Redaktionsleiter Stefan Scherer zieht Schlussfolgerungen aus dem beschämenden Theater in der Gevelsberger SPD.

Wie schlecht ist es um die Gevelsberger SPD bestellt, die im Stadtrat die absolute Mehrheit hält, wenn sogar dem eigenen Parteivorsitzenden die Lust auf eine politische Karriere vergeht, weil er sich nicht für unsaubere parteiinterne Spielchen hergeben will? Altgediente Genossen wenden sich ab. Die Generation, die altersmäßig für verantwortungsvolle Ämter bereit wäre, wankt zwischen Motivation und Frustration. Die Jusos im EN-Kreis vermitteln den Eindruck, als ob sie nicht genau wüssten, ob sie lieber Grüne oder Linke wären – eine eigene sozialdemokratische Identität sucht man jedenfalls vergeblich.

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Eine solche hätte Helge Mannott zumindest auf dem Papier mitgebracht: Familienvater, Angestellter, Gewerkschafter, Betriebsrat. Damit hätte er in guter Tradition beispielsweise des ehemaligen SPD-Landtagsabgeordneten Lothar Niggeloh gestanden. Dass nur zwei von fünf Ortsvereinen das Bestreben ihres Stadtverbandsvorsitzenden zur Landtagskandidatur unterstützt hätten und er wohl mit Stimmen aus den Hagener Ortsvereinen auf den Kandidatenschild gehoben worden wäre, führt zu zwei Schlussfolgerungen.

+++ Nur eine SPD-Abgeordnete aus dem EN-Kreis tritt wieder an +++

Erstens: Wenn die Mehrheit der eigenen Ortsvereinsvorstände ihrem Stadtverbandschef die Gefolgschaft verweigert, sollte dieser ernsthaft überlegen, ob er noch der richtige Mann für den Posten ist. Zweitens: Wenn es dem politischen Flaggschiff der Stadt nicht gelingt, Vetternwirtschaft und Parteiklüngel abzustellen, werden die Leute auch der SPD, die immer so nah an den Menschen war und viel Gutes in Gevelsberg initiiert hat, irgendwann an der Wahlurne die Quittung dafür geben, dass die Interessen der Gevelsberger drohen, gegenüber dem ausufernden parteiinternen Kindergarten ins Hintertreffen zu geraten.