Gevelsberg. Der Vorsitzende der Taubenväter, eine Stütze des Gemeinwohls und ein herzensguter Mensch verstirbt im Alter von 64 Jahren. Die Trauer ist riesig.

Nach Gerd Laake verliert die Stadt Gevelsberg nur wenige Tage später einen weiteren ihrer ganz besonderen Söhne. Uwe Kraftscheck ist am Sonntagmorgen nach längerer Krankheit im Alter von nur 64 Jahren verstorben. Der Vorsitzende des Vereins „Tauenväter – Menschen helfen Menschen“, der in seiner selbstlosen Art so vielen Notleidenden geholfen hat, hinterlässt eine riesige Lücke für das Gemeinwohl, aber auch nachhaltige Spuren und wunderbare Erinnerungen an einen herzensguten Menschen.

Uwe Kraftscheck hat von seiner Geburt an sein komplettes Leben in Gevelsberg verbracht. Nie hat er mit dem Gedanken gespielt, seine Heimatstadt zu verlassen. „Warum denn auch, es ist doch schön hier?“ so schreib diese Zeitung zu seinem 60. Geburtstag, sei die wohl einzig wahrscheinliche Antwort auf die Frage, ob er Gevelsberg jemals hätte verlassen wollen.

Familienmensch durch und durch

Er wuchs mit einem Bruder und einer Schwester auf, beendete die Schule und machte schließlich eine Klempner-Lehre bei Joachim Sauer in Sprockhövel. Aber schon bald danach zog es ihn auch arbeitstechnisch wieder zurück nach Gevelsberg. Mehr als 40 Jahre war er bei der AVU. Zum 1. September ist er in Rente gegangen. Geblieben sind ihm vom Ruhestand noch nicht einmal zwei Wochen.

Uwe Kraftscheck heiratete seine Frau Karin im Jahr 1990, doch bereits vier Jahre zuvor hatte eine andere Begebenheit sein Leben für immer verändert; seinem Tun und Handeln ein neues Fundament gegeben. Im Jahr 1986 gründete Uwe Kraftscheck den Verein „Taubenväter – Menschen helfen Menschen“ mit und führte ihn, nachdem der Gründungsvorsitzende Hans Günter Jellinghaus im Jahr 2007 das Amt abgab, bis zuletzt. Kindergärten, Altenheime, Notleidende, Menschen, die einfach Hilfe brauchten, fanden stets ein offenes Ohr bei Uwe Kraftscheck.

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Dabei war er nie der offensive Lautsprecher oder jemand, der gern in den Konflikt ging. Im Sinne der Sache sollten alle an einem Strang ziehen, sollte Harmonie herrschen, sollten Kontakte gepflegt und Traditionen bewahrt werden. So führte Uwe Kraftscheck den bedeutendsten caritativen Verein der Stadt Gevelsberg, der jüngst erst noch 400.000 Euro für die Opfer der Hochwasserkatastrophe gesammelt hatte.

Uwe Kraftscheck war zudem ein Familienmensch durch und durch. Seine Frau Karin, seine beiden Töchter Mandy und Lisa sowie die beiden Enkel waren für ihn das Zentrum seines Lebens. Und wer Uwe Kraftscheck als Freund hatte, konnte sich einer Sache sicher sein: Er hatte einen treuen Weggefährten, einen Menschen mit Prinzipien, einem guten Herzen und eigentlich immer guter Launa an seiner Seite. Uwe Kraftscheck pflegte solche Freundschaften, auch wenn sie nicht so tief waren. Wessen Geburtstag er einmal wusste, der konnte sich sicher sein, dass Uwe Kraftscheck ihn nicht vergaß und am Ehrentag anrief, um seine Glückwünsche zu überbringen.

Herzblut, Empathie und Mitmenschlichkeit sind seine Triebfedern gewesen, die ihn mit einem Lächeln im Gesicht auch die nicht so beliebten Arbeiten bei den Taubenvätern erledigen ließen. Ein gutes Miteinander, die Geselligkeit, das Gemeinschaftsgefühl sind ihm wichtig gewesen. In seinem Herzensverein konnten bei den Sitzungen noch so sehr die Fetzen fliegen, Uwe Kraftscheck orderte eine Runde und glättete die Wogen mit einem Läuten der Glocke, einem Lächeln auf den Lippen und seinem Satz „Frische Getränke haben Vorrang“ .

Kaum zu füllende Lücke

Uwe Kraftscheck wird eine Lücke bei den Taubenvätern, in der Stadt Gevelsberg hinterlassen, die nur schwer zu füllen sein wird. Jemanden, der sich selbst und seine eigenen Befindlichkeiten im Dienste an der Allgemeinheit derart hinten anstellt und Gutes am liebsten unbemerkt getan hätte, gibt es selten. Um so tiefer ist das Mitleid der Gevelsberger mit seiner Familie. Viele von ihnen werden sich im Gedenken an Uwe Kraftscheck von ihren Stühlen erheben und ihm ein letztes Mal den Abschied der Taubenväter mit auf den Weg geben: „Gut Flug! Gut Flug! Gut Flug!“

Geschockt ist auch Bürgermeister Claus Jacobi: „In wenigen Tagen verliert unsere Stadt mit Gerd Laake und mit Uwe Kraftscheck zwei großartige Menschen, die sich mit all ihrer Kraft und Leidenschaft für das Allgemeinwohl und die ihnen anvertrauten Aufgaben eingesetzt haben. Uwes menschliches Wesen, seine unkomplizierte Art, für jedermann zu jeder Zeit ansprechbar zu sein, das wird den Taubenvätern, das wird uns allen sehr fehlen Wir vermissen ihn und sind in Gedanken bei seiner Familie.“

Taubenväter werden sich neu aufstellen

Seine Aufgaben bei den Taubenvätern hatte zuletzt bereits seit Uwe Kraftschecks Erkrankung vermehrt Andreas Linke übernommen.

Wie sich der Verein „Menschen helfen Menschen“ nun künftig in seinem Vorstand aufstellen wird, muss die nächste Zeit erst noch zeigen.

Denn auch bei den Taubenvätern sitzt der Schock ob des frühen Todes ihres ausgesprochen beliebten Ersten Vorsitzenden natürlich sehr tief.