Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. Der heimische Energieversorger AVU erhöht die Preise fürs Erdgas. So teuer wird es für die Haushalte und Betriebe.

Höhere Spritpreise an den Tankstellen, steigende Preise an den Supermarktkassen und eine Teuerungsrate, wie es sie seit Jahren nicht mehr gegeben hat. Die Menschen auch im Ennepe-Ruhr-Kreis müssen immer tiefer in die Tasche greifen, und die nächsten Mehrausgaben sind schon in Sicht. Der heimische Energieversorger AVU zieht die Preise beim Erdgas an.

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Das Unternehmen informierte am Montagnachmittag darüber, dass sich zum 1. Dezember die Preise im Grundversorgungstarif (bei der AVU heißt er „comfortgas“) erhöhen. Beim Arbeitspreis um 0,56 Cent brutto pro Kilowattstunde (kWh) und beim Grundpreis um 2,76 Euro brutto pro Monat. Ein Haushalt mit 10.000 kWh Jahresverbrauch beispielsweise zahlt dann monatlich etwa 7 Euro oder circa 10 Prozent mehr, so die Beispielrechnung der AVU. Alle betroffenen Kunden werden darüber per Schreiben informiert. Die AVU versorgt rund 11.000 Haushalte und kleine Gewerbebetriebe in diesem Tarif.

Die alten und neuen Gaspreise im Grundversorgungs-Tarif comfortgas
Die alten und neuen Gaspreise im Grundversorgungs-Tarif comfortgas © Manuela Nossutta

Grund für den Preisanstieg sind laut Unternehmen die massiv gestiegenen Großhandelspreise. Ob Energie-Durst in China, Liefer-Streit mit Russland oder eine generell wieder hochfahrende Wirtschaft in den Industrienationen nach der Corona-Flaute – alles hängt mit allem zusammen, und die Quittung bekommen nun die Verbraucher auch im Ennepe-Ruhr-Kreis zu spüren. „Wir beobachten die derzeitige Entwicklung aufmerksam und auch ein wenig mit Sorge“, erklärte dazu AVU-Vorstand Uwe Träris. „Teilweise können wir die steigenden Handelspreise durch unsere langfristige Beschaffung abfangen und geben sie deshalb nicht in voller Höhe weiter. Aber sowohl politische Entscheidungen einer neuen Bundesregierung als auch der weltweite Energiehunger erschweren die Preiskalkulation“, wird Träris in der Mitteilung der AVU zitiert. Hinzu kämen Netznutzungsentgelte sowie Steuern, Abgaben und Umlagen, die rund 50 Prozent des Gesamtpreises ausmachten und von der AVU nicht beeinflussbar sind.

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Was in der Mitteilung der AVU nicht drin steht: Beim Preisanstieg in der Grundversorgung („comfortgas“) wird es nicht bleiben. Wie das Unternehmen auf Nachfrage erklärte, werden auch die Tarife „compactgas“ und „onlinegas“ in absehbarer Zeit teurer. „Wahrscheinlich zum 1. Januar“, so AVU-Sprecher Jörg Prostka. Und beim Tarif „fixgas 2022“, der eine Preisgarantie bis zum 31. Dezember 2022 sichert und von der AVU aktuell empfohlen wird, wurden die Preise bereits Anfang dieser Woche erhöht.

Betroffen von der Teuerung sind nicht nur Privathaushalte und kleine Betriebe. Auch auf die AVU-Industriekunden mit individuellen Lieferverträgen wirkt sich die aktuelle Preisentwicklung aus, so das Unternehmen. AVU-Betriebsleiter Benjamin Kreikebaum empfiehlt betroffenen Firmen: „Sprechen Sie Ihren persönlichen Kundenberater an, damit wir gemeinsam die bestmögliche Lösung finden.“

Gas- und Strompreise beeinflussen sich an den Energiebörsen gegenseitig, heißt es immer wieder. Die AVU schließt Preiserhöhungen beim Strom zumindest für die nächsten Wochen aus. „Zum Jahreswechsel wird es keine Veränderungen geben“, teilte das Unternehmen mit.

Verbraucher sollten sich dennoch auf eine Teuerung einstellen. Denn, so AVU-Vorstand Uwe Träris in der Mitteilung dazu: „Insgesamt kennen auch beim Strom die Handelspreise zurzeit nur eine Richtung – nach oben. Wir beobachten auch hier die Marktentwicklung genau.“

Die AVU macht auch wenig Hoffnung, was Erwartungen an die rückläufige EEG-Umlage betrifft. Sie werde im nächsten Jahr zwar um rund die Hälfte auf 3,723 Cent pro kWh sinken. „Für den Endpreis an den Kunden sei das aber nur ein dämpfender Faktor, so die Einschätzung unabhängiger Wirtschafts-Experten“, teilte das Unternehmen mit.