Gevelsberg. .

Es geht um 41 Stufen. In der Summe ein Hindernis, das für Menschen mit Gehbeeinträchtigungen oder Herzkranke kaum zu bewältigen ist. Wer an der Haltestelle Berge-Knapp in eine S-Bahn in Richtung Gevelsberg und Wuppertal einsteigen möchte, der muss genau diese 41 Hürden überwinden. Das sorgt bei vielen Gevelsbergern für Unmut.

„Dass die Haltestelle nicht barrierefrei ist, ist schon lange ein großes Ärgernis für die Stadt“, sagt Bürgermeister Claus Jacobi. Vor einem Jahr noch hätten sich Mitglieder aller Fraktionen in einem Gespräch mit einem Vertreter der Bahn dafür eingesetzt, dass die S-Bahnhaltestelle baulich verändert wird. Die Stadt habe sogar einen Vorschlag gemacht und eine Rampenlösung analog zu der auf der Gegenseite ins Spiel gebracht, erklärt der Bürgermeister.

Gevelsberg ist auf keiner Liste

Eine Seite der Haltestelle in Berge-Knapp ist nämlich für Rollator-Besitzer und Rollstuhlfahrer geeignet. Wer zum Gleis in Fahrtrichtung Dortmund und Hagen will, der muss keine Stufen überwinden und gelangt über eine Rampe zum Bahnsteig. In der Mitte liegen die Gleise. Wer also zum anderen Bahnsteig möchte, hat schlechte Karten oder muss eben gut zu Fuß sein.

„Es ist nicht zumutbar und auch nicht hinnehmbar, dass Menschen erst in Richtung Hagen fahren, um dann in Westerbauer in die Gegenrichtung umzusteigen.“ Bürgermeister Claus Jacobi weiß, dass sich so einige der Menschen behelfen, die die 41 Stufen nicht überwinden können. Schon lange versuche die Stadt Gevelsberg die Deutsche Bahn dazu zu bewegen, diese Situation am Knapp zu ändern.

Die Bahn habe zwar erklärt, dass sie langfristig gesehen, alle Bahnhöfe barrierefrei gestalten will, „nur der Zeitplan für diese Maßnahme war absolut nicht hinnehmbar“, sagt Jacobi. Nach Auskunft eines Bahnsprechers arbeite die Deutsche Bahn derzeit eine Modernisierungsoffensive ab, bei der 108 Bahnhöfe barrierefrei umgebaut werden. 408 Millionen Euro werden dafür investiert. Gevelsberg steht jedoch nicht auf der Liste. Das von Land und Bund geförderte Investitionsprogramm ist bis 2017 angelegt.

Verkehrsministerium entscheidet

„Natürlich sollen alle 680 NRW-Bahnhöfe barrierefrei werden“, erklärt Bahnsprecher Dirk Pohlmann. Doch es gehe dabei auch ums Geld. Die Entscheidung darüber, wer auf der Liste lande, hänge unter anderem davon ab, wie hoch die Zahl der Ein- und Aussteiger und wie stark der Zugverkehr sei, erklärt Dirk Pohlmann. „Gevelsberger Bahnhöfe sind da nicht dabei.“ Warum nicht, das könne er letztlich nicht sagen.

Eine Antwort, die den Verantwortlichen in der Stadt nicht gefällt. „Dass der Bahnhof nicht barrierefrei ist, ist nicht akzeptabel, wir haben das auch schon mehrfach kommuniziert und werden das auch weiter tun“, so Bürgermeister Jacobi.

Der Bahnsprecher betont indes, dass die Stadt Gevelsberg versuchen solle, auf die Liste eines Nachfolgeförderprogramms zu kommen. Er ist sich sicher, dass es weitere Programme geben werde. Schließlich sei die aktuelle Modernisierungsoffensive die zweite ihrer Art. Eine wichtige Rolle bei der Entscheidung, welche Bahnhöfe an der Reihe sind, spiele das Verkehrsministerium, so Pohlmann. Bislang sind zwei Drittel aller NRW-Bahnhöfe barrierefrei.