Ennepetal. Eigentlich schien das Aus für die Firma F. Hesterberg & Söhne in Ennepetal besiegelt. Doch nun die Wende: Der Standort soll erhalten bleiben.
Die traditionsreiche Firma F. Hesterberg & Söhne GmbH & Co. KG hat doch noch eine Zukunft in Ennepetal. Nachdem sich der Betriebsrat vehement für den Erhalt eingesetzt hatte, erfolgte nun eine grundsätzliche Einigung mit der Geschäftsleitung der BPW-Gruppe, zu der das 240 Jahre alte Unternehmen gehört. Der Betrieb soll demnach zu einem „Kompetenzzentrum Hestal“ – unter dieser Marke, sind die Hesterberg-Produkte bekannt – umstrukturiert werden.
Eigentlich hatte BPW den Standort aufgeben wollen. Die Stadt Ennepetal kaufte daraufhin das Gelände an der Heilenbecker Straße samt Betriebsgebäuden, um dort die Stadtbetriebe (SBE) anzusiedeln (wir berichteten). Wie viele der aktuell 60 festen Arbeitsplätze erhalten bleiben, ist noch offen. Ebenfalls zu klären ist die Frage nach dem künftigen Standort, weil es eine Vereinbarung mit der Stadt gibt, dass Hesterberg die Immobilie höchstens bis Ende 2021 nutzt. „Für die Zeit danach werden wir uns frühzeitig um eine alternative Lösung bemühen“, heißt es von Seiten der BPW-Gruppe, die ihren Hauptsitz im oberbergischen Wiehl hat.
„Ich habe immer daran geglaubt, dass wir hier eine Zukunft haben“, meint der Betriebsratsvorsitzende Damianos Koukoudeas erleichtert. „Durch unsere Hartnäckigkeit, ist es uns gelungen, dass der Vorstand der BPW-Gruppe die Stilllegungspläne vom Tisch genommen hat und das Alternativ-Konzept des Betriebsrats für ein ,Kompetenzzentrum Hestal‘ umsetzen will.“ In Zusammenarbeit mit der arbeitnehmernahen Beratung PCG sowie mit der IG Metall Ennepe-Ruhr-Wupper hatte der Betriebsrat das Konzept ausgearbeitet.
Auch interessant
Auch interessant
Auf Anfrage dieser Zeitung bestätigt BPW die Einigung. Nach intensiven Verhandlungen mit der Geschäftsleitung und dem Betriebsrat des Tochterunternehmens Hesterberg habe man sich auf einen wichtigen gemeinsamen Schritt für die Zukunftssicherung des Unternehmens geeinigt. „Der bereits 2019 von der Geschäftsführung erarbeitete Ansatz eines Kompetenzzentrums für Verschließ- und Aufbautensysteme wurde nun vom Betriebsrat aufgegriffen und adaptiert“, erklärt BPW. Die genaue Ausgestaltung des Restrukturierungsplans werde aktuell zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung von Hesterberg und unter enger Begleitung und Unterstützung durch die BPW-Geschäftsleitung weiter ausgearbeitet und verhandelt.
Betriebsratschef Koukoudeas setzt darauf, dass in dem Kompetenzzentrum die für Kunden und BPW-Gruppe wesentlichen Funktionen für die Marke „Hestal“ sowie die Fertigung von individuellen Kundenlösungen verbleiben. Die Produktion von Serienprodukten würde zur „BPW Otomotiv“ in die Türkei verlegt. Wichtig sei zudem, Produktbereiche zu bereinigen, meint Koukoudeas. Hesterberg stellt unter dem Markennamen „Hestal“ Verschließ- und Aufbautentechnik für die Nutzfahrzeugindustrie her (zum Beispiel Verschlüsse, Scharniere und Rungen).
Auch interessant
„Kurz- bis mittelfristige Einsparungen im Personalbereich werden wir nicht verhindern können“, räumt Koukoudeas ein. Wichtig sei, dass das Gros der 60 Mitarbeiter – hinzu kämen derzeit etwa zehn Leiharbeitnehmer – bleiben könne, betont er. Für die vom Verlust des Arbeitsplatzes Betroffenen wolle man in Verhandlungen über einen Sozialplan gemeinsam mit der IG Metall Abfindungsregelungen und die Installierung einer Transfergesellschaft durchsetzen.
Stadt plant weiter SBE-Ansiedlung
„Völlig überrascht“, zeigte sich Tim Strathmann, Kämmerer der Stadt Ennepetal und Vorstand der SBE, als ihn diese Zeitung mit der aktuellen Entwicklung um die Firma Hesterberg konfrontierte. „Mich beunruhigt das aber im Moment nicht“, meinte er hinsichtlich der städtischen Planungen, auf dem Gelände die SBE anzusiedeln. Bis zum 30. September 2021 könne Hesterberg den Standort weiter nutzen, eine Verlängerungsoption bis Ende 2021 sei mit BPW abgesprochen, so Strathmann. Ab dem 1. Oktober würde allerdings eine hohe Miete fällig. Einen längeren Verbleib halte er für schwierig, zumal die Immobile schon jetzt zu groß für das Unternehmen sei. „Für uns wäre es aber eine sehr schöne Variante, wenn Hesterberg zumindest zum Teil in Ennepetal bleiben würde – für die Beschäftigten und für mich als Kämmerer“, betont Strathmann. Wenn Interesse daran bestehe, werde die Wirtschaftsförderung der Stadt das Unternehmen natürlich gern bei der Suche nach einem Alternativ-Standort unterstützen.