schlage in Schwelm Alarm.

Die Leitungen der Schwelmer Grundschulen sind auf 180; Ufuk Ergen, Fraktionsvorsitzender der BIZ fassungslos. Um Geld zu sparen, will die Stadtverwaltung Schwelm den Rotstift bei den Schulbegleitern ansetzen, die beeinträchtigten Kindern überhaupt erst ermöglichen, am Alltag einer Regelschule teilzunehmen. Aus den ursprünglichen 20 Prozent sind zwar nun nur noch zehn übrig geblieben. Doch derzeit deutet alles darauf hin, dass diese Streichung von Leistungen, auf die zahlreiche Grundschulkinder angewiesen sind, mit den Stimmen von SPD und CDU eine Mehrheit findet.

+++ Liveticker zum Sturm aus Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal +++

Stundenreduzierung ist geplant

Die Kinder, die dies betrifft, benötigen aus den unterschiedlichsten Gründen Hilfe: Sie leiden unter Autismus, oder als Flüchtlingskinder unter Kriegstraumata, sie haben Lernverzögerungen, körperliche Einschränkungen. Es gibt mannigfaltige Gründe, weshalb sie den Schulalltag nicht allein meistern können. Das fängt bei Sprach- und Verständnisproblemen an, und betrifft auch Dinge wie das Umziehen ohne Hilfe vor dem Sport oder allein den Raum zu wechseln. Um ihnen unter den Stichwörtern Inklusion und Integration Teilhabe am Schulalltag zu ermöglichen, hat die Stadt Schwelm Schulbegleiter beschäftigt, die 25 Stunden pro Woche knapp über dem Mindestlohn arbeiten.

Auch interessant

Doch: Die Verwaltungsspitze um Bürgermeister Stephan Langhard und den Beigeordneten Ralf Schweinsberg ist offenbar fest entschlossen, diese Hilfe zu reduzieren. Ihren Anfang nahm diese Entwicklung im Jugendhilfeausschuss. „Dort kam die Verwaltung mit dem Vorschlag, 20 Prozent der Kosten der Schulbegleiter einzusparen“, sagt BIZ-Mann Ufuk Ergen. Die kosten etwa zwei Millionen Euro pro Jahr. Heißt: Das Einsparpotenzial läge bei 400.000 Euro.

Protest brandete auf. „Die Schulleiter haben sehr gut erläutert, warum die Bedarfe zunehmen“, sagt Ergen. Die Verwaltung habe ihr Ansinnen zurückgezogen, dafür habe die SPD beantragt, zumindest zehn Prozent der Kosten einzusparen. Bei 4:4 Stimmen lehnte der Ausschuss das Thema dennoch ab. Erledigt war es damit allerdings nicht. Denn im Finanzausschuss am Donnerstag kam die Sache wieder auf die Tagesordnung. Zehn Prozent wolle die Verwaltung sparen, macht Bürgermeister Stephan Langhard deutlich.

Finanzausschuss ignoriert Fachleute

Trotz des ablehnenden Votums des Fachausschusses und eindringlicher Warnungen, stimmten SPD und CDU einer Einsprung von zehn Prozent schließlich zu. Mit dieser Mehrheit, würde diese Rotstiftmaßnahme den Stadtrat passieren, der am Donnerstag zusammenkommt. Das entspräche 200.000 Euro pro Jahr, in diesem Jahr 80.000 Euro. Ufuk Ergen fragt: „Wozu haben wir denn dann den Fachausschuss?“

+++ Schwelm, Gevelsberg, Ennepetal: Nichts mehr verpassen mit unserem kostenfreien Newsletter +++

Die Idee der Verwaltung: Niemand soll seinem Job verlieren, aber alle Schulbegleiter künftig nur noch für 20 Stunden Arbeit pro Woche bezahlt werden. Zur Einordnung: Bereits ein Erstklässler hat 22 Unterrichtsstunden pro Woche, ein Viertklässler bereits 27. In den Grundschulen existieren Pool-Lösungen, die der Verwaltung sehr entgegenkommen, so dass in jeder Klasse unabhängig von der Anzahl der hilfebedürftigen Kinder nur ein Schulbegleiter sitzt. Doch noch nicht einmal das wäre möglich mit den Plänen der zehnprozentigen Einsparung. Die steigenden Bedarfe wäre ohne massive Überstunden oder eine qualitativ schlechtere Begleitung aus Sicht der Schwelmer Grundschulleitungen künftig nicht mehr zu bewältigen.

Aufteilung der Grundschüler in Schwelm

Aktuell gibt es in Schwelm 1105 Grundschüler, die sich auf 43 Klassen aufteilen.

Sie gehen die Nordstadtschule (203 Schüler/8 Klassen), Grundschule Engelbertstraße (321 Schüler/12 Klassen), Grundschule Ländchenweg (373 Schüler/15 Klassen) sowie in die Katholische Grundschule St. Marien (208 Schüler/8 Klassen.