Ennepetal. Der Förderbescheid für die denkmalgerechte Sanierung ist eingetroffen. So geht es jetzt am Bahnhof Ennepetal weiter.

Seit Jahren gammelt der Bahnhof Ennepetal vor sich hin. Dass es sich um ein Baudenkmal handelt, ist ihm nicht mehr anzusehen. Schwamm und Schimmel, aber auch Vandalismus haben der Substanz des mehr als 170 Jahre alten Zeugnisses der Industriegeschichte in der Region schwer zugesetzt. Doch nun soll sich, nach langer Anlaufzeit, endlich etwas tun. Der Förderbescheid für die denkmalgerechte Sanierung ist eingetroffen, eine Abbruchgenehmigung für die nicht erhaltenswerten Teile des Bahnhofs ist erteilt.

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In diesem Jahr sollen das ehemalige Depot des Bahnhofs mit den Rolltoren und der im Außenbereich angebauten Rampe sowie der eingeschossige Teil der alten Wartehalle, zurückgebaut werden. „Hier handelt es sich um das jüngste Teil des Gesamtgebäudes, das nicht als denkmal- und erhaltenswürdig von der unteren Denkmalschutzbehörde eingestuft wurde“, erläuterte Thomas Pflug, Leiter des Fachbereichs Bauen und Betriebshof in der jüngsten Ratssitzung. Das entsprechende Baugesuch dafür sei positiv entschieden.

Spätere Nutzung weiter offen

Durch den Rückbau des Gebäudeteils sei es notwendig, auf der Seite eine neue Außenwand zu erstellen, so Pflug weiter. Diese werde den Giebel der zweigeschossigen Wartehalle schließen. „Diese neue Außenwand wird wie die anderen bereits bestehenden Außenwände aus Fachwerk bestehen“, erklärte er. Auch dafür liege die Genehmigung bereits vor. Die Gründung der neuen Außenwand solle auf einem gemauerten Sockel aus Ziegelsteinen mit Streifenfundament, entsprechend der Bauweise des Denkmals, erfolgen. Auf der Außenseite des neuen Giebels werde eine Holzschalung aufgebracht, die später dem farblich bestehenden Gebäude angepasst wird, berichtete Thomas Pflug weiter. Die durch den Rückbau der Gebäudeteile entstehende Freifläche solle als Platz für die Einrichtung der Baustelle für die Instandsetzung des Denkmals dienen.

Vergabe noch in diesem Jahr

Im Anschluss an die vorbereitenden Arbeiten sei „ein Architektur- beziehungsweise Planungsbüro zu beauftragen, das die Leistungsverzeichnisse für die Sanierung des Bahnhofgebäudes erstellt und die Umsetzung der Sanierung begleitet“, so der Fachbereichsleiter. Das Erstellen der Leistungsverzeichnisse sowie Ausschreibung und Vergabe des Sanierungsauftrags sollten noch im Jahr 2021 erfolgen.

2009 von Privateigentümer gekauft

Die Stadt hatte nach einstimmigem Ratsbeschluss 2009 den schon damals stark sanierungsbedürftigen Bahnhof, der sich in Privateigentum befand, gekauft.

Kurz darauf wurde der Förderverein Denkmal Bahnhof Ennepetal gegründet, der die Sanierung fördern und Voraussetzungen für eine nachhaltige Nutzung schaffen wollte. Dies wurde nie umgesetzt, insbesondere weil Fördermittel nicht wie ursprünglich erwartet flossen. Abgesehen von einigen wenigen Veranstaltungen wurde ein Teilbereich als Gaststätte genutzt, doch auch das ist längst Geschichte. Zwischenzeitlich warf der Förderverein der Stadt Untätigkeit hinsichtlich des Erhalts des denkmalgeschützten Bauwerks vor.

Nachdem lange Zeit nur kleinere Reparaturen und Maßnahmen zur Verkehrssicherung vorgenommen worden waren, ließen die – mittlerweile rekommunalisierten Stadtbetriebe Ennepetal – den Bahnhof im Jahr 2017 eingehend begutachten. Die beauftragten Fachleute stellten erheblichen Hausschwamm- und Schimmelbefall fest. Auf Basis dieser Erkenntnisse erarbeitete die Stadt das Sanierungskonzept, das nun umgesetzt werden soll.

Wie der verbleibende Gebäudeteil nach der grundlegenenden Sanierung genutzt werden könnte, ist nach wie vor offen. Öffentlich zugängliche Toiletten solle es nach Vorstellung von Bürgermeisterin Imke Heymann dort geben. In der Ratssitzung hatte sie auch die Überlegungen, dort ein stadthistorisches Museum einzurichten, für das einige Heimatfreunde um Dr. Hubert Köhler derzeit eine Sammlung aufbauen, angesprochen. Nicht zuletzt halte sie es nach wie vor für wünschenswert, in dem Gebäude ein Taxiunternehmen anzusiedeln. Dadurch sei gewährleistet, dass der Bereich rund um die Uhr besetzt sei.

Noch offene Fragen

Wie teuer die Sanierung und die Vorbereitung für eine Nutzung am Ende für die Stadt sein werden, könne er seriös noch nicht sagen, erklärte Thomas Pflug auf Nachfrage. Nicht förderfähig seien in jedem Fall die Abbruchmaßnahmen. Und ob Fördermittel für die Herrichtung von Räumen fließen, die dann genutzt werden könnten, hänge nicht zuletzt von der Art der Nutzung ab. Für die Einrichtung eines Museum liege eine Förderung zumindest im Bereich des Möglichen. Insgesamt sind 2,3 Millionen Euro an Haushaltsmitteln für den Bahnhof vorgesehen. Ob dieser Rahmen eingehalten werden kann, bleibt abzuwarten. „Erfahrungsgemäß sieht man bei so alten Gebäuden oft erst mehr, wenn die Arbeiten im Gange sind“, meint Thomas Pflug.