Ennepetal. Die Stadt Ennepetal will in einem Pilotprojekt kostenlose Hygienematerialien für Frauen und Mädchen bereitstellen. So sieht das Konzept aus.

In einer zweijährigen Pilotphase sollen an mindestens drei Standorten – öffentlichen Einrichtungen und Schulen – Tampons und Binden zur Verfügung gestellt werden.

Das Vorhaben geht auf einen Bürgerantrag der Ennepetaler Jusos aus dem vergangenen April zurück, in dem die Durchführung eines solchen Pilotprojekts beantragt worden war (wir berichteten). Ziel des Projekts ist eine niedrigschwellige, zukunftsorientierte Unterstützung von Mädchen und Frauen. Zum einen sollen sie beim Auftreten der Periode in der akuten Situation schnell und einfach an Hygieneartikel kommen können. Zum anderen soll die kostenlose Bereitstellung der Artikel dem Problem der so genannten „Periodenarmut“ entgegenwirken, hatten die Jusos zur Begründung ihres Antrags erklärt. Demnach bestehe die Gefahr, dass sich Mädchen und Frauen Tampons oder Binden nicht mehr leisten können und Ersatzartikel nutzen, was eine gesundheitliche Gefahr berge.

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Der Vorschlag der Stadtverwaltung sieht vor, das Projekt mit drei festen Standorten zu beginnen. Es sollen weitere ehrenamtliche Partner gesucht werden, die das Projekt mit Auslagestellen unterstützen und damit zur Enttabuisierung des Themas Menstruation beitragen. Vier Schwerpunkte seien der Verwaltung zufolge als Bestandteile zu beachten:

Finanzierung

Die Bereitstellung von Mitteln im kommenden Haushalt für Anschaffung und Unterhaltung: Die Stadt Hamm habe ein vergleichbares Projekt in einer Pilotphase dieses Jahr installiert, so die Verwaltung. Dafür seien 20.000 Euro zusätzliche Mittel im Haushalt bereitgestellt worden. Für Automaten, die Damenhygienematerialien kostenlos vorhalten und auswerfen, gebe es laut Stadtverwaltung nur einen geeigneten Anbieter, den auch die Stadt Hamm gewählt habe. Dieser Hersteller biete neben den Automaten auch die entsprechend verpackten Verbrauchsmaterialien an.

Die Verwaltung schlägt daher vor, 20.000 Euro für die Beschaffung der Automaten und Verbrauchsmaterialien bereitzustellen, je zur Hälfte in den Haushaltsjahren 2022 und 2023. Veranschlagt werden insgesamt 1350 Euro für die Anschaffung der Automaten (zuzüglich Montagekosten) sowie etwa 750 Euro monatlich für die Verbrauchsmaterialien, sprich: Tampons und Binden.

Standorte

Bereiche und Standorte ermitteln, in denen kostenlose Hygienematerialien für Frauen und Mädchen bereitgehalten werden können: Menstruation und Schamgefühl würden bei Mädchen und Frauen oft eng zusammenhängen. Daher müssten die Aufstellorte zentral und zeitgleich anonym sein, um Mädchen und Frauen die Möglichkeit zu geben, Hygieneartikel unbeobachtet und ungestört zu bekommen, erläutert die Verwaltung. Die Automaten an zentralen Stellen zu platzieren, die zeitgleich nicht einsehbar seien, sei in Ennepetal eine große Herausforderung. Zudem seien die Automaten nicht für den Außenbereich geeignet. In abgelegenen Bereichen müsse darüber hinaus neben der regelmäßigen Befüllung der Schutz vor Vandalismus sichergestellt werden. Für die Pilotphase sollen demnach als Standorte das Bürgerbüro beziehungsweise die Stadtbücherei, das Mehrgenerationenhaus und das Reichenbach-Gymnasium dienen.

Betreuung

Betreuung des Projektes vor Ort und die regelmäßige Nachfüllung: Die Automaten seien regelmäßig auf Funktionalität zu überprüften, heißt es in dem Konzept. Eine regelmäßige Nachbefüllung sei zu gewährleisten. Dafür seien Personen zu benennen, die eine Betreuung übernehmen. In den vorgeschlagenen städtischen Einrichtungen könne die Überprüfung der Funktionalität beispielsweise über die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Nachbefüllung über die Hausmeister/Reinigungskräfte organisiert werden, am RGE über die Mitarbeiter und Hausmeister der Schule. Weitere ehrenamtliche Einrichtungen oder Organisationen sollen innerhalb der Projektphase gesucht werden, um flächendeckend zusätzliche Auslagestellen in Ennepetal vorzuhalten. Über die Bereitstellung von zusätzlichen Automaten an weiteren Orten soll entschieden werden, wenn die Erfahrungen aus der Pilotphase ausgewertet sind.

Evaluierung

Evaluierung des Projektes: Die Evaluation des Projektes soll durch die Gleichstellungsbeauftragte vorgenommen werden und die Ergebnisse dem Rat der Stadt zum Ende des Projektzeitraumes vorgestellt werden.