Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. Als 66.000 Impfberechtigte aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis einen der 4000 Termine ergattern wollen, brechen die Server von Terminland.de zusammen

Samstagmorgen, Punkt 8 Uhr. Zehntausende sitzen im Ennepe-Ruhr-Kreis vor ihren Computern, möchten online einen Impftermin buchen für die Altersklasse zwischen 60 und 79 Jahre. 8.01 Uhr: Systemabsturz, nichts geht mehr. Manche sitzen stundenlang vor dem Rechner, bis sie eine Zusage mit Uhrzeit erhalten. Die meisten gehen leer aus, sind verärgert. Das Terminbuchungsportal schiebt die Schuld für die Überlastung der Server zunächst der Verwaltung des Ennepe-Ruhr-Kreises in die Schuhe. Am Montag stellt sich heraus: Terminland.de hat die Sache selbst verbockt.

Mitarbeiter informiert Kollegen nicht

Der Reihe nach: Es ist Donnerstag, als die Verwaltung des Ennepe-Ruhr-Kreises mitteilt, dass 4000 weitere Impftermine am Samstagmorgen um 8 Uhr über den Terminland-Link freigeschaltet werden. Allein weil im Kreisgebiet 66.000 Menschen leben, die zu der berechtigten Gruppe gehören, deren Kinder und teilweise Enkel ebenso versuchen, einen der Termine für die Astrazeneca-Zusatzimpfung zu ergattern, ist damit zu rechnen, dass die Nachfrage gigantisch wird. Als dies passiert, gehen die Server in die Knie. Viele derjenigen, die Stunde um Stunde vor dem Rechner sitzen, wenden sich an Terminland.de. Das Unternehmen, dass bundesweit die Online-Terminierung für zahlreiche Impfzentren durchführt, reagiert schriftlich wie telefonisch mit der gleichen Erklärung: Der Ennepe-Ruhr-Kreis habe von der Buchungsfreischaltung nichts mitgeteilt. „Leider wurden wir nicht informiert, dass für heute über 4000 Termine angeboten werden sollen. Hätten wir das früher gewusst, dann hätten wir uns auch anders vorbereiten können“, heißt es in einem Schreiben des Unternehmens.

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Einen Tag später folgt die offizielle Reaktion des Kreises, in der zu lesen ist, man habe den Anbieter aus Wiesbaden rechtzeitig informiert.

Was stimmt den nun? Die Redaktion hakt nach. Ergebnis: Die Kreisverwaltung hat alles korrekt gemacht. Hartwig Schulz, Geschäftsführer von Terminland.de: „Der Ennepe-Ruhr-Kreis hat uns über alles in Kenntnis gesetzt. Dann hatten wir interne Kommunikationsprobleme.“ Unterm Strich war das Problem, dass der Mitarbeiter, der die Infos aus dem Schwelmer Kreishaus erhalten hatte, gar nicht kommunizierte und sich ins Wochenende begab. An diesem wurden seine Kollegen dann vom Sturm auf die Server überrascht und überrannt.

Frust und Wut nach sieben Stunde

Weil die Technik immer wieder in die Knie ging, dauerte es knapp sieben Stunden, bis die 4000 Termine vergeben waren, was Frustration und Wut bei vielen, die den ganzen Tag vergeblich online verbrachten, noch steigerte. Hätte alles funktioniert, wie es sollte, hätte der gesamte Prozess maximal etwas mehr als zwei Stunden in Anspruch genommen. „Wir sind dazu in der Lage, zwischen 30 und 50 Termine pro Minute zu bearbeiten“, heißt es von Seiten Terminland.de im Gespräch mit dieser Zeitung.

Geschäftsführer Schulz versprach Besserung bei künftigen Terminvergaben. „Wäre die Ankündigung vernünftig weitergegeben worden, wären wir ganz anders vorbereitet gewesen und die Buchungen wären bis auf kleine Pausen problemlos verlaufen.“