Gevelsberg. „The O’Reillys and the Paddyhats“ aus Gevelsberg haben Geburtstag gefeiert. So lief die Party. Das haben sie dieses Jahr noch vor.

247 Konzerte, vier Studioalben, insgesamt fünf Besetzungswechsel an E-Gitarre, Bass, Schlagzeug und Geige – bei „The O’Reillys and the Paddyhats“ ist in den vergangenen zehn Jahren eine Menge passiert. Am Wochenende haben die sieben Musiker der Gevelsberger Irish-Folk-Punk-Truppe ihren runden Bandgeburtstag gefeiert. Zwar anders als ursprünglich gedacht.

Trotzdem war die Show, die sie zu diesem Anlass auf die Beine gestellt haben, für sie etwas Besonderes. Und nicht nur das: Die Paddyhats planen, in diesem Jahr trotz der kulturell schwierigen Lage neue Musik zu veröffentlichen. Auch ein Filmprojekt steht auf der Agenda.

„Eigentlich hatten wir uns schon 2019 überlegt, dass wir unseren zehnten Geburtstag in der Turbinenhalle in Oberhausen feiern und ein schön großes Konzert spielen“, verrät Tim Herbrig alias Dwight O’Reilly, der bei den Paddyhats Banjo, Mandoline und Akkordeon spielt, aber auch singt. „Dazu wollten wir dann eine DVD herausbringen.“ Spätestens 2020 war klar: Daraus wird wohl nichts. Die Feier abzusagen, kam für die Musiker trotzdem nicht in Frage. So verlegten sie ihr Geburtstagskonzert kurzer Hand ins Internet.

Konzert im Livestream

Rund 1300 Zuschauer aus verschiedenen Ländern der Welt konnten den Paddyhats am Samstag also von der heimischen Couch aus zusehen, wie sie gemeinsam in Erinnerungen schwelgen, sich in einer Art Talkshow gegenseitig vorstellen und interviewen. Natürlich blieb die Musik dabei nicht auf der Strecke.

Die Band hatte sich ein Filmset mit mehreren Kameras – zum Teil sogar an den eigenen Instrumenten befestigt – in einem großen Raum der Ennepetaler Veranstaltungsfirma Sonoplus eingerichtet, bei der auch Tim Herbrig arbeitet. „Das hatte den Vorteil, dass wir die nötige Technik schon da hatten“, sagt er. Aus mehreren Blickwinkeln gefilmt, spielten die Paddyhats eine knappe Stunde lang Musik.

„Das Konzert haben wir in der Woche vor unserer Feier schon aufgenommen, damit wir die verschiedenen Perspektiven zusammenschneiden können“, erklärt Herbrig. „Das hätten wir live nicht gekonnt.“ Die Talkshow rund um das Konzert fand am Samstagabend aber in Echtzeit statt.

5000 Euro Spenden

Zahlen mussten die Zuschauer nicht, sie hatten dafür die Möglichkeit, etwas in den „virtuellen Hut“ zu tun und zu spenden. Dabei kamen gut 5000 Euro zusammen. Für die Paddyhats genug, um finanziell in etwa plus minus null aus ihrer Geburtstagsfeier herauszugehen. Gerade in der aktuellen Lage ist das viel wert. Vor der Pandemie waren die sieben Musiker, die sonst auf großen Festivals und auf Tourneen im Ausland unterwegs sind, schon so weit, sich kleine monatliche Gehälter aus den Einnahmen der Band auszahlen zu können.

Zehn Jahre her: Die beiden Frontmänner Franz Wüstenberg (links) und Tim Herbrig.
Zehn Jahre her: Die beiden Frontmänner Franz Wüstenberg (links) und Tim Herbrig. © Paddyhats | Privat

„Das haben wir mit Corona dann eingestellt“, sagt Tim Herbrig. Trotzdem sind die Paddyhats in der Lage, ihre laufenden Kosten zu decken, ohne dass die Bandmitglieder, die alle noch berufstätig sind, privat Geld beisteuern müssen.

Songs in neuem Stil

Sie schaffen es sogar, der Pandemie noch etwas Gutes abzugewinnen. Dadurch, dass eine ausgedehnte Tour zu ihrem vierten Studioalbum „Dogs on the Leash“ coronabedingt erstmal ausfiel, hatten sie Zeit, direkt neue Musik zu schreiben. Ende vergangenen Jahres konnten sie also schon ihr nächstes und fünftes Album ankündigen. Das soll wie die Alben zuvor ebenfalls in den namhaften Principal Studios entstehen, in denen bereits Künstler wie die Toten Hosen oder In Extremo aufgenommen haben.

2011 als Duo gegründet

„The O’Reillys and the Paddyhats“ haben in ihren Ursprung im Irish-Folk-Duo „The O’Reillys“, dass aus den beiden heutigen Frontmännern Franz Wüstenberg (Künstlername Sean O’Reilly) und Tim Herbrig (Künstlername Dwight O’Reilly) bestand. 2011 suchten die beiden nach weiteren Musikern, um Rock- und Punk-Einflüsse in ihre irische Musik einzubringen. Seitdem haben sie sich ständig weiterentwickelt, spielten mehrfach auf dem bekannten Wacken-Open-Air und hatten ausverkaufte Tourneen in Deutschland. Ihr aktuelles Studioalbum „Dogs on the Leash“ schaffte es in den deutschen Charts auf Platz 33.

„Ende dieses Jahres wollen wir mit den Aufnahmen beginnen“, freut sich Tim Herbrig, der gleichzeitig aber auch die Hoffnung auf ein baldiges Erscheinen der Platte dämpft. „Wir wollen gucken, dass wir das Album herausbringen, wenn auch wieder Konzerte möglich sind.“ Auf einen genauen Termin wolle die Band sich noch nicht festlegen.

Ganz ohne neue Musik müssen Fans von „The O’Reillys and the Paddyhats“ trotzdem nicht auskommen. „Wir werden dieses Jahr – vermutlich im Herbst – ein Akustikalbum zu unserem zehnjährigen Bestehen herausbringen“, kündigt Herbrig an.

10 Songs, 10 Jahre

Die Idee dahinter: zehn Songs aus zehn Jahren Bandgeschichte, aber in einem neuen Gewand. „Wir wollen nicht einfach den Stecker ziehen und die Lieder unverstärkt spielen, sondern jeder Song soll einen anderen Stil bekommen“, verspricht Herbrig.

Außer viel Musik haben zehn Jahre Paddyhats aber noch etwas anderes hervorgebracht. „Wir haben ungefähr 75.000 Gigabyte Foto- und Videomaterial gefunden, das zum Teil nicht mal die Bandmitglieder kannten“, verrät der Musiker. „Davon möchten wir dieses Jahr noch einen Film oder eine Serie auf Blu-ray herausbringen.“