Gevelsberg. Die Firma Dieckerhoff Guss aus Gevelsberg stellt ihren Betrieb ein. Uns gegenüber äußert sie sich zu Gründen und Perspektiven der Mitarbeiter.
Das Gevelsberger Traditionsunternehmen Dieckerhoff Guss wird seinen Betrieb zum Ende dieses Jahres einstellen. Das teilte ein Sprecher des Unternehmens auf Nachfrage dieser Zeitung mit. Für die zuletzt rund 220 Mitarbeiter soll eine Transfergesellschaft eingerichtet werden. Dieckerhoff Guss hatte schon im Juni über massive Umsatzeinbrüche vor allem in Folge der Covid-19-Pandemie berichtet.
„Es ist so, dass aufgrund der fehlenden Aufträge und des fortgeschrittenen Verlagerungsprozesses unserer Kunden auf andere Zulieferer Dieckerhoff Guss nur noch bis Ende Dezember 2020 fortgeführt werden kann“, erklärt Kommunikationsberater Thomas Feldmann im Namen des Gusseisenspezialisten. Auch der im Juni 2020 gestartete Investorenprozess habe zu keinen Ergebnissen geführt. Ziel dessen sei gewesen, einen Käufer zu finden, der in die Firma mit Sitz an der Oststraße einsteigt, für Neukundenaufträge sorgt und in die Zukunft der Gießerei investiert. „Die Ausproduktion ist bereits eingeleitet“, sagt Feldmann.
Bezug von Kurzarbeitergeld
In den Verhandlungen mit dem Betriebsrat und der IG Metall über den Abschluss eines Interessenausgleichs und Sozialplans hätten sich die Beteiligten auf die Einrichtung einer Transfergesellschaft mit einer Laufzeit von bis zu zwölf Monaten für die rund 220 Mitarbeiter verständigt. „Mit einer Transfergesellschaft können die Beschäftigten des Unternehmens mit gezielten Weiterbildungsmaßnahmen und Bewerbungstrainings besser in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden“, erklärt Feldmann.
1900 erstes Betriebsgebäude errichtet
Die Dieckerhoff Guss GmbH hat sich mit der Errichtung, dem Erwerb und dem Betrieb von Gießereien und Werken für Motoren und Maschinenbau beschäftigt – sowie mit sonstigen Anlagen, die dem Zweck der vorgenannten Betriebe dienlich oder förderlich sind. Darüber hinaus war das Unternehmen in der Herstellung, Weiterverarbeitung und dem Vertrieb von Erzeugnissen aus eigenen Produktionsstätten sowie im Handel mit fremden Erzeugnissen tätig.
Die Dieckerhoff Guss hatte ihren Absatzmarkt vor allem in der Automobil- und Maschinenbauindustrie. Mit etwa 230 Mitarbeitern wurde 2019 ein Umsatz in Höhe von 75,5 Millionen Euro erwirtschaftet.
Seine Anfänge führt das Unternehmen auf den 1. Oktober 1900 zurück. Da ließ Heinrich Dieckerhoff das erste Betriebsgebäude für die Gießerei errichten. 1946 umfasste die Produktpalette laut Dieckerhoff Guss die Branchen Fahrradindustrie, Landmaschinen, Bergbau und Armaturenbau. Im Laufe der Jahre baute das Unternehmen sein Portfolio weiter aus.
2000 erfolgte die Übernahme durch die Georgsmarienhütte Holding GmbH.
Der Wechsel in eine Transfergesellschaft bietet von Arbeitslosigkeit bedrohten Mitarbeitern die Möglichkeit, für maximal zwölf Monate Transferkurzarbeitergeld zu beziehen. Dieses wird von der Gesellschaft bei der zuständigen Agentur für Arbeit beantragt. Die IG Metall Gevelsberg-Hattingen gab auf Nachfrage an, sich in den kommenden Tagen gemeinsam mit dem Betriebsrat von Dieckerhoff Guss zu der Lösung äußern zu wollen.
Restrukturierung war das Ziel
„Aufgrund der coronabedingten Kontaktbeschränkungen und flächendeckenden Schließungen von Unternehmen ist unser Umsatz insbesondere durch die rückläufige Nachfrage in der Automobilindustrie massiv eingebrochen“, hatte Marc-Oliver Arnold, Geschäftsführer der Dieckerhoff Guss GmbH, die Lage im Juni beschrieben. Zu dieser Zeit hatte das Unternehmen einen Antrag auf die Eröffnung eines Schutzschirmverfahrens gestellt und auch die Öffentlichkeit darüber informiert.
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Im Zuge dieses Verfahrens sollten eine Restrukturierung und Sanierung stattfinden. Dieckerhoff Guss wollte darüber hinaus Gespräche mit allen wichtigen Akteuren aufnehmen. Kommunikationsberater Feldmann erklärte ebenfalls im Juni, dass die Beschäftigten anstelle ihrer Löhne und Gehälter für die nächsten drei Monate Insolvenzgeld der Agentur für Arbeit erhielten.