Schwelm. Seit 1896 gibt es den Verschönerungsverein in Schwelm. Rückblick auf eine bewegte Vergangenheit.

Im Jahr 1896 fanden die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit statt, der Reichstag billigte das Bürgerliche Gesetzbuch, Antoine Henri Becquerel entdeckte bei der Entwicklung von Fotoplatten die Radioaktivität und hier in Schwelm wurde der Verschönerungsverein gegründet. Heute im Jahr 2021 blickt der Verschönerungsverein auf eine 125-jährige Vereinsgeschichte mit Höhen und Tiefen zurück. Sowohl Erfolge als auch einschneidende Erlebnisse, die beinahe zum Ende des Vereins geführt haben, prägten die Historie des Verschönerungsvereins Schwelms, wie Vorsitzender Ralf Stoffels im Gespräch mit dieser Zeitung erzählt.

Seit dem Gründungsjahr blieb der Verein dem eigenen Grundsatz treu. Nämlich der „Verschönerungen aller Art, namentlich solche Anlagen und Wege im Bezirke der Stadt Schwelm und Umgegend selbstständig herzustellen oder deren Ausführung anzuregen, zu fördern und zu unterstützen, welche zur Annehmlichkeit, Bequemlichkeit und Erholung des Publikums beitragen können“, heißt es in der Satzung. „Der Verein wurde aber nicht aus dem alleinigen Grund Schwelm, schöner zu machen, gegründet. Vor 125 Jahren stand das noch nicht im Fokus, wie heute“, erklärt Ralf Stoffels.

Keine Erben für Grundbesitz

Der eigentliche Grund der Gründung sei nämlich ein ganz praktischer gewesen: Viele der Großgrundbesitzer hatten damals keine direkten Nachkommen und damit keine Erben für das Land. Weil diese nicht wollten, dass ihr Grund an die Stadt gehen würde, wurde ein Verein gegründet, dessen Vorstand das Land im Sinne des Besitzers weitervermittelte, beziehungsweise pflegte. So erwarb der Verein im Laufe der Zeit Grundstücke, Grünland sowie Wälder. „Darum besitzt der Verschönerungsverein jetzt so viele weite Grundstücke“, erzählt der heutige Vorsitzende dazu. Es wurden Wanderwege angelegt und Ruhebänke aufgestellt, die noch heute einen großen Teil der Arbeit des Verschönerungsvereins einnehmen.

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1907 kaufte der Verein ein Anwesen mit Wohnhaus und Fabrikraum auf dem Ehrenberg, aus dem dann die in der Stadt vielseitig bekannte und beliebte Gaststätte „Waldlust“ entstand. Am 27. Mai 1908 ist sie feierlich eingeweiht worden und war bis zum Jahr 1996 ein zentraler Ort für die Schwelmer Bürger und Bürgerinnen und den Verein. „Es musste eine Entscheidung zwischen Waldlust und der Kapelle getroffen werden. Man hat sich für die Kapelle entschieden. Der Verein war für die Waldlust bekannt, sie war so gesehen das Herz des Vereins.

Die Zukunft des Verschönerungsvereins

„Für die Zukunft wollen wir den Tourismus in der Stadt Schwelm mehr etablieren. Dafür arbeiten wir unter anderem mit dem Stadtmarketing zusammen. Es sollen neue Wanderwege entstehen, wir nehmen Mountainbikestrecken und die Anbindung an Trassen in den Blick“, erzählt Ralf Stoffels.Weitere Projekte, unter anderem mit einer AG des Märkischen Gymnasiums, sollen mehr junge Leute auf den Verein aufmerksam machen. „Es geht nicht direkt darum, Mitglied zu werden, wir wollen den Verein beleben, erreichen, dass er wahrgenommen wird und ihn modernisieren“, so Stoffels weiter. Aufgrund der Corona-Pandemie ist eine Jubiläumsfeier im großen Rahmen nicht möglich, stattdessen wird es am 27. Mai, am Tag der Eröffnung der „Waldlust“, eine Feierlichkeit im kleinen Rahmen des Vereins geben.

Mit dieser Entscheidung haben sich viele vom Verein abgewandt“, sagt Ralf Stoffels. Die Entscheidung wurde getroffen, da eine Kernsanierung des alten Gebäudes für die finanziellen Möglichkeiten des Vereins nicht tragbar war. Darüber hinaus zeichnete sich ab, dass immer weniger Familien oder Wanderer die Gaststätte besuchten. Der Verein investierte den Verkaufserlös in die neugotische Kapelle im Martfelder Park und rettete diese damit vor dem Verfall. Zwei Jahre lang wurde sie umfangreich und denkmalgerecht restauriert und dient heute als Ort für kulturelle und festliche Anlässe.

„Ein weiteres einschneidendes Erlebnis für den Verein war der Tod von Martin Schwamborn vor einigen Jahren. Er war langjähriger Vorsitzender und hat sich nicht nur für den Verein viel in Schwelm engagiert“, so Stoffels. Die restlichen Mitglieder waren großteils nicht mehr die jüngsten, einige die auf der Mitgliederliste standen bereits verstorben. Der Verein stand damit kurz vor dem Aus.

Neustart für den Verein

„Michael Lindermann hat mich dann angesprochen und gefragt, ob wir das zusammen machen, den Verein weiterführen. Wir haben den Verein vor dem Aus gerettet. Erst war er Vorsitzender und jetzt ich“, erzählt Ralf Stoffels zum neuen Vorstand des Verschönerungsvereins. Mit Oliver Flüshöh als Geschäftsführer, Julia Göhlich als Schatzmeisterin und Burkhard Lambeck als 2. Vorsitzenden ist dieser komplett. „Burkhards Großvater war auch Vorsitzender und einem weiteren Vorfahren gehörte der Kornspeicher.

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Ihm hängt viel Herz an dem Verein“, meint Stoffels. Burkhard Lambeck setzt sich auch jetzt in der Corona-Pandemie aktiv für den Verein ein – zuletzt erst reinigte und restaurierte er zusammen mit dem THW die Bänke in den Schwelmer Wäldern. Zu den weiteren Aufgaben des Verschönerungsvereins gehört die Auszeichnung von Wegen, wofür zuvor der SGV zuständig für war.