Ennepetal. Einst half der VdK Ennepetal Kriegsverteranen - heute bringt er Behindete in Arbeit und hat in der Corona-Krise eine ganz neue Bedeutung gewonnen.
Sein 75-jähriges Bestehen feiert in diesem Jahr der Ennepetaler Ortsverein des Sozialverbands VdK. Verwunderlich: Auch wenn sich die Tätigkeitsbereiche immens verändert haben, erfreut sich der 550 Mitglieder zählende Verein eines ungebrochenen Zuspruchs. Daran hat auch die Corona-Krise, die zumindest den geselligen Teil der Vereinsarbeit derzeit lahm legt, nichts geändert. Im Gegenteil: In der Krise ist der Rat des VdK gefragt wie nie zuvor. Die Jubiläumsfeier soll dementsprechend stattfinden, sobald die Pandemie dies zulässt.
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Als der VdK im damaligen Amt Milspe-Voerde am 4. Mai 1946 gegründet wurde, da lag das Ende des Zweiten Weltkrieg gerade ein Jahr zurück. In der Gaststätte „Zum Rathaus“ in Altenvoerde wurde eine Notgemeinschaft „zum Schutz der Interessen der notleidenden Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen, Kriegerwitwen, Kriegswaisen, Vermissten und Rentner“ gegründet. „Die Aufgabe bestand darin, die sozialen Belange zu bündeln und gegenüber Behörden und Institutionen zu vertreten“, erklärt der heutige Vorsitzende Friedrich Förster. Zu dieser Zeit hätten die Besatzungsmächte ihre Verbote und Bestimmungen gegenüber Vereinen und Verbänden, die Sozialarbeit leisteten, überprüft und schließlich aufgehoben.
Behinderten in den Job helfen
Zum Gründungsvorsitzenden wurde Max Hennig gewählt, der die Gruppe danach 21 Jahre lang führte. Nachdem 1948 der NRW-Landesverband des „Verbandes der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner“, kurz: VdK, gegründet worden war, trat die Ennepetaler Gruppe bei. 1950 wurde der VdK Deutschland gegründet.
Der VdK gab und gibt seinen Mitgliedern Hilfestellung, wenn Zeiten, Schwerbehinderungen oder Kriegsbeschädigungen für die Rentenberechnung nicht anerkannt oder wenn Renten gekürzt werden. Ursprünglich sei es ja so gewesen, dass viele Menschen im Krieg einen Arm oder ein Bein verloren oder eine sonstige Behinderung davongetragen hätten. „Diese Menschen brauchten aber auch einen Arbeitsplatz“, erzählt Förster. Dafür habe sich der VdK eingesetzt. „Ich kann mich erinnern, dass in vielen Unternehmen Menschen mit einer Behinderung als Pförtner beschäftigt waren“, erzählt er. Dieser Einsatz ziehe sich bis heute durch die Geschichte des Verbands. „Es ist heute noch eine meiner Hauptaufgaben, Mitgliedern zu helfen, dass ihre Behinderung anerkannt wird.“
Neben der Beratungs- und Unterstützungstätigkeit gibt es eine zweite Säule der Arbeit im Ortsverband, der lange im Haus Ennepetal beheimatet war und nun im Voerder Eck zu Hause ist. „Ich versuche, Geselligkeit in den VdK zu bekommen“, betont der Vorsitzende. „Es geht auch darum, dass die Leute nicht vereinsamen.“
Es finden – wenn Corona es nicht verhindert – regelmäßige Treffen statt. Oft werden dazu Vertreter von Hilfsorganisationen, Polizei oder Verbraucherzentrale eingeladen, um nützliche Informationen zu vermitteln. Auch eine Weihnachtsfeier wird veranstaltet.
Kontakt zu halten wird schwerer
Außerdem biete man etwa vier Tagesfahrten im Jahr an, so Förster. „Für mehr haben wir nicht den Zulauf.“ Wenn es allerdings aus den Reihen den Wunsch nach einer speziellen Fahrt gebe und die Nachfrage entsprechend groß sei, gehe er gerne darauf ein. Die Fahrten, an denen in der Regel die Mitglieder im Rentenalter teilnehmen, werden durch Busunternehmen veranstaltet, weil der Verein das selbst nicht kann. Mitglieder erhalten einen Zuschuss von drei Euro sowie ein kostenloses Frühstück.
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Momentan liegt der gesellige Teil coronabedingt leider brach. „Es ist schwierig, zu den Mitgliedern Kontakt zu halten“, meint Friedrich Förster. Dennoch habe es bisher keine nennenswerte Zahl an Austritten gegeben. „Es gibt ohnehin zwei Arten von Mitgliedern“, so Förster. Die einen, oft etwas jüngeren (viele VdK-Mitglieder sind im Alter von 40 bis 60 Jahren), würden die Hilfe durch den Verband in Anspruch nehmen und nach Abschluss ihres Probleme recht bald wieder austreten. Die anderen würden bleiben, weil sie sich freuen, dass ihnen der VdK geholfen hat.
Nicht zuletzt habe ihm eine Dame, die mit mehreren anderen eingetreten war, mal die Rechnung aufgemacht, dass sie für die 5,50 Euro Monatsbeitrag die Busfahrten mit 3 Euro gesponsert und dazu ein Frühstück im Wert von 5 Euro umsonst bekomme, erzählt Friedrich Förster. Zudem gebe es bei der Weihnachtsfeier ein Abendessen. Letztlich rechne sich die Mitgliedschaft also. Die betreffenden Damen seien übrigens weiter dabei, obwohl derzeit nichts stattfinden könne.
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Was der VdK trotz Corona anbietet, ist die Beratungsstunde. Die findet allerdings nur telefonisch statt und wird von Friedrich Förster und seinem Stellvertreter Jörgen Steinbrink im Wechsel durchgeführt.
Natürlich soll das 75-jährige Bestehen des VdK Ennepetal gebührend gefeiert werden. Am 5. Juni, wie vorgesehen, wird das nicht möglich sein. Geplant hatte der Vorstand eine besondere Busfahrt unter der Überschrift „Ennepetal – Stadt der Kluterthöhle“ mit anschließender Festveranstaltung. Sobald wie möglich soll dies nachgeholt werden.