Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. Michael Schäfer leitet den Krisenstab im Kreishaus des Ennepe-Ruhr-Kreises und schätzt die aktuelle Lage ein.

Exakt zwei Jahre nach dem ersten bestätigten Corona-Fall in Deutschland, hält die Omikron-Variante das Land fest im Griff und sorgt aller Orten für Chaos. Auf den Tag genau einen Monat nach dem ersten Infizierten in der BRD richtete der Ennepe-Ruhr-Kreis seinen Krisenstab ein. Gemeinsam mit Astrid Hinterthür leitet diesen Michael Schäfer im Schwelmer Kreishaus.

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Er sieht den Höhepunkt der aktuell explodierenden Zahlen noch nicht. „Wir gehen davon aus, dass wir den Peak erst in drei bis vier Wochen erreichen. Man kann das in anderen Ländern erkennen, die früher von Omikron getroffen wurden.“ Doch wie soll das noch von der Behörde, von den Menschen organisatorisch zu schultern sein? Die 15 Männer der Bundeswehr unterstützen den Kreis bei der Kontaktaufnahme noch bis mindestens 22. Februar, aus allen Bereichen der Verwaltung gab es zudem personelle Verstärkung. „Außerdem stellen wir über eine Zeitarbeitsfirma ein. Dennoch müssen wir schon jetzt von unseren Standards abrücken“, sagt der Krisenstabs-Chef.

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Heißt: Nicht mehr alle Positiv-Fälle werden angerufen. Doch dafür steht ein neues Werkzeug in den Startlöchern: Bald werden die Infizierten per SMS benachrichtigt. Darin befindet sich ein Link auf die Homepage mit allen entsprechenden Formularen und Hilfestellungen.

Bearbeitungszeiten steigen an

Dennoch bleiben bereits auch jetzt durch die Personal-Rochade Dinge an anderen Stellen der Kreisverwaltung liegen, oder benötigen deutlich längere Bearbeitungszeiten. Dazu kommen Regeln aus den unterschiedlichen Ministerien in Düsseldorf, die immer komplexer werden, die sinkende Halbwertzeiten haben und die oft erst am Abend vor der Umsetzung in Schwelm eintreffen. „Uns überrollt das Geschehen wie eine Tsunamiwelle und ich vermisse ein durchdachtes Gesamtkonzept, eine Krisenkommunikation, die die Menschen mitnimmt“, sagt Schäfer und äußert auch sein Mitgefühl an die Schulleitungen, die einen Tag zuvor ein neuerliches kommunikatives Desaster aus dem Schulministerium erlebten mit einer Mail um 22.13 Uhr, deren Inhalt am kommenden Tag umgesetzt und an die Eltern kommuniziert sein sollte. „Ich habe mich unglaublich darüber geärgert, wie mit den Schulen umgegangen wird“, sagt er.

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„Im Kreishaus passen wir uns an die unglaubliche Dynamik der Lage an, indem wir Prioritäten setzen. Ich bin ausgesprochen stolz auf das komplette Team, das seit dem ersten Tag Unglaubliches leistet“, sagt Schäfer, der seit nunmehr zwei Jahren an vorderster Front die Verantwortung für die Gesundheit von 320.000 Menschen im Ennepe-Ruhr-Kreis trägt. „Es ist anstrengend, aber wir sind stark zusammengewachsen.“

Wir-Gefühl trägt die ganze Truppe

Dieses Wir-Gefühl soll die Truppe aus Pandemie-Team und Krisenstab auch weiter durch die Corona-Krise tragen. Für Schäfer ist der Fortgang der Impfungen ein ganz entscheidender Faktor, dass irgendwann wieder so etwas wie normales Leben einkehrt. „Die Impfzahlen stagnieren, aber der Schutz vor schweren Infektionen ist elementar wichtig“, sagt der Krisenstabsleiter, dem mit seinem Team nichts anderes übrig bleibt, als die Anordnungen aus der Landeshauptstadt Düsseldorf umzusetzen.