Gevelsberg. Bis zum Schuljahr 2025/26 werden immer mehr Schüler die Schulen in Gevelsberg besuchen. Das hat Folgen für die Stadt.

Der Ausschusses für Schulen, Kultur, Sport und Freizeit hat sich in seiner jüngsten Sitzung mit der Entwicklung der Schülerzahlen in den kommenden Jahren auseinandergesetzt. Eigens dafür hatte die Stadt Gevelsberg das Beratungsunternehmen Dr. Garbe, Lexis & von Berlepsch beauftragt, eine Prognose zu erstellen. Das Ergebnis: Bis zum Schuljahr 2025/26 werden die Anmeldezahlen an Grund- und weiterführenden Schulen stark ansteigen. Die Stadt Gevelsberg wird darauf reagieren müssen.

„Die Demografie ist für die Schulentwicklungsplanung von großer Relevanz“, macht Beraterin Ulrike Lexis gleich zu Beginn ihrer Präsentation deutlich. „Die Prognosen für NRW haben sich in den letzten Jahren als falsch erwiesen.“ Seien die Jahre 2006 bis 2011 in Deutschland von niedrigen Geburtenjahrgängen geprägt gewesen, die jetzt die Schulen füllen würden, komme es aktuell zu einem starken Anstieg der Geburten. Diese Kinder würden in den nächsten Jahren in die Schulen kommen.

Bundesweite Entwicklung

Diese bundesdeutsche Entwicklung gelte im Wesentlichen auch für das Land Nordrhein-Westfalen. „Für die steigenden Geburtenzahlen ist auch die Migrationsbewegung von 2015 und 2016 ausschlaggebend“, erklärt Ulrike Lexis, die aus alledem eine klare Schlussfolgerung zieht: „Die Schulen platzen aus allen Nähten.“ Gevelsberg werde das am stärksten im Einschulungsjahr 2023 zu spüren bekommen. So rechnet Lexis vor, dass die Zahl der Geburten für Gevelsberg ab 2017 auf rund 280 pro Jahr gestiegen sei.

Im Vergleich zu den Jahren davor ein Anstieg von zwei Grundschulklassen pro Jahr. Hinzu komme der sogenannte Beschulungsgewinn, der sich aus Zuzug und Einwanderung ergebe. „Zwischen Geburt und Einschulung kommen also noch mal 26 Prozent mehr Kinder hinzu“, so Beraterin Lexis. „Wenn also 100 Kinder geboren werden, werden 126 Kinder in Gevelsberg eingeschult.“

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„Die Hauptschule ist stabil und kann in Zukunft locker eine Eingangsklasse bilden“, so die Beraterin. „An der Realschule werden die Zahlen deutlich ansteigen.“ Sie müsse in den nächsten Jahre fünfzügig werden.

Eigentlich ist die Realschule dreizügig. Weil immer mehr Eltern ihre Kinder aber zur Realschule schicken, musste diese in den vergangenen Jahren über eine Ausnahmegenehmigung der Bezirksregierung Arnsberg vierzügig geführt werden. Für das Gymnasium prognostiziert Ulrike Lexis bis zum Jahr 2028 sogar eine Zahl von mehr als 1000 Schülern. „Auch an der Förderschule werden die Zahlen steigen“, sagt sie.

Viele auswärtige Schüler

Ihr Fazit für die weiterführenden Schulen: Die derzeitig in den weiterführenden Schulen angebotene Zügigkeit muss angehoben werden. Gevelsberg benötige Züge für zukünftig bis etwa 350 Grundschulabgänger an seinen weiterführenden Schulen. Es werde außerdem eine recht hohe Zahl aus Auswärtigen beschult werden müssen. „Wichtig ist, falls sich Gevelsberg für die Beibehaltung des dreigliedrigen Systems entscheidet, dass die Hauptschule weiterhin mindestens einzügig weiterbesteht“, betont Lexis. „Sollte die Hauptschule zu wenige Schüler in Klasse 5 aufnehmen – weniger als 16 – wird das gesamte dreigliedrige System gefährdet.“

