Gevelsberg. Nach den Schüssen auf Polizeibeamte in Gevelsberg schwieg der Angeklagte bisher. Am Montag legte Vitalij K. ein Geständnis ab.
Der Prozess um die Schüsse auf Polizeibeamte in Gevelsberg: Das Geständnis. Montagmittag brach der Angeklagte Vitalij K. (37) vor dem Schwurgericht Hagen sein wochenlanges Schweigen. Genauer: Verteidiger Andreas Trode (Iserlohn) las eine schriftliche Einlassung vor, weil sein Mandant selbst nur „sehr schlecht lesen kann“.
Der Angeklagte behauptet, er sei seit etwa zwanzig Jahren heroinabhängig. Am Vormittag des Tattages, dem 5. Mai, will er im BMW nach Dortmund gefahren sein und dort 52 Gramm Heroin, zum Grammpreis von 16 Euro, gekauft haben. Außerdem zehn Gramm Kokain und wenige Gramm Marihuana. „Üblicherweise konsumiere ich die Hälfte des Heroins selbst und die andere Hälfte verkaufe ich. „So schaffe ich das, den Konsum zu bezahlen.“
Waffe zum persönlichen Schutz
Zur Waffe heißt es: „Die hatte ich zwei, drei Monate vor der Tat gekauft, auch in Dortmund. Zu meinem persönlichen Schutz. Denn die Leute, bei denen ich immer das Heroin besorgt habe, fingen plötzlich an, mich zu erpressen. Ich sollte Schutzgeld zahlen. Die Pistole hatte ich immer an verschiedenen Stellen versteckt. Zuletzt hatte ich sie immer mit. Sie lag unter dem Fahrersitz.“
Über die nächtliche Polizeikontrolle lässt Vitalij K. vortragen, er hätte die Pistole und das gekaufte Heroin im Auto dabeigehabt, als er von den Beamten angehalten wurde. Rauschgift und Waffe lagen in einer Tasche unter dem Fahrersitz.
Normalerweise fahre er von Schwelm nach Ennepetal nach Hause, aber an diesem Abend nicht. Lag’s womöglich an einem Drogen-Vollrausch? „Ich kann nicht sagen, warum das alles in Gevelsberg passiert ist. Ich muss die Orientierung verloren haben, Ich dachte die ganze Zeit, dass ich auf dem direkten Weg von Schwelm nach Ennepetal bin.“
Irgendwann sei dann die Polizei hinter ihm gewesen, dass hätte ihn sehr erschrocken. Dann war die Polizei wieder weg, dann plötzlich vor ihm. „Die hatten Blaulicht an. Ich sah so viele Polizeiautos. Alles war voll Blaulicht. Da habe ich vollkommen die Übersicht verloren.“
Dann wurde sein BMW gestoppt, zur Abgabe einer Urin-Probe. Dazu wurde ihm ein Becher gereicht. „Als ich den Urin-Becher abgeben sollte, war das für mich irgendwie die letzte Chance. Ich bin losgerannt. Die Polizisten waren aber schnell und haben mich ergriffen. Ich konnte mich losreißen und war dann auch schon im Auto. Dort bekam ich eine volle Ladung Reizgas ins Gesicht. Dann habe ich unter den Sitz zur Pistole gegriffen und in Richtung des einen Beamten geschossen.“
Über seine Motive sagt der Angeklagte: „Auch wenn man mir das vielleicht nicht glaubt: Ich wollte den Beamten nicht töten. Mir ist natürlich klar, dass ich den Polizisten auch treffen und vielleicht sogar auch töten konnte.“ Und über das angeschossene Opfer sagt er: „Ich habe mich bei dem Herrn entschuldigt. Diese Entschuldigung habe ich auch ernst gemeint.“
Für Verteidiger Trode steht nach dem Geständnis außer Zweifel: „Bewaffnetes Handeltreiben mit Betäubungsmitteln hat mein Mandant eingeräumt, auch die Schüsse auf den Beamten. Wie das rechtlich zu bewerten ist, muss die Kammer entscheiden.“