Gevelsberg. Die Stadt Gevelsberg drängt auf eine barrierefreie Lösung für die S-Bahn-Haltestelle Berge-Knapp.

Der Wunsch nach einem barrierefreien Umbau der S-Bahn-Haltestelle Berge Knapp ist groß. Der Ärger darüber, dass die Deutsche Bahn sich bisher nicht gerührt hat, jedoch noch größer – nicht nur bei den Anwohnern, sondern vor allem auch bei der Stadt Gevelsberg. Bürgermeister Claus Jacobi bezeichnet die festgefahrene Situation als „mehrjähriges Ärgernis“ und möchte Bewegung in die Sache bringen.

Darum geht es

Im Mittelpunkt stehen 41 Stufen. Die müssen bewältigt werden, wenn man auf das Gleis in Fahrtrichtung Wuppertal gelangen will. Wer nach Hagen fahren möchte, hat diese Probleme nicht. Dort führen sowohl eine Treppe als auch eine Rampe auf den Bahnsteig. Aber eben nur auf einer Seite. Rollstuhlfahrer müssen sich behelfen und in Fahrtrichtung Hagen einsteigen, bis nach Heubing fahren, um dann in die Gegenrichtung umzusteigen. An diesem Haltepunkt gibt es die notwendige Barrierefreiheit.

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Was bisher geschah

Gespräche hat es zwischen der Stadt und der Deutschen Bahn im Laufe der Jahre einige gegeben. Die Standpunkte sind verhärtet. Die Stadt Gevelsberg drängt auf einen barrierefreien Umbau. Die Deutsche Bahn trifft keine verbindlichen Aussagen (siehe Infokiste).

Die Chronologie

Bereits im Jahr 2013 fragte diese Zeitung bei der Deutschen Bahn nach, wie es mit dem Haltepunkt Berge-Knapp weitergeht. So hieß es zu dieser Zeit: Nach Auskunft eines Bahnsprechers arbeite die Deutsche Bahn derzeit eine Modernisierungsoffensive ab, bei der 108 Bahnhöfe barrierefrei umgebaut werden. 408 Millionen Euro werden dafür investiert. Gevelsberg steht jedoch nicht auf der Liste. Das von Land und Bund geförderte Investitionsprogramm ist bis 2017 angelegt. „Natürlich sollen alle 680 NRW-Bahnhöfe barrierefrei werden“, erklärte der Bahnsprecher.

Diese Antwort gab es im Juli 2019 von der Pressestelle der Deutschen Bahn zur selben Frage. „Eisenbahnen in Deutschland sind laut Eisenbahnbetriebsordnung (EBO) verpflichtet, Programme zur Gestaltung von Bahn- und Fahrzeuginfrastruktur zu erstellen, um eine möglichst weitreichende Barrierefreiheit für deren Nutzung zu erreichen. Die Auswahl für Modernisierung, Reaktivierung und Neubau von Bahnhöfen des Nahverkehrs geschieht unter Federführung der Aufgabenträger (also z. B. VRR usw.) im Nahverkehr und dem Land NRW. Mit der Bahn und weiteren Partnern/Fördergebern sind mehrjährige Bauprogramme vereinbart worden, die in den nächsten Jahren abgearbeitet werden. Die Bahn selbst ist mit ihrem Knowhow überwiegend in der konkreten Planungs- und Bauphase von Bahnhofsprojekten involviert. Gevelsberg-Knapp ist zzt. in keinem der aktuellen Bauprogramme enthalten.“

Im Oktober 2020 hieß es von Seiten der Bahn: „Am Bahnhof Gevelsberg-Knapp sind derzeit keine Maßnahmen geplant.“

Die Lösung, eine Rampe in Eigenregie der Stadt zu bauen, ist leider vom Tisch. „Obwohl wir schon eine Förderung in Aussicht hatten“, erklärt Claus Jacobi. Zum unüberwindbaren Problem wurden die Bodenverhältnisse und die Hanglage. Das würde die Kosten dermaßen in die Höhe treiben, weshalb der Verkehrsverbund Rhein Ruhr (VRR) die Maßnahme als doch nicht förderfähig einstufte. Alleine kann die Stadt die Maßnahme nicht stemmen. „Das war eine große Enttäuschung und die Hängepartie geht weiter.“ Bis heute.

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Der aktuelle Stand

„Das ist ein politischer Skandal“, sagt Claus Jacobi. Der Bund schreibe vor, dass in öffentlichen Gebäuden Barrierefreiheit geschaffen werden müsse, selber halte sich der Bund nicht an sein Gesetz und habe sich für seine Bahnhöfe eine Sonderregelung herausgenommen. 2012 gab es das erste Gespräch. Mitglieder aller Fraktionen der Stadt Gevelsberg hatten sich in einem Gespräch mit einem Vertreter der Deutschen Bahn dafür eingesetzt, dass die S-Bahnhaltestelle baulich verändert wird. Jetzt soll es das letzte geben. Aktuell werde nach einem gemeinsamen Termin mit der Deutschen Bahn und dem VRR gesucht, so die Info aus dem Rathaus. Mit dem Ziel, endlich eine Lösung zu finden, den Haltepunkt barrierefrei „in einem überschaubaren Zeitrahmen“ zu gestalten. Gelingt das nicht, will die Stadt eine Petition auf den Weg bringen.

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So geht es weiter

Auch wenn ein Aufzug nicht die favorisierte Lösung ist, er ist im Unterhalt teuer und anfällig für Vandalismusschäden so die Sicht der Stadt, ist diese wohl die beste Chance. Bringt das Gespräch kein Ergebnis, soll die Petition den Handlungsdruck erhöhen. „Eine Petition ist ein probates Mittel der Bürgerpartizipation“, sagt Jacobi. Und eine Stadt könne dieses auch nutzen. Er wolle das zwar noch prüfen lassen und überparteilich noch einmal thematisieren, aber er sehe diesen Weg als Ultima Ratio. Die Stadt Gevelsberg sieht die Bahn zudem in der Pflicht. Als Beitrag zur Solidarität der Bevölkerung in Berge, als Erfüllung von UN-Konventionen und geltendem Recht, so der Bürgermeister.

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