Schwelm. Überraschende Wende bei der Namensfindung fürs neue Kulturhaus in Schwelm. Warum auf einmal die Bürger und deren Vorschläge gefragt sind.

Wer gespannt auf den Namen für das neue Kulturhaus an der Römerstraße wartet, muss sich noch gedulden. Einen Tag vor der Entscheidung hat sich die Politik auf eine komplett andere Vorgehensweise verständigt. Aus einem nachvollziehbaren Grund.

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Mit Blick zurück auf die jahrelange heftige Auseinandersetzung um die Zentralisierung der Schwelmer Verwaltung, um den Bau des neuen Rathauses und der damit zusammenhängenden Frage, wo bei alldem die Musikschule, die Stadtbücherei und die Volkshochschule unterkommen, erscheint der Bau des Kulturhauses an der Römerstraße, wo die drei kommunalen Bildungs- und Kultureinrichtungen gemeinsam unter einem Dach ihr neues Zuhause finden, im Rückblick wie ein städtebaulicher Glücksfall. Zentral gelegen, die Baukosten zu 100 Prozent vom Land finanziert und der Bau in einer Geschwindigkeit hochgezogen, dass es jedem Bauherrn warm ums Herz werden würde.

Richtfest nach sieben Monaten

Sieben Monate nach Grundsteinlegung im September 2020 feierte die Stadt das Richtfest an dem Gebäude, dessen Bau Beigeordneter Ralf Schweinsberg beim Spatenstich als „Jahrhundertprojekt“ für die Stadt und ihre Bürger bezeichnet hatte. Die Freude an dem Fortschritt des Projektes ist in der Stadt zu spüren, der Stolz darauf mitunter auch.

Angesichts des zügigen Baufortschritts hatten sich Politik und Verwaltung ursprünglich darauf verständigt, bis zum Kulturausschuss am vergangenen Mittwoch einen Namen zu finden.
Angesichts des zügigen Baufortschritts hatten sich Politik und Verwaltung ursprünglich darauf verständigt, bis zum Kulturausschuss am vergangenen Mittwoch einen Namen zu finden. © Privat | Birgit Böttcher

Umso mehr rückt damit in den Mittelpunkt, wie das „Vorzeige-Objekt“ denn einmal heißen soll. Ein Name ist schließlich nicht nur eine Bezeichnung, sondern verleiht dem Gebäude eine Bedeutung und schafft dadurch Identität. Mit dem Haus, mit der Stadt, mit der Kultur, am besten mit allem. Angesichts des zügigen Baufortschritts hatten sich Politik und Verwaltung ursprünglich darauf verständigt, bis zum Kulturausschuss am vergangenen Mittwoch einen Namen zu finden, der sich bei Eröffnung des Kulturhauses im Frühjahr 2022 ansprechend beschildert am Gebäude wiederfinden soll. Die Verwaltung selbst hat in ihrer Beschlussvorlage auch gleich einen Vorschlag eingebracht: „Das städtische Kulturhaus soll zukünftig den Namen ,Schwelmer Haus der Kultur’ tragen“. Damit war das Rennen um die beste Namensidee eröffnet (wir berichteten).

Die Wählergruppe BIZ schlug den Namen „Haus der KulturEN“ vor und brachte ihn per Antrag auf den politischen Weg. Bündnis 90/Die Grünen hätten das Kulturhaus gerne nach dem in Schwelm geborenen und bundesweit bekannten Schriftsteller und Liedermacher Franz-Josef Degenhardt (1931-2011) benannte. Auch dies wurde per Antrag offiziell zur Abstimmung vorgelegt. Die Fraktion der Linken hätte dem gerne zugestimmt, wie Ratsmitglied Karsten Müller im Kulturausschuss am Mittwoch erklärte. Doch zum Votum kam es erst gar nicht.

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Wohl in jeder Partei und Wählergruppe, so war zu hören, gab es Ideen und eigene Vorschläge, wie das Kulturhaus einmal heißen soll. Das Risiko war also gegeben, bei einer Abstimmung nicht auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Deshalb verständigten sich die Fraktionen genau einen Tag vor der Sitzung in einer morgendlichen Video-Schalte darauf, es nicht soweit kommen zu lassen. „Jeder Vorschlag hatte was gutes und was schlechtes“, erklärte CDU-Fraktionschef Oliver Flüshöh im Gespräch mit unserer Redaktion. Im Zweifel sei die Politik dann der schlechteste Berater. Aus dieser Einsicht heraus schlugen die Christdemokraten vor, worauf sich die bei der morgendlichen Zusammenkunft vertretenen Fraktionen schließlich verständigten: die Namensfindung fürs neue Kulturhaus wird besser anders angegangen.

Was am Vortag in geschlossener Runde vereinbart war, wurde tags darauf vom Kulturausschuss offiziell und einstimmig abgesegnet. Das Namensfindungs-Verfahren sieht demnach nun so aus: Jede Bürgerin und jeder Bürger kann der Stadtverwaltung einen Namen für das neue Kulturhaus vorschlagen. Die Vorschläge werden im Rathaus gesammelt und der Politik zur Vorauswahl vorgelegt. Am Ende soll es auf eine enge Auswahl weniger Vorschläge hinauslaufen, aus der sich die Politik schließlich in öffentlicher Sitzung auf einen Namen festlegt. Über die genauen Modalitäten des Vorschlagsverfahrens wird die Bürgerschaft noch informiert. Die alles entscheidende Sitzung soll dann irgendwann im Herbst sein, damit der Name für das Kulturhaus mit ausreichendem Vorlauf bis zur Eröffnung im Frühjahr 2022 feststeht.

Eine eigene Namensidee hatte übrigens auch Kulturausschussvorsitzende Dr. Frauke Hortolani (SPD). „Mein Vorschlag lautet: Schwelmer Kulturtreffpunkt.“ Sie verriet nicht, ob sie sich damit in der eigenen Fraktion habe durchsetzen können. Die Freude war ihr aber anzuhören: „Meinen Vorschlag kann ich ja jetzt als Bürgerin einbringen“.