Die Pestalozzischule an der Teichstraße in Gevelsberg. Ab 2023 – so die Prognose – braucht es hier eine zusätzliche Eingangsklasse.
Die Pestalozzischule an der Teichstraße in Gevelsberg. Ab 2023 – so die Prognose – braucht es hier eine zusätzliche Eingangsklasse. © WP | Max Kölsch

Räumlich gesehen habe die jetzige Situation steigender Schülerzahlen deutliche Konsequenzen. Die Realschule brauche insofern eine zeitnahe Erweiterung an die zu erwartenden fünf Züge ab Mitte der zwanziger Jahre.

Auch die Zügigkeiten der Grundschulen müssen aus Lexis’ Sicht angepasst werden. Rund 40 Kinder zusätzlich bis 2025 bedeuteten einen zusätzlichen Zug in der Pestalozzischule ab 2023 und in der Grundschule Silschede. Lexis empfiehlt der Stadt Gevelsberg, ihre Schülerzahlen jährlich zu betrachten, um organisatorisch und baulich an den Schulen darauf reagieren zu können. Aus ihrer Sicht seien die Ausbaumöglichkeiten an allen Schulen im Stadtgebiet derzeit schlecht.

Politik ist jetzt am Zug

Gerd Vollmerhaus, Vorsitzender des Ausschuss für Schulen, Kultur, Sport und Freizeit, sieht nach Vorstellung der Prognose nun die Politik am Zug. „Ich bedanke mich für die Hausaufgaben, die sie uns an die Wand geschrieben haben“, sagt Werner Marold von der SPD-Fraktion. „Da sollten wir uns recht zügig dran begeben.“ Die Stadt Gevelsberg habe im Rahmen ihres Qualitätsbewusstseins für Grundschulen entschieden, bei fünf Schulen zu bleiben, äußert sich auch Bürgermeister Claus Jacobi zu den Zahlen.

Anmeldungen an den weiterführenden Schulen

Nachdem die Anmeldezahlen an den Gevelsberger Grundschulen bereits Thema waren, hat Gerd Vollmerhaus, Vorsitzender im Ausschuss für Schulen, Kultur, Sport und Freizeit, auch die Anmeldezahlen der weiterführenden Schulen für das Schuljahr 2021/22 verkündet. Hauptschule: 22 SchülerRealschule: 104 Schüler Gymnasium: 131 SchülerAn der benachbarten Wilhelm-Kraft-Gesamtschule in Sprockhövel wurden 33 Schüler aus Gevelsberg angenommen und fünf abgelehnt.Die Gesamtschule Haspe hat 13 Schüler aus Gevelsberg angenommen und drei abgelehnt.Zur Georg-Müller-Gesamtschule in Wetter gehen im neuen Schuljahr voraussichtlich neun Schüler aus Gevelsberg. Abgelehnt wurde hier keiner.

„Wir haben auch immer gesagt, dass wir zu unserer Förderschule stehen. Und da sind wir auch auch heilfroh“, sagt er. „Unabhängig davon kann ich der Politik in Gevelsberg attestieren, dass sie gute Entscheidungen getroffen hat, dass die Probleme der Demografie nicht noch größer sind.“ Mit Blick auf Nachbarkommunen schlägt er vor, dass die Städte ins Gespräch kommen, um sich gemeinsam so aufzustellen, dass es im südlichen Ennepe-Ruhr-Kreis eine gute Bildungsstruktur gebe.

Was die räumliche Situation an der Realschule angeht, kündigte Jacobi an, dass die Stadt gemeinsam mit den außerschulischen Akteuren, die derzeit Räume der Realschule für sich nutzten, ein Konzept entwickele, damit dort auch eine Fünfzügigkeit mit einer zeitgemäßen räumlichen Gestaltung möglich sei.