Gevelsberg. Verheerende Hochwasserbilanz in Gevelsberg: Mehr als 100.000 Euro Schaden und kein Winterfutter mehr für die Tier.

Tonnen von Geröll haben sich den Weg durch das Damwildgatter gebahnt und eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Mitgerissen von der Flut, die der Starkregen im Juli mit sich brachte. 200 Meter Zaun wurden zerstört, das Winterfutter für die Tiere ist verloren, und auch das Neue Forsthaus hat etwas abbekommen. Die Versicherung beziffert den Schaden auf mehr als 100.000 Euro. Der Verschönerungsverein Gevelsberg blickt auf eine schwierige Zeit.

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Wie lange es dauern wird, bis wieder alles so ist, wie es vor dem Unwetter war? „Bestimmt ein Jahr“, sagt Dirk Huckenbeck. Der Mann, der sich im Auftrag des Verschönerungsvereins um das Wildgatter kümmert, war da, als das Wasser kam. Und konnte nur zuschauen, wie es ins Tal hinab rauschte, sich am Löschteich sammelte, über die Ufer des Bachs trat und vieles mit sich riss. Aus dem sonst 20 bis 30 Zentimeter breiten Kirchwinkelbach sei ein 15 Meter breiter Strom geworden, sagt Falk Ramme von Verschönerungsverein. Die Tiere hatten sich zum Glück rechtzeitig in Sicherheit gebracht. „Die waren pfiffig und haben sich nach oben verzogen“, sagt Huckenbeck. Und abgehauen sei auch keins, weil sobald es das Wasser zuließ, ein provisorischer Zaun errichtet wurde.

Das Hochwasser im Kirchwinkelbach sorgte Mitte Juli für viele Schäden. Es ist von mehr als 100.000 Euro die Rede.
Das Hochwasser im Kirchwinkelbach sorgte Mitte Juli für viele Schäden. Es ist von mehr als 100.000 Euro die Rede. © WP | Privat

Der Bachlauf direkt nebenan ist erst auf einem kleinen Stück frei geräumt. Huckenbeck erklärt, dass sich oben das Quellwasser mit dem vielen Oberflächenwasser vermischt hätte, im Kirchwinkelbach zusammenfloss, Geröll und Holz mitriss und dadurch der Tunnel am oberen Gatter verstopft worden sei. Doch die Massen drückten mit Macht. „Wir hatten auf einem Stück einen regelrechten Canyon, bis zu vier Meter tief“, sagt er. Der ist mittlerweile wieder verfüllt.

Tonnenweise Geröll im Bachlauf

Wichtig ist, dass das Geröll aus dem Bachlauf rausgeholt wird, damit beim nächsten starken Regen nicht wieder alles überflutet wird, das Wasser ungehindert ablaufen kann. Stein, Geäst und Schutt versperren auch die unterirdischen Futtersilos. Zehn Tonnen Kastanien finden darin Platz. Futter für die acht Mufflons und die 16 Damwild-Tiere. „Die Kastanien sind nun leider nicht mehr zu verwenden“, sagt Falk Ramme und hofft, dass in diesem Jahr im Rahmen der Kastaniensammlung wieder viel zusammenkommt. Im vergangenen Jahr seien es 12,5 Tonnen gewesen. Fest steht, es muss auf jeden Fall zugekauft werden. Und es muss eine Lösung für die Aufbewahrung her. Um die weggerissene Brücke am Löschteich hätte sich bereits die Stadt gekümmert und eine neue errichtet.

Tonnenweise Geröll wurde mit dem Wasser ins Tal gespült.
Tonnenweise Geröll wurde mit dem Wasser ins Tal gespült. © Carmen Thomachewski

Die Aufräumarbeiten laufen und auch die Versicherung habe bereits einen Gutachter geschickt. Die Größe des Schadens zu schätzen, sei auch für die Fachleute schwierig gewesen, sagt Lars Richter. Er ist Kassierer des Verschönerungsvereins. Mehr als 100.000 Euro, so lautet die derzeitige Bewertung des Schadens durch die Versicherung. Im Keller des Neuen Forsthauses habe das Wasser gestanden. Die Terrasse sei unterspült worden. Zum Glück sei der Verein versichert.

Sachspenden und Helfer willkommen

Das Damwildgatter im Gevelsberger Stadtwald gibt es seit 1912. Es ist 6900 Quadratmeter groß und gehört dem Verschönerungsverein Gevelsberg (VVG).

Nebenan steht das Neue Forsthaus. Seit 53 Jahren bewohnt Liane Schlieper das Haus und kümmert sich um das Gebäude, öffnet das Café und bewirtet Gäste. Ab dem 1. Januar 2022 zieht Dirk Huckenbeck mit seiner Lebenspartnerin Heidi Pathe ein. Auch in Zukunft soll das Haus Anlaufpunkt für die Gevelsberger bleiben.

Wer den Verschönerungsverein unterstützen möchte, kann die Aktiven per E-Mail erreichen unter info@vv-gevelsberg.de

Und auch Sachspenden seien willkommen: feiner Schotter, Zaunmaterial, Einsaat für die Wiese, Beton.

Dennoch: „Es kommt einiges auf uns zu“, sagt Lars Richter. Geplant ist zudem eine großangelegte Renovierung des Gebäudes, bevor Dirk Huckenbeck dort einzieht. Wie berichtet, wird Liane Schlieper das Haus verlassen. „Wir wollen hier auch weiterhin Kinder- und Jugendarbeit betreiben und die Natur erlebbar machen“, sagt Falk Ramme. Ein konkretes Konzept werde mit Dirk Huckenbeck gerade erarbeitet. Dabei gehe es auch um das Café.

Finanziell belastende Situation

„Ich freue mich, dass meine Lebenspartnerin und ich hier einziehen“, sagt Huckenbeck. Mal eben die Tiere füttern, nach dem Rechten schauen, das sei nun viel einfacher. Seit etwa zehn Jahren sei er dabei und hätte noch immer viel Spaß bei seiner Aufgabe und freue sich auf das, was vor ihm liege. Auch wenn die derzeitige Situation eine große Herausforderung sei.

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Sorgen, dass der Verein die finanziell belastende Situation nicht stemmen kann, haben die Aktiven nicht, auch wenn sie sicherlich nicht den gesamten Schaden ersetzt bekommen. Was sie benötigten, seien jedoch helfende Hände. Es liegt noch tonnenweise Arbeit im Wildgatter.