Gevelsberg. Die Stadt Gevelsberg hat ihre Bedenken gegen ein Gewerbegebiet „Auf der Onfer“ beim RVR vorgebracht. Klar ist auch, wer das letzte Wort hat.

Natur oder Industriegebiet? Diese Frage stellen sich in Gevelsberg wohl die wenigsten. Zumindest nicht, wenn es um das Gebiet „Auf der Onfer“ in Silschede geht. Trotzdem steht die Frage im Raum, seit der Regionalverband Ruhr (RVR) die Onfer wieder als mögliche Fläche für die Ansiedlung von Unternehmen ins Spiel gebracht hat. Am 30. November endet die Frist, innerhalb derer Personen, Vereine und sonstige Einrichtungen Gelegenheit haben, beim RVR ihre Bedenken vorzubringen. Und Bedenken gibt es viele.

Mit rund 42 Hektar ist die Onfer im sachlichen Teilplan Regionale Kooperationsstandorte zum Regionalplan Ruhr aufgeführt. „Diese Planung des RVR ist aus meiner Sicht verantwortungslos, unseriös und verlogen“, hatte der Silscheder SPD-Ratsherr Bernhard Bösken noch in der vergangenen Legislaturperiode gesagt, als das Thema in der Politik aufschlug.

Offizielle Stellungnahme der Stadt

„Aus Silscheder Sicht ist das fast eine Kriegserklärung“, bekräftigte er. Die Stadt Gevelsberg lehnt die RVR-Pläne ebenfalls ab. Das Gebiet sei heute als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen, heißt es in der offiziellen Stellungnahme. Es sei geprägt durch eine kleinteilige Landwirtschaft mit Hecken und Büschen als Abtrennung zwischen den Wiesen und Feldern. Im weiteren Verlauf führt die Stadt den Bestand verschiedener Tierarten und älterer Bäume an. Außerdem stelle die Onfer einen Teil des Silscheder Naherholungsgebietes dar. „Die verkehrliche Erschließung [...] wird zu erheblichen Problemen und Belastungen führen“, heißt es in der Stellungnahme.

Die Silscheder Interessengemeinschaft (SIG) weist auf ihrer Internetseite darauf hin, dass Bürger, Kommunen und generell Träger öffentlicher Belange beim RVR ihre Ablehnung eines Industriegebietes auf der Onfer zum Ausdruck bringen können. Auch die Gevelsberger Grünen haben vor kurzem für das Beteiligungsverfahren geworben und eine eigene Stellungnahme eingereicht, in der sie das Industriegebiet ablehnen.

Ab fünf Hektar aufwärts

Der Regionalverband Ruhr (RVR) möchte den sogenannten sachlichen Teilplan Regionale Kooperationsstandorte zum Regionalplan Ruhr aufstellen.

Ziel dabei ist, planerisch festzulegen, an welchen Orten große zusammenhängende Gewerbeflächen entstehen können.

Dabei geht es um Flächen für die Ansiedlung von Unternehmen mit einem Grundstücksbedarf ab fünf Hektar aufwärts.

Im Entwurf für diesen sachlichen Teilplan sind insgesamt 24 dieser Flächen zu finden.

„Die Stadt Gevelsberg hat unmittelbar nach offizieller Beteiligung am 1. Oktober ihre bereits vom Rat im Vorfeld beschlossenen Anregungen und Stellungnahmen zur Neuaufstellung des Regionalplanes vorgebracht“, erklärt Bürgermeister Claus Jacobi auf Nachfrage dieser Zeitung. Darin habe man deutlich zum Ausdruck gebracht, dass die Gevelsberger und insbesondere die Silscheder kein Gewerbegebiet „Auf der Onfer“ haben wollten.

Aber wird die Stadt Gevelsberg beim Regionalverband Ruhr auch Gehör finden? „Selbstverständlich müssen wir davon ausgehen, dass unsere Anregungen sachgerecht betrachtet und gewichtet werden“, antwortet Claus Jacobi.

Stadt entscheidet über Baurecht

Inwieweit die städtisch vorgebrachten Eingaben in der Gewichtung gegenüber anderen Belangen allerdings höher gewertet würden, bleibe im Verfahren abzuwarten. Jacobi geht davon aus, dass es dem RVR als zuständiger Planungsbehörde nicht egal ist, welche Haltung eine Stadt als betroffene Mitgliedskommune zu einer großflächigen Festsetzung für ihr Stadtgebiet hat. „Hinsichtlich der Aufnahme der Fläche ,Auf der Onfer’ in den Regionalplan sind der RVR und das Ruhrparlament in der alleinigen Entscheidung“, erklärt der Bürgermeister.

Die Planungshoheit, ob und inwieweit aus der überregionalen Flächenausweisung aber tatsächlich Baurecht durch einen Bebauungsplan geschaffen werde, liege ausschließlich bei der Stadt Gevelsberg und dem Stadtrat. „Gegen den Stadtrat kann also kein Gewerbegebiet ,Auf der Onfer’ in Gevelsberg realisiert werden“, macht Jacobi deutlich. „Sowohl die aktuelle politische Mehrheit als auch meine Person als Bürgermeister haben sich klar gegen ein Gewerbegebiet ,Auf der Onfer’ festgelegt.“

In vielen Gesprächen hätten sich Bürger ebenfalls dagegen ausgesprochen. Auch seien von Bürgern entwickelte Flugblätter in Silschede verteilt worden, in denen betroffene Anwohner dazu aufgerufen hätten, sich der Stellungnahme der Stadt anzuschließen.

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