Schwelm. Dr. Volker Seifarth ist Geschäftsführer der Helios-Klinik Schwelm und spricht über die Pandemie, Verantwortung und Weihnachten im Krankenhaus

Vorab eine kleine Frage: Ist es ein Traumjob, mitten in der Corona-Pandemie in einem Gebiet, das einem höchstens überschaubar gut bekannt ist, die Geschäftsführung eines Krankenhauses mit all der überbordenden Verantwortung im hellen Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit zu übernehmen? Selbst mit Blick auf die vergleichsweise fürstliche Entlohnung würden die meisten wohl dankend ablehnen. Dr. Volker Seifarth (35) ist genau diesen Schritt gegangen und führt nun neben dem Helios-Klinikum in Attendorn auch noch das Schwelmer Haus. Im Interview spricht er über Weihnachten als Klinik-Patient, Corona und die Perspektiven für das altehrwürdige Krankenhaus am Schwelmer Martfeld.

Wie sind Sie mitten in der Pandemie zu dem Job gekommen und kannten Sie Schwelm schon?

Dr. Volker Seifarth: Grundsätzlich kannte ich einige Mitarbeiter schon, als die Regionalgeschäftsführung mich gefragt hat, ob ich mir vorstellen kann auch die Geschäftsführung für das Schwelmer Haus zu übernehmen. Schwelm hat einen guten Ruf im Konzern und der eilt dem Haus auch voraus.

Was haben Sie vorgefunden, was ist aus Ihrer Sicht gut, was verbesserungswürdig?

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Zunächst einmal bin ich auf ein Team getroffen, das schon lange zusammen ist und mir den Start leicht macht. In vielen medizinischen Spektren genießt Schwelm innerhalb von Helios eine herausragende Position, ebenso sind hier bereits moderne Prozesse und Kommunikationswege installiert. Anknüpfungspunkte für Verbesserungen sehe ich bei der Automatisierung von Verwaltungsaufwand. Beispielsweise bei der Arbeit mit einer digitalen Patientenakte.

Sie sprachen Ihre Einarbeitung an. Wie gestaltet sich diese in eine derart verantwortungsvolle Aufgabe im maximalen Fokus der Öffentlichkeit und mit all den Erschwernissen der Pandemie?

Ich profitiere maximal davon, dass Betriebsleitung und Krisenstäbe jeden Winkel dieser Klinik hervorragend kennen. Die Situation ist absolut außergewöhnlich und würde ohne die Pandemie natürlich deutlich strukturierter ablaufen. Ich würde mich mehr mit der künftigen Ausrichtung als mit der aktuellen Lage beschäftigen. Das ist schon herausfordernd, aber ich fühle mich gut angenommen.

Ihre Vorgänger und Vorgängerinnen sind zuletzt meist nach vergleichsweise kurzer Zeit die Karriereleiter weiter hochgeklettert. Welche Perspektiven sehen Sie für sich selbst und für das Krankenhaus in Schwelm?

Aus der jetzigen Perspektive habe ich nicht geplant, mich schnell wieder zu verändern und will sowohl in Schwelm als auch in Attendorn langfristig Geschäftsführer bleiben.

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Das funktioniert auch mit der Doppelbelastung?

Ja, und das sieht auch die Regionalgeschäftsführung so. Ich pendle auch nicht zwischen den Häusern, weil das einfach zu viel kostet. Ich bin jeweils zwei bis drei Tage in der Woche in Schwelm und zwei bis drei Tag in der Woche in Attendorn. Manche Themen sind ohnehin nahezu gleich gelagert, was zum Beispiel den Umgang mit der Pandemie anbelangt, sind die Prozesse in den Häusern sehr ähnlich.

Welche Veränderungen wollen Sie in Schwelm umsetzen?

Ich möchte die Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen im Krankenhaus fortführen, die bereits seit mehreren Jahren laufen. Ein besonderes Anliegen ist mir – wie bereits erwähnt die Digitalisierung. Wir müssen bei unseren Leuten Zeit freischaufeln, damit sie sich auf ihre medizinischen und pflegerischen Aufgaben konzentrieren können. Hier greifen durchaus auch Synergien mit Attendorn.

Welche Möglichkeiten gibt es für Patienten, zum Weihnachtsfest ihre Angehörigen zu sehen?

Das ist eine unglaublich schwierige Situation und aufgrund der Pandemie-Situation sind Besuche der Angehörigen bei uns nicht möglich. Wir versuchen über digitale Medien den Face-to-face-Austausch möglich zu machen. Über i-pads werden auch ältere Patienten mit Hilfe unseres Personals Kontakt zu ihren Familien haben können. Wir gehen durch das Haus und besuchen alle Patienten. Wir wollen das Fest so schön wie es in diesem Rahmen möglich ist, gestalten.

Wie weit sind die Kapazitäten des Krankenhauses durch Covid-19 ausgelastet?

Seit dem Start der Pandemie gab es keine Phase, die derart heiß war wie diese. Es ist mit der ersten Welle gar nicht zu vergleichen. Die Infektionszahlen sind hoch, das findet sich auch in den Krankenhäusern wieder – bei den Patienten wie auch unter den Mitarbeitern, wo wir mehrere Fälle hatten. Die Betten und die Intensivstation sind gut ausgelastet, aber wir können bislang immer problemlos Ressourcen verschieben, wenn dies notwendig ist, so dass wir bisher stets ausreichende Kapazitäten haben.

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Wie gestaltet sich die Akquise von Personal sowohl im pflegerischen als auch im ärztlichen Bereich?

Das ist ein sensibles Thema. Wir stellen aktuell in allen Bereichen ein – von der Pflegekraft über den Apotheker bis in den ärztlichen Bereich.

Genießt das Helios-Klinikum Vorteile durch den Konzern?

Eindeutig ja. Vor allem, was die Materialbeschaffung angeht, aber in der Pandemielage auch dahingehend, dass wir Wissen und neue Erkenntnisse teilen können. Das Knowhow aus 86 Kliniken fließt zusammen, was sämtliche Bereiche in unseren Häusern betrifft. Das ist ein großer Vorteil – auch für Schwelm.