Ennepe-Ruhr. Große Probleme bei der Terminvergabe, Leser berichten über Auskünfte, dass es keine Termine für Ennepetal geben soll. Die KV verneint das.

Seit Montag können Menschen, die 80 Jahre oder älter sind, einen Termin für das Impfzentrum vereinbaren. Doch der Andrang auf das Terminportal der Kassenärztlichen Vereinigung ist groß. Zu groß. Online geht lange Zeit gar nichts, auch die Telefon-Hotline ist streckenweise nicht erreichbar. Mehrere Leser, die schließlich durchgekommen sind, berichten, dass ihnen gesagt worden sei, dass es für Ennepetal keine Termine mehr geben würde. Das sorgt für Frust.

Schreiben an NRW-Minister

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„Die Telefonhotline war und ist heillos unterdimensioniert und in der Qualität - wenn man denn durchkommt - viel zu oft mangelhaft. Das Onlinesystem ist für die angesprochene Zielgruppe und deren Angehörige weder logisch noch methodisch noch barrierefrei und damit für die Praxis ungeeignet.“ Das schreiben die neun Bürgermeister der Städte im Ennepe-Ruhr-Kreis und der Landrat in einem gemeinsamen Brief an NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann. Eine Reaktion auf die vielen Beschwerden der Bürger – und auch in unserer Redaktion meldeten sich viele Leser zu Wort.

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Der Wunsch nach einem Impftermin ist groß. 
Von Carmen Thomaschewski

„Das ist ein Unding, was die mit uns machen“, sagt Annemarie Weiß. Sie versucht seit Montagmorgen einen Termin für einen Bekannten zu bekommen. Er sei 86 Jahre alt, hatte Krebs, einen Schlaganfall, er brauche die Impfung dringend. Doch bisher sei nichts für ihn zu machen gewesen.

Noch hat das Impfzentrum in Ennepetal den Betrieb nicht aufgenommen.
Noch hat das Impfzentrum in Ennepetal den Betrieb nicht aufgenommen. © Carmen Thomaschewski

Dass Montag nichts ging, das könne sie ja noch verstehen. Am Dienstag versuchte sie es weiter über die Hotline, morgens um 8 Uhr startete sie den ersten Versuch, danach immer wieder, bis 22 Uhr. Mittwoch setzte sie sich an den Computer. Einmal klappte es mit dem 16-stelligen Zugangscode, der ihr per SMS auf ihr Handy geschickt wurde. Dieser ist notwendig, um seine persönlichen Daten eingeben zu können. Als alles ausgefüllt war, waren alle fünf angezeigten Termine weg. „Ich fühle mich total veräppelt“, sagt sie. Dann habe sie einfach die 116117 angerufen, die allgemeine Hotline der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe. Dort sei ihr gesagt worden, es gebe für Ennepetal keine Termine mehr.

Annemarie Weiß ist nicht die einzige Leserin, die von solch einer Aussage berichtet. Ein Leser schreibt uns in einer Mail, dass er am Dienstag vom Callcenter die Auskunft erhalten hätte, „dass bis zum 19. März alle Termine in Ennepetal ausgebucht wären und man keine weiteren Termine vergebe. Es hieß, das Ennepetaler Impfzentrum sei besonders stark gebucht.“

Das ist zu tun, wenn es keinen Zweittermin gab

Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) teilt in einer Pressemitteilung mit, dass es vorgekommen sei, dass Bürger einen Ersttermin, aber keinen Zweittermin erhalten hätten, wie es eigentlich vorgesehen sei und verweist auf einen Technischen Defekt. Sie rät in diesem Zusammenhang: „Wenn Sie von diesem Umstand betroffen sind und einen Ersttermin erhalten haben, aber keinen Zweittermin: Bitte nehmen Sie den Ersttermin wahr! Sie erhalten Ihren Zweittermin in diesem Fall von der KVWL bei Ihrem Ersttermin im Impfzentrum. Sie müssen nicht selbst aktiv werden.“

Gelegentlich würden die Termin-Bestätigungsmails auch im Spam-Ordner landen. Die Bürger sollten deshalb auch ihren Spam-Ordner überprüfen, rät die KVWL.

Ein anderer Leser schreibt uns: „Man braucht dicke Nerven um durchzukommen, aber es klappt irgendwann. Dann wird geprüft, wo man wohnt. ,Es tut uns leid, in Ihrer Region sind alle Termine vergeben. Im Moment ist kein Impfstoff verfügbar. Es werden erst wieder neue Termine gemacht, wenn eine neue Impfstofflieferung kommt. Wann eine Lieferung kommt, dazu sind wir angewiesen nichts zu sagen.“

Die Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) antwortet auf Nachfrage unserer Zeitung: „Dass es keine Termine mehr gibt, ist so nicht korrekt. Natürlich sind mittlerweile insgesamt weniger Termine verfügbar und es kann auch sein, dass das Terminkontingent für einen bestimmten Tag für ein bestimmtes Impfzentrum ausgeschöpft ist, es handelt sich jedoch um ein rollierendes System, sodass bis Anfang Februar regelmäßig neue Termine freigeschaltet werden.“

Von 14 bis 20 Uhr geöffnet

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Wie viele Termine konkret für Ennepetal zu diesem Zeitpunkt vergeben sind, dazu gibt die KVWL bisher keine Auskunft. Auch das löst im Schwelmer Kreishaus Ärger aus, „dass aktuell keinerlei Angaben darüber verfügbar sind, wie viele Termine für das Impfzentrum die Kassenärztliche Vereinigung inzwischen vergeben hat, wie viele noch zu vergeben sind“, heißt es in einem Schreiben des Kreises. Zudem sorgten Gerüchte von „ausgebucht“ für Unsicherheiten.

168 Impftermine können pro Tag im Impfzentrum Ennepetal vergeben werden, das sei die bisherige Info, die der Ennepe-Ruhr-Kreis erhalten habe. Diese Zahl bezieht sich auf die zugesagten Impfdosen vom 8. Februar bis zum 4. April.

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Ab Montag, 1. März, kommen dann noch die Termine für die notwendige Zweitimpfung dazu. Rechnerisch wäre man dann bei täglich 336 Terminen. „Darauf sind wir im Impfzentrum vorbereitet, darauf werden wir uns einstellen. Im Februar öffnen wir die Türen zwischen 14 und 20 Uhr, ab März dann länger“, teilt Michael Schäfer, Leiter des Krisenstabs. Der Kreis ist zuversichtlich, „dass am Ende alle ab 80-Jährigen die notwendigen Termine erhalten werden. Die einen früher, die anderen später. Auf diesem Weg gelte es - bedauerlicherweise - viel Zeit, Nerven und Hartnäckigkeit aufzubringen. Ein Umstand, der neben den technischen Unzulänglichkeiten aber eben auch dem Mangel an Impfstoff geschuldet ist“, teilt der Ennepe-Ruhr-Kreis mit.