Ennepetal. Hilfe für Menschen mit Behinderung, Hilfe beim Renteneintritt und vielen weiteren Dingen – deshalb ist der VdK Ennpetal seit 75 Jahren so wichtig.

„Eine Seefahrt die ist lustig…“, heißt es – ebenso lustig und interessant war die zweistündige Busfahrt mit 23 Mitgliedern des VdK durch Ennepetals Ortsteile, die der Feierstunde in der „Rosine“ anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Sozialverbandes VdK, Ortsverband Ennepetal, vorausging.

Reiseführer waren Friedrich Förster, seit fast neun Jahren Vorsitzender des VdK, und dessen Stellvertreter, Jörgen Steinbrink. Zum einen zeigte sich ein meist blauer Himmel, zum anderen bewiesen sich die beiden als souveräne „Fremdenführer“, die ihren Gästen Ennepetal, das man schon allein wegen seiner Landschaft im Tal der Ennepe als eine Perle des EN-Kreises bezeichnen könne, näherbrachten. Die Teilnehmenden sahen wunderschöne Eckchen der Klutertstadt, die man nur von Hörensagen her kennt. „Weil wir coronabedingt keine Veranstaltungen in der vergangenen Zeit durchführen konnten, ist die Fahrt ein Geschenk an unsere Mitglieder“, erklärte Jörgen Steinbrink. „Hier wurde am 4. Mai 1946 der VdK gegründet“, wies Förster hin zur ehemaligen Gaststätte „Zum Rathaus“ in der Mittelstraße in Altenvoerde.

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Förster warf ein, dass er eigentlich nach vierjähriger Tätigkeit als Vorsitzender den Posten abgeben wollte. Aber niemand hatte sich bereit erklärt, das Amt zu übernehmen. Andererseits habe die Arbeit viel Spaß gemacht und so habe er sich gern breitschlagen lassen, weiterzumachen. „Solange mein Verstand und meine Gliedmaßen funktionieren, solange möchte ich für den VdK arbeiten“, betonte der 82-Jährige des derzeit 530 Mitglieder starken Ortsverbandes.

Vier Mitglieder unter 25 Jahren

Im VdK seien keineswegs nur Alte und Kranke. Klar, Mitglieder älteren Datums überwiegen, ganze vier Mitglieder bis 25 Jahre seien nur dabei. Der VdK sei ein Sozialverband für alle, die Hilfe benötigen und Interesse an einer Gemeinschaft, um der Vereinsamung zu entfliehen, haben. Und, so erzählte Förster, die Menschen treten in den VdK ein, weil die sozialen Probleme größer werden. „Die Kluft zwischen Arm und Reich führt das einfach herbei.“ Aber: Es gebe auch Leute, die lediglich ihr Anliegen wie Sorge um den Arbeitsplatz oder Fragen zur Rente geklärt haben möchten. Nach Klärung der Probleme zeigen sie eine kurze Verweildauer; jetzt habe man die Rente, was soll man da noch? „Sie treten wieder aus. Da ist von Solidarität nichts zu spüren“, bedauert Förster. „Mit 66 Jahren ist die Hälfte der Leute wieder weg“, erzählte er.

„An Jahreshauptversammlungen und Weihnachtsfeiern (vor Corona) haben durchschnittlich 100 Mitglieder teilgenommen.“ Das sei positiv. Auch zum beliebten Oktoberfest, auf dem man Dirndl und Krachlederne sah und wo es bayerische Schmankerl gab, seien zahlreiche Mitglieder erschienen. Es finden in „Normalzeiten“ monatliche Treffen im „Voerder Eck“ bei Kaffee und Kuchen statt, es gibt Vorträge z.B. von Bezirksbeamten oder der Verbraucherzentrale. Auch Tagesfahrten finden zu erschwinglichen Preisen statt. Zudem bietet man Ratsuchenden einmal monatlich zu festen Terminen in sozialen Fragen kostenfreie Beratungen durch geschultes Personal an.

Und nun stand endlich mal wieder eine Feier an, freuten sich Vorstand und Mitglieder, nämlich die Feier zum 75. Geburtstag des VdK in der „Rosine“. Die eigentlich im Frühjahr geplante Feier habe coronabedingt ausfallen müssen.

Den musikalischen Part hatten Julia und Carolin Wasiak an Alt-, Sopran- und Bassblockflöte, Schülerinnen der Musikschule Ennepetal, übernommen – unter Leitung von Susanne Filler, die am Klavier erfreute. Für die Darbietungen gab es Riesenapplaus.

Friedrich Förster begrüßte die Anwesenden. Grußworte sprachen Bürgermeisterin Imke Heymann und der Kreisverbandsvorsitzende, Manfred Pilz. Zu den Ehrengästen zählten Propst Norbert Dudek, Fachbereichsleiter Michael Schmidt sowie Landtagsabgeordneter Hubertus Kramer, der ebenso ein Grußwort sprach.

Durch viele Höhen und Tiefen gegangen

Die Festrede hielt der stellvertretende Vorsitzende des VdK, Jörgen Steinbrink, der sagte: „75 Jahre VdK Ennepetal, das heißt 75 Jahre Einsatz und Hilfe für den Nächsten vor Ort.“ Im Jahr 1947 sei Mathilde Förster in den VdK Ennepetal eingetreten; „Sie war 46 Jahre im VdK, davon 29 Jahre im Vorstand und elf Jahre Vorsitzende. Ihr Sohn Friedrich folgte in ihre Fußstapfen, der nun seinerseits seit über acht Jahren unser Vorsitzender ist. Von unseren 75 Jahren hat sich Familie Förster über 60 Jahre aktiv den Aufgaben des VdK verschrieben und war mit Leidenschaft und Herzblut immer eine tragende Säule in unserem Ortsverband.“

„Unser Ortsverband ist nun 75 Jahre alt. Er hat alle Höhen und Tiefen dieser vielen Jahre durch seine Mitglieder hautnah miterlebt und war und ist immer am Puls der Zeit. Uns braucht man die Sozialpolitik nicht zu erklären, denn wir wissen, wo der Schuh drückt. Und legen die Finger in die Wunde. Denn wir leben nicht in der Vergangenheit, sondern wir lernen aus ihr, um die Zukunft besser zu machen.“ Steinbrink zitierte Albert Einstein: „Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.“

Die Festveranstaltung schloss mit einem gemeinsamen Essen, das ebenso kostenfrei war.