Gevelsberg. Evangelische Kirchengemeinde Gevelsberg: Pfarrer Thomas Werner musste nach einem Schlaganfall in den Ruhestand gehen. So geht es ihm jetzt.

Thomas Werner hat sich vom ersten Tag an in Gevelsberg wie zu Hause gefühlt. Seit dem 1. September 1987 - als er Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde wurde, mittendrin im Gemeindeleben war, und es auch noch gerne länger geblieben wäre. Doch ein Schlaganfall hat alles verändert. Er sagt: „Die Entscheidung, vorzeitig in den Ruhestand zu sehen, ist mir sehr schwer gefallen.“ Eine Wahl hätte er aber nicht gehabt. Sein Trost: Er bleibt in Gevelsberg, seiner zweiten Heimat, wo er so viel Schönes erlebt und so viele Menschen begleitet hat.

Gottesdienst wird nachgeholt

„Ich hätte mich gerne von der Gemeinde verabschiedet“, sagt er. Doch die Corona-Pandemie lässt dies nicht zu. Vorerst. Superintendent Andreas Schulte hat bereits angekündigt, dass ein Abschiedsgottesdienst nachgeholt wird. Bis zuletzt hatte Thomas Werner gehofft, dass er weitermachen kann, kämpfte sich in den vergangenen Monaten zurück ins Leben. Er kann wieder Auto fahren, kommt klar im Alltag, doch Predigten kann er nicht mehr halten, „der Schlaganfall vor mehr als einem Jahr hat voll in meinen theologischen Werkzeugkasten geschlagen“, sagt er und erzählt, wie gerne er Pfarrer war und spricht über seinen Traumjob.

Morgens der Schulgottesdienst, mittags eine Trauung, nachmittags die Frauenhilfe und danach ins Seniorenheim, abends zu einem Treffen im Gemeindehaus. Das waren die Tage, die er besonders mochte, mit vielen Begegnungen und Gesprächen. „Das ist an Gevelsberg immer gut gewesen, man konnte viel umsetzen und war nicht festgelegt auf eine Aufgabe oder einen Stadtteil.“

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Viele Jahre hat er den Jugendbeirat der Gemeinde geleitet und war vier Jahre lang als Jugendpfarrer des Kirchenkreises aktiv. Dem kirchenmusikalischen Ausschuss und auch dem Friedhofsausschuss der Gemeinde stand er ebenfalls viele Jahre vor. Er organisierte viele Reisen mit der Gemeinde. Nach Ostpreußen, zur Partnerkirchengemeinde in Berlin-Friedrichshagen, ins Riesengebirge, in die Partnerstädte Gevelsbergs. „Ein besonderer Höhepunkt war unsere Fahrt nach Butera auf Sizilien. Dort haben wir so viel Gastfreundschaft erfahren. Das war wirklich toll“, erinnert er sich. Auch die Partnerschaftsarbeit des Kirchenkreises Schwelm sowie die Arbeit mit Konfirmanden liegt ihm am Herzen. Ebenso wie die ökumenische Arbeit. „Hier sind viele Freundschaften entstanden“, sagt Thomas Werner.

Auf Kirchenkreisebene hat sich Pfarrer Thomas Werner viele Jahre lang auch als Synodalbeauftragter um den Kindergottesdienst bemüht. „Das ist schon unser Steckenpferd“, sagt er. „Wenn es die Pandemie wieder zulässt werden meine Frau Inke und ich wieder im Kindergottesdienst einsteigen.“

Der 61-Jährige, der in Lüdenscheid aufgewachsen ist, wurde selbst in frühen Jahren durch den CVJM und die Kirchengemeinde geprägt. „Meine Oma hat schon, als sie in meinen Kinderwagen geguckt hat, gesagt, dass ich mal Pastor werde“, erzählt Thomas Werner und lacht. Sie sollte Recht behalten. Nach dem Abitur studierte Thomas Werner in Münster und Bochum Evangelische Theologie und absolvierte anschließend sein Vikariat in Lüdenscheid-Brüninghausen. Seit dem 1. September 1987 war Thomas Werner als Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Gevelsberg tätig.

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Seine Terminkalender hat er all die Jahre aufbewahrt, darin stehen die vielen Termine, die er hatte, und noch mehr Namen von Menschen, die er im Laufe seines Berufslebens ein Stück weit begleitet hat. Bei der Taufe, im Gottesdienst im Kindergarten, der Konfirmation, dann bei der Beerdigung eines geliebten Menschen, bei der Hochzeit. „Wenn ich einkaufen gehe, kalkuliert meine Frau immer ein bisschen mehr Zeit ein“, sagt er und lacht. Weil er immer jemanden trifft, sich Zeit nimmt für ein Gespräch. So wie er es immer getan hat, und wie es auch bleiben soll.

Hier lebt er mit seiner Frau Inke, mit der er seit 40 Jahren verheiratet ist, und die auch in der Gemeinde sehr aktiv ist, sie leitet seit mehr als 30 Jahren den Kindergottesdienst. Gemeinsam haben sie zwei Kinder und mittlerweile drei Enkel.

Junge Familien im Blick halten

Besondere Pläne hat er erst einmal nicht. Durch Corona sei es eh schwierig, und auch das mit der Gesundheit, das müsse er erst einmal akzeptieren, es gehe eben nicht mehr alles so, wie man es gewohnt ist. Was er sich für die Zukunft der Gemeinde wünscht? Egal ob Mann oder Frau, es sollte jemand sein, der jung ist, der die Bedürfnisse der jungen Familien im Blick hätte.

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Ihm sei es auch wichtig, Danke zu sagen: Für die gute Zeit, für die Unterstützung und die gute Zusammenarbeit im Team. Ihm wird die Arbeit fehlen, der Stadt bleibt er aber erhalten. „Das ist etwas, worauf ich mich im Ruhestand freue.“