Schwelm. Die Kinder- und Jugendschutzambulanz KIZZ in Schwelm hat das erste Corona-Jahr Revue passieren lassen.

Aufeinander gelegte Hände, eine Pusteblume und eine Hand, die in ein Handy tippt - es sind Bilder, die Vertrauen symbolisieren. Sie sind zu sehen auf der Titelseite des Jahresberichts 2020 von kizz-EN-Südkreis, der Kinder- und Jugendschutzambulanz gegen sexualisierte und häusliche Gewalt. Kizz zählt zu „pro familia“ und ist ebenfalls im Ibach-Haus an der Wilhelmstraße ansässig. Die Fachbereichsstelle lässt im Jahresbericht Zahlen sprechen. Beraten wurden danach 175 Klientinnen und Klienten bei sexualisierter oder häuslicher Gewalt in 2872 Beratungssettings.

Kontaktbeschränkungen

Die Corona-Pandemie habe Umstrukturierungen erforderlich gemacht, heißt es in dem Bericht: „Kontakte fanden in dieser Zeit vermehrt über Telefonate oder über Videoberatung statt, Krisenberatungen und auch Kindertermine bei entsprechenden Hygienemaßnahmen als Face-to-Face-Kontakte!“

Häusliche Quarantäne seien allerdings von fast allen begleiteten Familien als belastend angegeben worden, heißt es im Bericht weiter, und auch: „Schon vor Corona stiegen in den vergangenen Jahren Fälle von Gewalt in privaten Beziehungen an.“ Das Erleben von häuslicher Gewalt bedeute für Kinder immer ein Risiko einer Kindeswohlgefährdung, betont kizz. Lesen Sie mehr zu dem Thema hier

Diese Kontaktmöglichkeiten gibt es

Unter 02336-4436425 (Fax 02336 4436420) ist die Kinder- und Jugendschutzambulanz von montags bis freitags jeweils in der Zeit von 8 bis 12 Uhr und montags und mittwochs auch von 15 bis 18 Uhr zu erreichen.

Die E-Mailadresse lautet en-suedkreis@profamilia.de

Leiterin der Fachbereichsstelle für den EN-Südkreis ist Natalie Schenk. Zum Team gehören Anja Zimmer, Ina Wetter, Stefanie Hildebrand und Jalal Ajjour sowie Daniela Maas und Monika Scherer.

Eine weitere Folge der Kontaktbeschränkungen sei eine zunehmende Vereinsamung von Kindern und Jugendlichen. Beim Ausweichen auf einen erhöhten Medienkonsum steige wiederum die Gefahr, Opfer von sexualisierter Gewalt im digitalen Netz zu werden. „In 105 Fällen wurden betroffene Kinder und Jugendliche von pro familia kizz begleitet und stabilisiert“, ist im Jahresbericht zu lesen. 30-mal waren Angehörige und 37-mal Fachpersonen die vorrangige Zielgruppe der Beratung.

Kizz wurde in 67 Fällen beauftragt vom zuständigen Jugendamt, 38-mal tat das die Mutter, 2- mal die Eltern und 6-mal der Vater. Vierzehn Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene meldeten sich selbst, in 14 Fällen sah die Schule die Notwendigkeit einer Beratung und vier mal die Kindertageseinrichtung.

Aufgrund einer Spende der Reifenberger Stiftung und der weiteren Finanzierung durch den EN-Kreis sowie der Refinanzierung der Jugendämter der Südkreisstädte konnten die Fachstunden um einen 0,5-Stellenanteil erweitert werden. So habe man auch den vermehrten Anfragen gerecht werden können.

Im Bereich der Prävention wurden in 57 Veranstaltungen 564 Personen erreicht. Darunter gab es 35 Veranstaltungen in den kooperierenden Familienzentren. Hier nahmen laut Bericht 439 Kinder teil. In Kooperation mit der Stadt Ennepetal ist für dieses Jahr die Implementierung eines Schutzkonzeptes in allen städtischen Kitas geplant.

„Mit viel Freude und Energie lernen Kinder ab 5 Jahren in den Familienzentren im Projekt ,Wenn ich nicht will, dann sag ich nein’“, ist im Bericht festgehalten. „Dieses motiviert uns weiterhin, Kinder zu bestärken. Dabei werden die Kinder auch sensibilisiert, für die eigenen Rechte einzustehen und sich an Erwachsene zu wenden, wenn sie Grenzüberschreitungen erfahren. Die Kinder werden ermutigt, ihre Empfindungen ernst zu nehmen und ihren Gefühlen zu vertrauen. So sind sie weniger beeinflussbar“, erklärt kizz.

Pro familia kizz bietet auch in Auftrage des Jugendamtes bei Vorliegen des Verdachts auf häusliche oder sexualisierte Gewalt eine spezifische Diagnostik oder ein Clearing im Sinne einer psychosozialen diagnostischen Abklärung an.