Gevelsberg/Schwelm. Der Prozess gegen die beiden Polizistinnen, die ihre Kollegen bei einer Schießerei in Gevelsberg im Stich gelassen haben sollen, verschiebt sich.
Mit höchster Spannung erwarteten Polizisten aus ganz Deutschland den kommenden Dienstag. Da sollten sich zwei ihrer Kolleginnen vor dem Schwelmer Amtsgericht dafür verantworten, dass sie geflüchtet waren, als Vitalij K. in Gevelsberg auf ihre Kollegen schoss, anstatt diesen zu helfen. Daraus wird nichts. „Corona hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht“, sagt Bernhard Kuchler, Pressesprecher des Landgerichts Hagen und zuständig auch für das Schwelmer Gericht.
Nicht zuletzt wegen des zu erwartenden Andrangs von Medienvertretern aus dem ganzen Land sei der Sitzungssaal in der Kreisstadt einfach zu klein. Nun ist das Verfahren auf den 28. September terminiert, zudem besteht die Möglichkeit, nach Hagen in das Gebäude des Landgerichts auszuweichen, wo sich deutlich größere Verhandlungssäle befinden.
Revision gegen Urteil eingelegt
Die beiden Frauen (32 und 37) waren zufällig an der Einsatzstelle vorbeigekommen, hatten angehalten und waren zu Fuß geflüchtet, als Vitalij K. das Feuer auf die beiden Kollegen eröffnete. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass es ihre Pflicht gewesen wäre, nachdem sie gesehen haben, wie K. einen der beiden Polizeibeamten angeschossen hatte, das Feuer auf K. zu eröffnen. Angeklagt sind die Frauen wegen des juristisch nicht einfachen Vorwurfs der versuchten gefährlichen Körperverletzung durch Unterlassung.
Beide Beamtinnen sind nur noch im Innendienst eingesetzt. Ein Disziplinarverfahren – so der letzte Stand – soll erst Anwendung finden, wenn klar ist, wie ihr Strafverfahren ausgeht. Gewiss werden in dem Verfahren auch der behördeninterne Umgang und die Aufarbeitung des Falls sowohl im Ennepe-Ruhr-Kreis als auch beim Polizeipräsidium im Hagen ein Thema sein.
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Auch mit dem originären Fall des Angriffs durch Vitalij K. werden sich die Gerichte noch einmal beschäftigen. K. wurde zu siebeneinhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Dagegen legten sowohl Verteidiger Andreas Trode als auch die beiden Polizisten, auf die K. geschossen hatte, als Nebenkläger Revision ein.