Schwelm. Verwaltungsrat und Vorstandsvorsitzender einigen sich auf sofortige Trennung. Seit neun Jahren war Michael Lindermann bei der Sparkasse Schwelm.

Gewaltiges Beben bei der Sparkasse Schwelm-Sprockhövel: Mit sofortiger Wirkung trennen sich der Vorstandsvorsitzende Michael Lindermann (55) und das Kreditinstitut am Montagmorgen. Diesen Personalhammer gab der Verwaltungsrat mitten im laufenden Fusionsprozess bekannt. Zu den Gründen herrscht auf allen Seiten ein eisernes Schweigen.

Trennung mit sofortiger Wirkung

Auf der Internetseite der Sparkasse Schwelm-Sprockhövel sind die vergangenen fast neun Jahre zum Zeitpunkt der Mitteilung bereits ausradiert. „Zu Ihrem Suchbegriff ,Lindermann’ konnten leider keine Ergebnisse gefunden werden“, teilt die Suchmaschine mit. Unmittelbar zuvor hatte die Sparkasse eine Mitteilung versandt mit folgendem Inhalt: „Nach neun Jahren endet der gemeinsame Weg von Michael Lindermann und der Sparkasse Schwelm-Sprockhövel. Die Trennung erfolgt mit sofortiger Wirkung. Das erklärte am Montag der Vorsitzende des Verwaltungsrates der Sparkasse Schwelm-Sprockhövel, Hans-Werner Kick, in Abstimmung mit dem scheidenden Vorstandsvorsitzenden. Hans-Werner Kick (Schwelm), sein Stellvertreter Thomas Schmitz (Sprockhövel) und der Vorsitzende des Risiko- sowie Hauptausschusses der Sparkasse, Oliver Flüshöh (Schwelm), danken Herrn Lindermann für seine erfolgreiche Arbeit über fast ein Jahrzehnt. Die Sparkasse Schwelm-Sprockhövel wird nun von dem aktuell stellvertretenden Vorsitzenden Christoph Terkuhlen und dem Vorstandsmitglied Daniel Rasche geleitet.“

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Für Nachfragen stand niemand zur Verfügung. „Die Aufsichtsgremien und Michael Lindermann haben Schweigen vereinbart“, sagt Oliver Flüshöh im Gespräch mit dieser Zeitung. „Dazu werde ich mich nicht äußern“, sagt auch Michael Lindermann auf Nachfrage der Redaktion, und sein bisheriger Stellvertreter, Christoph Terkuhlen, teilt schriftlich mit: „Über die Gründe der Trennung können wir Ihnen keine Auskunft geben.“ Klar macht er jedoch: „Die Fusion war bisher erfolgreich und wird wie geplant fortgesetzt.“ Der aktuelle Vorstand werde künftig vornehmlich aus Schwelm arbeiten.

Keinerlei weitergehende Informationen

Über die Gründe der Trennung, und ob diese Konsequenzen für die Kunden, die Mitarbeiter, die Städte Schwelm und Sprockhövel, Anlagen, Finanzierungen, Kredite oder das Kunden-Vermögen mit sich bringen, schweigen sich Vorstand und Verwaltungsrat aus. „Wir wissen, dass dies viele Fragen aufwirft, werden dazu aber dennoch zu jetzigen Zeitpunkt nichts sagen“, teilt Oliver Flüshöh mit. Und wann könnten die Kunden mit Antworten rechnen? In Tagen, Wochen oder Monaten? „Irgendwo dazwischen.“

+++ Schwelm: Das letzte Interview mit Michael Lindermann +++

Michael Lindermann hatte am 2. April 2013 seine Stelle als stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparkasse zu Schwelm angetreten. Er folgte zunächst auf den langjährigen Vorstand Roland Zimmer, bevor er zum 1. Februar 2016 den Vorstandsvorsitz von Lothar Feldmann übernahm, der in Pension ging. Michael Lindermann zog aus Mülheim an der Ruhr bereits vor neun Jahren nach Schwelm, engagierte sich in Windeseile im öffentlichen Leben der Stadt. Im Lions-Club, bei der Werbegemeinschaft – seine Mitarbeit fand große Wertschätzung. Nicht zuletzt knüpfte er die Kontakte nach Bochum, wohin eine Schwelmer Delegation fuhr, um sich dort mit der Idee des Feierabendmarkts auseinander zu setzen, der in Schwelm vom ersten Tag an ein Erfolgsmodell wurde.

Finanzielle Modalitäten unbekannt

Hatte Lindermann zunächst stets betont, die Schwelmer Sparkasse werde eigenständig bleiben, fusionierte das Schwelmer Haus zum 1. Januar 2021 dennoch mit der Nachbarsparkasse aus Sprockhövel. Während sein Stellvertreter Johannes Schulz die Kreisstadt wieder verließ, wurde Michael Lindermann Vorstandsvorsitzender der fusionierten Sparkasse Schwelm-Sprockhövel, die ihren Hauptsitz in der Kreisstadt hat.

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Ein großes Thema in diesem Fusionsprozess der beiden Häuser waren bei den Verhandlungen stets die hohen Zahlungen, die die Sprockhöveler noch für ihre ehemaligen Vorstände aufwenden müssen. Ob sich Michael Lindermann dort ebenfalls einreiht, bleibt abzuwarten. Denn zu den finanziellen Modalitäten der Trennung ist ebenfalls bislang nichts bekannt geworden.