Schwelm. Marcus Lusebrink hat den Schwelmer Bahnhof gekauft und will dort neben der Renovierung wegweisende Mobilitätskonzepte umsetzen.

Nachdem Marcus Lusebrink den Schwelmer Bahnhof gekauft hat (wir berichteten), verfolgt er nicht nur das Ziel, das völlig heruntergekommene Gebäude optisch und technisch auf Vordermann zu bringen und seiner Heimatstadt ein schönes Eingangsportal zu bieten. Der Bahnhof soll auch Dreh- und Angelpunkt eines wegweisenden Mobilitätskonzepts werden. Hier werden E-Bikes auf Regionalzüge, Busse auf private Pkw, Linienverkehr auf Bedarfsverkehr treffen. Die Grenzen sollen fließend sein. „Wir haben zwei Dinge im Wesentlichen im Blick: die Umwelt und die Bedarfe der Kunden“, sagt Marcus Lusebrink, der als Autohaus-Chef selbst für eine neue Art der Beförderung sorgen will.

Die Nische, in die er mit seinem Tepass-Fahrservice einsteigen will, befindet sich zwischen Taxi und den Bussen, die die VER künftig auf Abruf herumfährt. „Wir haben die Autos, und wir haben die Fahrer, warum sollen wir nicht einen Service anbieten, von dem wir ausgehen, dass die Menschen ihn nutzen und gut finden?“, fragt Marcus Lusebrink und erzählt, was er und seine Leute künftig vorhaben. Auf den ersten Blick hört sich diese Idee wie ein Anrufsammeltaxi an, geht aber darüber hinaus.

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Mit 300 Autos und 20 Fahrern soll vom Flughafentransfer bis zum Businessshuttle alles möglich sein – vor allem aber sollen Menschen mit dem gleichen Ziel in einem Wagen fahren können. Unter 02336/7052 könne sich bereits jetzt jeder melden, der einen Fahrservice benötigt. Lusebrink erläutert: „Wenn nun mehrere Menschen am Dienstag um 9 Uhr ins Krankenhaus wollen oder mehrere Leute zu einer Feier fahren wollen, holen wir einen nach dem anderen ab.“ Die Fahrer werden speziell geschult, in den großen Wagen der Sprinter-Klasse sollen Anstände und Seriosität gewährleistet sein. „Wir wollen einen hohen Standard bieten für einen Preis, der etwa zehn bis zwanzig Prozent unterhalb eines Taxis liegt“, sagt Marcus Lusebrink. Dazu kommt: Diesen ohnehin schon günstigeren Fahrpreis teilen sich die Mitfahrer, auch wenn sie nicht als Gruppe unterwegs sind, sondern einzeln gebucht haben.

Neue Standards der Fortbewegung

Macht er da nicht seinem eigenen Mieter im Bahnhof, der Funktaxen GmbH, Konkurrenz? „Das ist nicht unser Ziel. Wir wollen ergänzend zueinander arbeiten, kollegial ein zusätzliches Angebot machen“, sagt Lusebrink. Ort der Umstiege von einem Mobilitätsangebot zum nächsten soll der Bahnhof in Schwelm sein. Grenzen gibt es für den neuen Eigentümer und sein Team dabei nicht, wenn er in die Zukunft schaut. „Wir bieten das an, was die Kunden wünschen. Und am Ende, das ist auch Teil der Wahrheit, sind wir natürlich auch ein Wirtschaftsunternehmen und wollen mit unseren Angeboten Umsatz generieren.“ So wird das moderne Anrufsammeltaxi per App buchbar sein, vielleicht mit Bild des Fahrers, die Kunden sollen sich sicher fühlen, beispielsweise als bezahlbare Alternative, damit junge Leute sicher am Wochenende nach Hause kommen.

Marcus Lusebrink kauft den Bahnhof Schwelm. Er renoviert das heruntergekommene Gebäude, will dort einen Mobilitätsknotenpunkt errichten.
Marcus Lusebrink kauft den Bahnhof Schwelm. Er renoviert das heruntergekommene Gebäude, will dort einen Mobilitätsknotenpunkt errichten. © Stefan Scherer

Dafür setzt Lusebrink auf Kooperationen – nicht nur mit dem Taxiunternehmen, sondern auch mit der VER, die zum Jahreswechsel ihren ÖPNV „on demand“ anbieten will. Gleichzeitig soll am Bahnhof eine E-Bike-Station inklusive Verleih und Werkstatt entstehen, wo Zug-Pendler ihre teuren Fahrräder aber auch sicher abstellen können. Pendlerbusse zum Wanderparkplatz, E-Roller für Jugendliche, Ticketverkauf für Bus und Bahn sowie Ladestationen für Elektroautos sind weitere Bausteine für den neuen großen Schwelmer Verkehrsknotenpunkt, mit dem Lusebrink Standards in der Region setzen will – gerade was das Mobilitätsangebot in Kleinstädten anbelangt.