Ennepetal. In Ennepetal können sich Muslime nach wie vor nicht entsprechend ihres Glaubens bestatten lassen. Das könnte sich schon bald ändern.

Mitat Mola hat selbst diese Erfahrung machen müssen. Als sein in Ennepetal lebender Vater starb, wurde er in der Türkei beerdigt, muslimisch. In der Klutertstadt wäre eine solche Bestattung auch gar nicht möglich. Denn obwohl auch hier viele Muslime leben, gibt es bis heute keine rechtliche Grundlage dafür, sie ihrem Glauben entsprechend zu bestatten. Mitat Mola, Vorsitzender des Integrationsrates der Stadt, möchte dies ändern.

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Auf Tagesordnung des Integrationsrates

In der Sitzung des Integrationsrates am vergangenen Mittwoch ließ er auf die Tagesordnung den Punkt „Muslimische Bestattungen“ setzen. Mitat Mola erklärte, dass er und weitere Mitglieder des Gremiums von Muslimen angesprochen worden seien. Sie wollten später einmal hier in Ennepetal beerdigt werden, so wie es ihre Religion vorschreibe.

Mitat Mola macht sich stark für die Möglichkeit muslimischer Bestattungen in Ennepetal.
Mitat Mola macht sich stark für die Möglichkeit muslimischer Bestattungen in Ennepetal. © WP | Privat

Mitat Mola sagte auch etwas ganz Persönliches: „Auch ich möchte einmal hier in Ennepetal, wo meine Familie lebt, mein Grab haben. Dann können die Kinder mich besuchen!“ Doch das ist gar nicht so einfach. Die gültige Friedhofsordnung sieht keine Bestattung vor, wie es im muslimischen Glauben vorgesehen ist: ohne Sarg, aber im weißen Leichentuch verhüllt.

Manfred Deneke von den Freien Wählern wies in der Integrationsratssitzung auf mögliche hygienische Probleme hin. Gespannt auf die noch vorzulegende Beschlussvorlage der Stadtverwaltung und auf die kommenden Diskussionen sei sie, sagte Dr. Petra Kappe (SPD). Die Gesetzeslage müsse wohl angepasst werden.

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Petra Backhoff von der Fraktion „Bündnis 90/Die Grünen“ riet der Stadtverwaltung, mit den Städten Hagen, Wuppertal, Köln und Düsseldorf Kontakt aufzunehmen, denn dort seien muslimische Bestattungen erlaubt. Welche Erfahrungen diese Städte bisher gemacht hätten, das soll laut Backhoff ermittelt werden.

In Schwelm gibt es muslimisches Grabfeld seit dem Jahr 2009

In Schwelm gibt es seit dem Jahr 2009 ein muslimisches Grabfeld auf dem Friedhof Oehde.

Eine muslimische, auch islamische Bestattung genannt, ist sarglos.

Die oder der Verstorbene wird in ein weißes Leichentuch gehüllt.

Die Augen des Verstorbenen sind im Grab zum islamischen Heiligtum Kaaba in Mekka gerichtet.

Mit dem sterbenden Mensch wird, wenn möglich, das islamische Glaubensbekenntnis gesprochen.

Vor der Beerdigung wird der tote Mensch gewaschen und von seinen Sünden freigesprochen. Dann erfolgt die Bestattung.

Bevor das Grab geschlossen wird, werden Holzbretter in Form eines Daches über den Verstorbenen gelegt. An vielen muslimischen Grabfeldern gibt es auch Waschhäuser.

Mitat Mola wies darauf hin, dass auf Ennepetaler Friedhöfen noch viel Platz für Gräberfelder vorhanden sei. Durch die vielen Urnengräber würde eben weniger Platz gebraucht als man geplant habe. Ob hier Verstorbene muslimischen Glaubens bestattet werden können, das wird sicherlich geprüft werden. Der Integrationsrat jedenfalls sprach sich einstimmig für einen Prüfauftrag an die Stadtverwaltung aus mit der Ergänzung, möglichst muslimische Bestattungen zu gestatten. Weitere politische Gremien müssen aber noch darüber beraten.