Schwelm. Weil EN nicht ausreichend Impfstoff bekommt, warnt der Kreis vor falschen Erwartungen in den nächsten Tagen. Was man jetzt wissen sollte.
Christa und Manfred Kokott aus Schwelm waren am 8. Februar die ersten Bürger des Ennepe-Ruhr-Kreises, die um kurz nach 14 Uhr im Impfzentrum des Ennepe-Ruhr-Kreises gegen Corona geimpft worden waren. Am vergangenen Wochenende - also 16 Wochen später - fand an gleicher Stelle die 100.000 Spritze ihren Weg in einen Oberarm.
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100.000 Impfdosen verteilt
Am Montag wies der Bericht der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe für die Einrichtung an der Kölner Straße 69.559 Erst- und 31.315 Zweitimpfungen aus. „Zu diesen 100.874 Pieksen kommen natürlich noch die, die mobile Teams übernommen haben, sowie die, die in Hausarztpraxen und Krankenhäusern gesetzt wurden. In Summe sind das derzeit 154.723 Erst- und 58.172 Zweitimpfungen“, berichtet Dr. Christian Füllers, ärztlicher Leiter des Impfzentrums. Umgerechnet bedeutet dies Impfquoten von 47,7 und 17,9 Prozent.
Nach einem Auftakt mit zunächst sehr überschaubaren 168 täglich verfügbaren Biontech-Impfdosen konnte die Geschwindigkeit dank größerer Liefermengen sowie weiterer Impfstoffe vor allem im April erheblich gesteigert werden. Astrazeneca-Sonderlieferungen um Ostern machten es sogar notwendig, die Kapazitäten des Impfzentrums kurzfristig zu erhöhen. In Schwelm wurde mit dem Drive-in innerhalb von wenigen Stunden eine Nebenstelle aus dem Boden gestampft.
„Die Zeiten, in denen wir unsere Kapazitäten voll auslasten konnten, sind aber schon länger vorbei. Uns fehlt der Impfstoff, seit Anfang der Woche sogar so sehr, dass bis auf weiteres keine Erstimpfungen stattfinden können. Dies führt aber nicht zu Absagen. Weil diese Situation absehbar gewesen ist, hatten wir die Termine für Erstimpfungen sehr vorausschauend und vorsichtig freigeschaltet“, berichtet Jana Ramme, organisatorische Leiterin des Pandemieteams im Kreishaus.
Wie stark die Zweitimpfungen das Geschehen im Impfzentrum derzeit dominieren, zeigt ein Blick auf die Bilanz der letzten acht Tage: 2.989 Erstimpfungen standen 7.748 Zweitimpfungen gegenüber. Am Montag konnten die vorerst letzten Spritzen für Erstimpfungen aufgezogen werden, 548 an der Zahl.
„Fast jeder zweite Bürger im Ennepe-Ruhr-Kreis hat inzwischen eine erste Impfung gegen das Coronavirus bekommen. Dies ist erfreulich, dies ist das Ergebnis der guten Arbeit derjenigen, die im Impfzentrum und in den mobilen Teams, in Arztpraxen und Krankenhäusern am Werk sind. Sie alle haben zeitnah und zuverlässig das verimpft, was sie verimpfen konnten“, würdigt Landrat Olaf Schade den Einsatz aller Beteiligten.
Der Weg zum Termin
Einziger Ansprechpartner für Termine im Impfzentrum des Ennepe-Ruhr-Kreises bleibt auch ab der kommenden Woche und nach Wegfall der Priorisierung die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe. Ab wann Anrufe unter der 0800/116 117 02 oder Besuche der Internetseite www.116117.de wieder Aussicht auf Erfolg haben, ist derzeit nicht verlässlich zu sagen.Fakt ist: Terminanfragen bei der Kreisverwaltung führen in keinem Fall zum Erfolg. Die Mitarbeiter dort haben keinen Zugriff auf die Terminverwaltung, so der Kreis.
Betrüblich stimmt ihn aktuell aber nicht nur, dass die zweite Hälfte der Erstimpfungen nur mit zeitlicher Verzögerung in Angriff genommen werden kann. Noch viel dramatischer bewertet er das, was ab Montag, 7. Juni, auf die Impfverantwortlichen zurollen dürfte.„Anfang nächster Woche fällt die Priorisierung: Ab dann ist jeder impfberechtigt, und nachvollziehbar werden viele versuchen, Termine zu vereinbaren. Fatalerweise wird dies wegen des Mangels an Impfstoff nicht möglich sein“, warnt Schade vor falschen Erwartungen der bisher Ungeimpften. Für Juni gelte fürs Impfzentrum das Zahlenverhältnis: 0 verfügbare Erstimpfdosen für rund 170.000 Wartende.
Auch der Einstieg der Betriebsärzte ins Impfgeschehen und möglicherweise in Arztpraxen verfügbare Kontingente werden dieses Missverhältnis nach Einschätzung des Kreises nur unwesentlich verbessern können. „Die damit verbundenen Enttäuschungen kommen somit als weitere Herausforderung auf alle für das Impfen im Ennepe-Ruhr-Kreis Verantwortlichen zu“, befürchtet man im Kreishaus.