Ennepetal. Das Büro „Stadt + Handel“ aus Dortmund kümmert sich ab sofort um das Innenstadtmanagement in Ennepetal. Das sind die Details:

Der Ansprechpartner vor Ort für Einzelhändler, Vermieter und weitere Akteure wird Alexander Bethke sein. In Kürze wird der 28-Jährige ein Büro an der Voerder Straße 64 beziehen. Vorgesehen ist aber, dass es regelmäßige Öffnungszeiten an einem Tag in der Woche gibt.

Die Ausgangslage

Die Stadt hatte sich im vergangenen Jahr entschieden, keinen Citymanager mehr zu beschäftigen, sondern ein externes Büro mit der Übernahme des Innenstadtmanagements zu beauftragen. Ein Büro habe den Vorteil, dass nicht nur ein Person die Arbeit erledigt, sondern mehrere Mitarbeiter unterschiedliche Gruppierungen bedienen können, erklärte Stadtplaner Ulrich Höhl damals. Nach der Ausschreibung zu Jahresbeginn erhielt im März „Stadt + Handel“ den Zuschlag.

Das Büro

„Stadt + Handel“ ist ein Planungs- und Gutachterbüro mit Sitz in Dortmund. Zudem hat das 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählende Büro drei weitere Standorte in Deutschland. „Wir betreuen immer als Team“, erklärt Projektleiter Jan Eichenauer. Er ist wie Alexander Bethke Raumplaner. Als Assistent ergänzt Maximilian Graf, der noch studiert, das Team. „Wir betreuen 20 bis 25 Kommunen bei der Innenstadtentwicklung“, meint Eichenauer. „Da bekommt man viel mit und kann gucken, ob Ideen, die man anderswo gesehen hat, auch für Ennepetal funktionieren. Nicht zuletzt verfüge „Stadt + Handel“ über eine vielfältige Expertise, zum Beispiel auch im Stadtmarketing.

Die Aufgaben

Das Leerstandsmanagement ist eine der zentralen Aufgaben, der sich „Stadt + Handel“ widmen wird. Um die Ladenlokale wieder mit Leben zu füllen, so Alexander Bethke, wolle man die Mittel aus dem „NRW-Sofortprogramm zur Stärkung unserer Innenstädte und Zentren“ nutzen, die nach Ennepetal fließen. Die Stadt kann damit leerstehende Ladenlokale selbst anmieten und günstiger vermieten. Die Differenz wird durch die Fördermittel ausgeglichen. Hinzu kommen das Fassaden- und Hofflächenprogramm, das bisher eher zögerlich nachgefragt wurde, und die Förderung von Maßnahmen zur Schaffung von Barrierefreiheit. Darüber hinaus steht ein Verfügungsfonds bereit, mit dem Akteure aus der Innenstadt vielfältige Maßnahmen zur Aufwertung des Bereichs zur Hälfte gefördert bekommen können. „Wir sind da, um Brücken zu schlagen und Anträge erfolgreich durchzubringen“, so Alexander Bethke.

Vor dem künftigen Büro des Innenstadtmanagements: Jan Eichenauer, Bürgermeisterin Imke Heymann, Alexander Bethke, Ulrich Höhl, Barbara Mittag und Fachbereichsleiter Marco Heimhardt (von links).
Vor dem künftigen Büro des Innenstadtmanagements: Jan Eichenauer, Bürgermeisterin Imke Heymann, Alexander Bethke, Ulrich Höhl, Barbara Mittag und Fachbereichsleiter Marco Heimhardt (von links). © WP | Hartmut Breyer

Weiterer Schwerpunkt soll die Aktivierung und Beratung der Akteure in der City sein. „Wir verstehen unsere Arbeit immer auch ein bisschen als ,Hilfe zur Selbsthilfe’“, so Alexander Bethke. „Irgendwann werden wir wieder weg sein, dann wollen wir etwas hinterlassen, was bleibt.“ Zunächst läuft der Vertrag mit der Stadt für ein Jahr. Mit der Bezirksregierung ist aber bereits besprochen, dass das Innenstadtmanagement anschließend für weitere drei Jahre gefördert werden soll. Eines unterstreicht Alexander Bethke: „Für uns ist es superwichtig, dass es so eine engagierte Gemeinschaft wie ,My City’ gibt. Das hilft uns ungemein, weil die Aktiven immer vor Ort sind.“

