Ennepetal. Überraschende Wende bei der Hochzeit in Ennepetal, zu der die Polizei angerückt war: Offenbar durften die knapp 50 Leute ganz legal feiern.

Die Sache war sofort Stadtgespräch: Die Polizei sollte am Samstag in Ennepetal eine Hochzeitsfeier mit knapp 50 Leuten aufgelöst haben – in gemieteten Räumen. Die Beamten hätten sämtliche Personalien aufgenommen, das würde Bußgelder wegen zahlreicher Verstöße gegen die Corona-Schutzverordnung hageln. Ein paar Tage später steht fest: Weder Brautpaar noch Vermieter oder auch nur ein einziger Gast werden einen Bußgeldbescheid erhalten, denn diese Zusammenkunft mit knapp 50 Menschen war erlaubt. Ein Kommunikationsfehler, so teilt die Stadtverwaltung mit, hat den schönsten Tag im Leben der Frischvermählten zunächst zu einem massiven Aufreger stigmatisiert.

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So stellt sich der tatsächliche Ablauf nach Recherchen der Redaktion dar: Beim Blick aus der Feuerwache in Richtung des Industriemuseums fallen den wachhabenden Wehrleuten die vielen gut gekleideten Menschen auf, die sich dort aufhalten. Sie informieren den Bereitschaftsdienst des städtischen Ordnungsamts. Weil dieser allerdings ausschließlich für Nicht-Corona-Dinge zuständig ist, verständigt die Bereitschaft die Kreispolizeibehörde. Beamte machen sich umgehend auf den Weg zum Industriemuseum, treffen dort auch auf eine Hochzeitsgesellschaft.

Polizei muss gar nicht eingreifen

Die gehört zu einem Paar, das der freien evangelischen Gemeinde „Christen in Ennepetal“ angehört. Marco Hiby, der für die Gemeinde spricht, erläutert: „Die beiden hatten am Vortag völlig coronakonform standesamtlich in Witten geheiratet. Am Samstag haben wir den zugehörigen Gottesdienst im Industriemuseum gefeiert. Wir haben uns an alle Regeln gehalten.“ Keine Party, keine Feier? „Das ist völliger Quatsch. Nichts dergleichen hat stattgefunden. Die Polizei hat auch keine Bußgelder verteilt.“ Polizeisprecherin Sonja Wever bestätigt auf Nachfrage der Redaktion: „Die Gesellschaft befand sich in der Auflösung, als die Kollegen ankamen. Es gab aus ihrer Sicht keine Verstöße gegen die Corona-Schutzverordnung.“

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Wie aus dem erlaubten Gottesdienst eine illegale Hochzeitsfeier werden konnte, erklärt Hans-Günther Adrian, Pressesprecher der Stadt Ennepetal: „Irgendwo auf dem Weg vom Streifenwagen über die Kreisleitstelle und den Bereitschaftsdienst unseres Ordnungsamts bis hin zu den Zuständigen bei der Ordnungsbehörde muss ein Kommunikationsproblem aufgetreten sein.“ Er könne sich das nur so erklären, dass bei Übermittlung, die Veranstaltung sei aufgelöst, irgendwann daraus geworden sei, dass die Polizei diese aufgelöst habe. Als das offenbar wurde, habe die Stadt Ennepetal sofort die Ermittlungen aufgenommen. Ergebnis laut Adrian: „Weder das Brautpaar, noch der Vermieter haben etwas falsch gemacht. Auch den Gästen droht kein Bußgeld.“ Im Gegenteil habe die Gemeinde den kompletten riesigen Veranstaltungssaal genutzt, um Stühle, die mit Namen versehen gewesen seien, mit großem Abstand zu platzieren. Alle hätten die entsprechenden Masken getragen, der Vermieter habe das vorbildliche Hygienekonzept der Gemeinde gekannt. „Noch sind unsere Ermittlungen aber nicht ganz abgeschlossen, weshalb wir noch nicht an allen Stellen etwas Definitives verkünden können“, sagt Hans-Günther Adrian.

Gemeinde sieht keine Verfehlung

Marco Hiby erläutert aus Sicht der Gemeinde, weshalb auch er davon überzeugt ist, dass sich auch diese vollkommen rechtens verhalten habe: „Gottesdienste sind unter bestimmten Auflagen erlaubt. All diese haben wir erfüllt. Der Vermieter und die Stadt sind darüber unterrichtet, dass wir wöchentlich dort einen Gottesdienst feiern. Wir haben den Vermieter zudem darüber informiert, dass wir diesmal nicht am Sonntag, sondern bereits am Samstag dort unseren Gottesdienst feiern.“

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So scheint sich ein vermeintlich großer Skandal dann doch in Luft aufzulösen. Alles beim Alten bleibt es hingegen bei der Grillparty, die das Ordnungsamt der Stadt Ennepetal in Voerde auflöste. 15 Leute hatten sich um einen Hammel versammelt, den sie über dem Feuer garten. Als die Ordnungskräfte plötzlich mit am Grill standen, ergriffen zwei der Männer die Flucht. Zwecklos. „Alle 15 bekommen jeweils eine Strafe in Höhe von 250 Euro“, sagt Hans-Günther Adrian.