Gevelsberg. Versuchter Totschlag in Gevelsberg: Noch-Frau will bei neuem Freund übernachten. Kolumbianer (38) verletzt Türken (39) schwer.
Versuchter Totschlag in einer Gevelsberger Flüchtlingsunterkunft: Nachdem er den neuen Lebensgefährten seiner Frau mit einem Messer und massiven Prügeln schwer verletzt hatte, ging ein 38-Jähriger nach Hause und wartete dort, bis die Polizei klingelte und ihn verhaftete. Sein Opfer musste noch in der Nacht operiert werden. Die Stadt Gevelsberg reagiert umgehend auf die Gewaltattacke, die unterm Strich eine reine Beziehungstat gewesen ist.
Die Polizei machte die Gewalttat, die sich kurz nach Mitternacht in der Nacht von Sonntag, 5. Juli, auf Montag, 6. Juli, ereignete, erst jetzt öffentlich und hält sich zum Tatverlauf sowie den Lebensumständen aller Beteiligter sehr bedeckt. Bislang ereignete sich nach Recherchen dieser Zeitung Folgendes: Der 38-jährige Kolumbianer lebt im Trennungsjahr von seiner Frau in Gevelsberg. Beide haben eigene Wohnungen und sind anerkannte Asylbewerber. Nun soll die Frau sich neu verliebt haben. Ihr neuer Freund ist ein 38-jähriger Türke, den die Stadt Gevelsberg in der Flüchtlingsunterkunft an der Drehbank untergebracht hat. Sein Asylantrag – mutmaßlich wegen politischer Verfolgung – ist bislang weder anerkannt oder abgelehnt worden.
Frau flüchtet, da greift er den Neuen an
Die Nacht von Sonntag auf Montag soll die erste gewesen sein, in der die 37-Jährige bei ihrem neuen Lebensgefährten übernachten wollte. Davon muss der 38-Jährige gewusst haben. Denn um kurz nach Mitternacht stand er vor der Tür der Unterkunft an der Ecke zur Mühlenstraße. „Diese ist nur mit einem Schlüssel zu betreten. Niemand kann dort einfach in den Flur treten“, sagt Michael Pfleging, zuständiger Fachbereichsleiter bei der Stadt Gevelsberg im Gespräch mit dieser Redaktion. Ob der wütende Verlassene bei einem der drei anderen alleinstehenden Männer aus Afghanistan und Tadschikistan, die in diesem Haus wohnen, geklingelt hat und so Einlass bekam oder ob sein Nachfolger in der Gunst seiner Frau ihm direkt die Tür geöffnet hat, ist derzeit noch nicht hundertprozentig klar.
Fest steht hingegen: Plötzlich stand der Mann in der Wohnung des Türken, beschimpfte seine Frau, schrie diese an. Aus Angst soll diese aus der Wohnung geflüchtet sein und bei einem anderen Hausbewohner um Hilfe gebeten haben. Was dann genau passiert ist, lässt sich aktuell noch nicht wirklich rekonstruieren. „Der Täter schweigt zu den Geschehnissen und das Opfer konnte noch nicht vernommen werden“, sagt Polizeisprecherin Vera Viebahn auf Nachfrage der Redaktion. Offenbar ist aus dem lautstarken Streit aber schnell ein handfester geworden. Der Kolumbianer soll den Türken mit einem handelsüblichen Küchenmesser, das er mitgebracht hatte, schwer verletzt und außerdem auf ihn eingeprügelt haben. Dann verließ er die Wohnung und die gesamte Unterkunft. Als der Nachbar, den die Noch-Ehefrau zur Hilfe gerufen hatte, in der Wohnung eintraf, fand er den schwer verletzten 39-Jährigen. Parallel dazu hatte die Frau die Polizei alarmiert.
Opfer zieht aus Sicherheit in andere Wohnung um
Während ein Notarzt das Opfer versorgte, das mit dem Rettungswagen in ein Krankenhaus gebracht wurde, wo es noch in der Nacht operiert und intensivmedizinisch behandelt wurde, eilte die Polizei zur Wohnadresse des Kolumbianers. „Dort trafen die Kollegen den Mann auch an, der sich nach meinem Kenntnisstand widerstandslos verhaften ließ“, sagt Vera Viebahn. Die Staatsanwaltschaft Hagen geht von einer Tötungsabsicht aus, weshalb die polizeilichen Ermittlungen wegen versuchten Totschlags laufen. Gegen den 38-Jährigen, der unter Betreuung steht, erging ein Haftbefehl, er sitzt nun in Untersuchungshaft. Alkohol oder Drogen scheinen nach ersten Erkenntnissen bei keinem der Beteiligten im Spiel gewesen zu sein.
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Der 39-jährige neue Lebenspartner hingegen konnte nach Informationen dieser Zeitung das Krankenhaus mittlerweile wieder verlassen, ist aber von den Verletzungen noch gezeichnet. „Vor allem zu seiner Sicherheit haben wir ihm eine andere Wohnung im Stadtgebiet gegeben“, sagt Michael Pfleging. Er bedauert den blutigen Vorfall sehr, sagt aber auch: „Dies ist eine klassische Beziehungstat, die kaum zu verhindern ist. Dennoch fragen wir uns selbstverständlich: Was können wir tun? Welche Konsequenzen ziehen wir?“ Die erste Konsequenz ist der Umzug. Viel mehr wird auch kaum möglich sein, denn die Flüchtlinge führen in ihren Wohnungen ein selbstbestimmtes Leben.
Ob der Täter im Falle eines Urteils abgeschoben würde oder in ein deutsches Gefängnis käme, ist ebenso unklar wie einige weitere Fragen, deren Antworten die Ermittler nun noch suchen.
Die Unterkünfte für Flüchtlinge
Die Stadt hat die Flüchtlingsunterkunft an der Drehbank im Februar 2016 angemietet.
Neben dieser Unterkunft gibt es auf dem Gebiet der Stadt Gevelsberg elf weitere Flüchtlingsunterkünfte, in denen mehrere Flüchtlinge leben.
Weitere Menschen sind auf Einzelwohnungen im Stadtgebiet verteilt.