Ennepetal. Der Schwelmer Hans-Joachim Ritzenhöfer verwandelt eine historische Villa in Ennepetal in ein „modernes altes Haus“ mit sieben Wohnungen.

An der Heilenbecker Straße stehen linksseitig zwischen den Einmündungen Deterberger Straße und Holthauser Talstraße alte Villen wie auf einer Perlenschnur aufgereiht, darunter auch die unter Denkmalschutz stehende Villa Brackelsberg. In dem Anwesen befindet sich seit vielen Jahren die Kindertagesstätte „Villa Kunterbunt“. Gleich rechts daneben präsentiert sich das mit Schiefer verkleidete villenartige Fachwerkhaus Heilenbecker Straße 107. Es wurde im Jahre 1835 errichtet und wird gerade wach geküsst.

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Seit 2006 befindet sich das wohl einst „herrschaftliche Haus“ im Besitz des Schwelmers Hans-Joachim Ritzenhöfer (75). Er ist ein Mann, dem man nachsagen kann, ein Gespür dafür zu haben, historische Gebäude in „moderne alte Häuser” verwandeln zu können. „Ich möchte alte Häuser wieder mit Leben erfüllen, ohne dass dabei Charakter und Charme der alten Bausubstanz Schaden nehmen“, meint er.

Hans-Joachim Ritzenhöfer hat bereits mehrere alte Häuser modernisiert, ohne ihnen den Charme ihrer Zeit zu nehmen.
Hans-Joachim Ritzenhöfer hat bereits mehrere alte Häuser modernisiert, ohne ihnen den Charme ihrer Zeit zu nehmen. © WP | Hans-Jochem Schulte

Bis etwa vor einem Jahr wurden im Haus Heilenbecker Straße 107 noch Jugendliche betreut, dann stand es leer. Bei Hans-Joachim Ritzenhöfer reifte der Gedanke, das Innenleben der Villa (sie steht nicht unter Denkmalschutz) zu verändern und sie mit sieben Wohnungen zu füllen. Ritzenhöfers Plan: Wenn die Arbeiten im Sommer dieses Jahres abgeschlossen sind, sollen die Mietwohnungen zwischen 80 und 140 Quadratmeter Wohnfläche haben und eingerichtet sein mit einer offenen Küche, mit einem großzügigen Bad (Dusche, Wanne, Bidet, Urinal). Die Fußbodenheizungen in den Wohnungen werden mit Gas und Wärmetauscher betrieben. In der Wohnung unter dem Dach kommt dagegen die Wärme von der Wand. Das Dach wird dann auch neu isoliert sein, noch sind Strohreste zwischen den Ziegeln zu sehen.

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Derzeit sind Handwerker dabei, das Innenleben des Hauses umzukrempeln, Balken freizulegen, dort einzugreifen, wo es notwendig ist – alles für ein zeitgemäßes gutes Wohnen. Dämmen ja, auch hier mit Respekt vor der Vergangenheit. „Wir arbeiten mit einem hochwertigen Füllmörtel“, erklären Hans-Joachim Ritzenhöfer und Eduard Stern (30), der Leiter der Ritzenhöfer-Hausmeisterei, die alle 19 Häuser des Schwelmers betreut. Stern kennt die Philosophie des Bauherrn, und Hans-Joachim Ritzenhöfer sagt: „Unser ganzes Team arbeitet vertrauensvoll zusammen.“ Die Entscheidung, bei der Sanierung der Villa mit dem Füllmörtel und einem speziellen Dämmsystem zu arbeiten, habe das Ziel, eine angenehme Raumluft zu schaffen. Die Wohnung im hinteren Anbau des Hauses, es war mal eine Werkstatt, ist so gut wie fertiggestellt und lässt erahnen, wie auch die Wohnungen in der Villa aussehen werden.

Das Fachwerkhaus wird mit hochwertigem Füllmörtel gedämmt.
Das Fachwerkhaus wird mit hochwertigem Füllmörtel gedämmt. © WP | Hans-Jochem Schulte

Die kunstvoll gestaltete Haustür wird auch in Zukunft eine Zierde der Villa sein. Dahinter jedoch, so verspricht der Bauherr, wird es eine hochmoderne, einbruchssichere Etagentür geben. Der Balkon zur Straße werde wieder den Charakter des Wohnhauses unterstreichen, wie es einst einmal war. Unter dem alten Baumbestand auf der rechten Seite des Grundstücks soll es Platz zum gemeinsamen Grillen geben, und auf dem Grundstück nahe der Heilenbecke sollen die Bewohner des Hauses, die gärtnern wollen, ihren Platz haben. Joachim Ritzenhöfer sagt am Ende der Besichtigung so fast nebenbei: „Hier kommt noch eine bunte Wildwiese hin.“

Die schmucken Eingangstüren sollen erhalten bleiben. Dahinter will der Bauherr hochmoderne, einbruchssichere Etagentüren einbauen.
Die schmucken Eingangstüren sollen erhalten bleiben. Dahinter will der Bauherr hochmoderne, einbruchssichere Etagentüren einbauen. © WP | Hans-Jochem Schulte

Von der Geschichte des 1835 gebauten Hauses ist recht wenig bekannt. Wie aus einer alten Bauakte hervorgeht, scheint auch diese Villa einst im Besitz der Familie Brackelsberg gewesen zu sein. Hans-Günther Adrian, Pressesprecher der Stadt: „Es liegt ein altes Schreiben in der Bauverwaltung vor, in dem die Firma Brackelsberg einen Antrag für einen Anbau stellte.“ Adrian geht davon aus, dass das Haus 107 nicht als Fabrikantenvilla diente, sondern dort leitende Angestellte der Firma wohnten. „Vieles scheint dafür zu sprechen“, so Hans-Günther Adrian. Ganz gleich, wie es auch war: Die Handwerker gehen mit großem Respekt vor der alten Baukunst an die Sanierung, für die Hans-Joachim Ritzenhöfer rund 650 000 Euro veranschlagt hat. Der Bauherr arbeitet bei Sanierungen mit dem Architekturbüro Frey und dem Statiker und Ingenieurbüro Drewnick zusammen.