Erste Erkenntnisse

Im April nahm „Stadt + Handel“ die Arbeit auf. „Uns ist aufgefallen, dass es ein relativ großes Zentrum und somit lange Distanzen gibt“, schildert Jan Eichenauer seine ersten Eindrücke. Sehr schön, weil gemütlich eingefasst, sei der Marktplatz. „Und überrascht war ich, wie nah die Kluterthöhle an der Innenstadt liegt“, so Eichenauer.

Zu den ersten Schritten zählt, dass das Team die Leerstände erhoben hat. 16 wurden gezählt. Voraussichtlich werde man auch noch eine qualitative Erhebung der Ladenlokale vornehmen und daraus Steckbriefe erstellen, so Alexander Bethke, der betont, dass das Leerstandsmanagement hohe Priorität habe. Bisher habe der Schwerpunkt des Citymanagements eher auf der Organisation von Veranstaltungen gelegen, das sei aber wegen Corona aktuell nicht zielführend.

Erste Ideen

Ein erstes Ziel für eine Neuansiedlung sei ein Hofladen, in dem heimische Erzeuger ihre Produkte anbieten können. „Einige würden mitmachen“, betont „My City“-Vorsitzende Barbara Mittag. Ein „Unverpackt“-Laden und ein Künstlercafé sind weitere Ideen. Grundsätzlich könnte Ennepetal einen Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit und Regionalität legen und sich so ein Alleinstellungsmerkmal schaffen.

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Erst einmal gelte es, in die Köpfe zu bringen, dass man wieder ohne Angst in die Innenstadt gehen könne, meint Barbara Mittag. In der Corona-Zeit hätten viele den Online-Handel genutzt, vor allem die Jüngeren würden dabei bleiben. Alexander Bethke meint dazu: „Der stationäre Handel hat Stärken, die kann man mit Online-Angeboten verstärken.“ Und gerade weil Ennepetal nicht die Einkaufsstadt sein werde, gehe es darum, sich seine Nische zu suchen.

Das Büro des Innenstadtmanagements, das im Juli an der Voerder Straße 64 bezogen werden soll, ist derzeit per E-Mail erreichbar: ennepetal@stadt-handel.de

Projekt auf Grundlage des ISEK vom Land gefördert

2015 hatte die Stadt das Integrierte Handlungskonzept „Innenstadt im Wandel“ aufgestellt. Darin war eine Reihe von Projekten aufgeführt worden, die die künftige Entwicklung der Innenstadt betrafen. Das Konzept dient als Basis für die Beantragung von Städtebaufördermitteln für einzelne Vorhaben. 2016 und 2017 schrieb die Stadt das Konzept als „Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept“ (ISEK) fort. Dabei wurden verschiedene Projekte – wie das Mehrzielprojekt „Haus Ennepetal“ samt Umgebung – nachjustiert.

Auf Grundlage des ISEK konnte die Stadt Mittel für das Projekt „Innenstadtmanagement“ beantragen. Nach einer Startphase, die vom Dortmunder Büro Heinze und Partner betreut worden war und in der der Händler- und Dienstleisterverein „My City“ gegründet wurde, wurde ein Citymanager eingestellt. Angestellt war dieser bei „My City“, die Finanzierung der Stelle übernahmen je zur Hälfte Land und Stadt. Der Vertrag mit dem ersten Citymanager war nach kaum einem Jahr aufgelöst worden. Der Vertrag von dessen Nachfolger, der Ende 2020 ausgelaufen war, wurde nicht verlängert. Die Stadt entschied sich damals, mit dem Innenstadtmanagement künftig ein externes Büro zu beauftragen.