Gevelsberg. Die Georg-Müller-Schule in Gevelsberg feiert ihren 30. Geburtstag. Wer aber denkt, die christliche Schule sei altmodisch, liegt falsch.
Eigentlich war ein großes Fest geplant. Die Kinder wollten ein modernes Weihnachtsmusical einstudieren und es in diesem Winter in der Aula West den Eltern präsentieren, an mehreren Tagen. Doch dann kam Corona. Die Absage droht. Dabei gäbe es in diesem Jahr einiges zu feiern – nicht nur den 30. Geburtstag der Georg-Müller-Grundschule.
Stefan Fischer ist der Leiter der Schule in Berge und führt durch die neue Cafeteria. An jedem Stuhl klebt ein Zettel mit einem Namen. „Die Kinder haben hier feste Plätze“, sagt er. Eine von vielen Corona-Maßnahmen, die den Schulalltag beherrschen.
Dabei ist die Schule vor einem Jahr neu durchgestartet – erstmals mit einem offenen Ganztagsbetrieb, einer Übermittagsbetreuung und dazu frisch saniert. Aktuell nutzen 22 Kinder das Angebot nach dem Unterrichtsende, für das neue Räume und ein Anbau geschaffen wurden. Platz ist genug Am Schilken, dort, wo früher Squash und Tennis gespielt wurden.
Christliche Werte als Basis
Einer der Mitbegründer ist Detlef Dürholt. „Ich fand damals die Idee gut, eine Schule zu gründen, die sich auf christliche Werte stützt“, sagt der Gevelsberger. Eine Einrichtung, in der es um die Ehrfurcht vor Gott geht, die Würde des Menschen geachtet und die Bereitschaft zum sozialen Handeln geweckt wird. So stehe es in der Landesverfassung, sagt Dürholt, so etwas wollte er auch für seine Kinder.
Die Schule wurde gegründet, als sein erster Sohn geboren wurde. Im Sommer 1990 begann für zehn Jungen und Mädchen der Unterricht in einer umgebauten Wohnung in Schwelm – die Geburtsstunde der evangelischen Bekenntnisschule in privater Trägerschaft. Ein Jahr später zog die Einrichtung nach Berge und startete schon kurze Zeit später zweizügig. „Wir hatten nie Probleme die notwendigen Anmeldezahlen zu erreichen“, sagt Dürholt, der auch heute noch der 1. Vorsitzende des Trägervereins Christliche Bekenntnisschule Ennepe-Ruhr e.V. ist.
In diesem Schuljahr werden hier etwa 210 Kinder unterrichtet. Eine kirchliche Ausrichtung der Familien ist keine Aufnahmebedingung, auch nicht die Religion, sagt Schulleiter Stefan Fischer. Vieles habe sich im Laufe der Jahre verändert, nicht aber der pädagogische Schwerpunkt. „Integration und Inklusion gab es hier schon immer. Wir haben hier schon seit 27 Jahren eine Sonderschullehrerin, weil wir alle Kinder abholen wollen und das Miteinander fördern.“
Individuelle Förderung wichtig
Der zweite wichtige Bereich, der die Arbeit der Schule ausmache, sei die individuelle Förderung. „Wir erfassen diagnostisch die Stärken und Schwächen der Schüler und fördern jedes Kind individuell“, erklärt der Schulleiter. Eine Besonderheit sei auch die Minischule. Bereits sechs Monate vor ihrer Einschulung besuchen die Kinder einmal die Woche die Einrichtung, lernen alles kennen, werden gut vorbereitet. „Fast alle Eltern nutzen dieses Angebot“, so Fischer.
Christliche Inhalte spielen dennoch eine Rolle im Unterricht, Andachten und Lieder gehören zum morgendlichen Schulbeginn und das gegenseitige Helfen spielt eine große Rolle, betont der Schulleiter – ganz im Sinne des Namensgebers Georg Müller. Er war ein evangelischer Theologe, Missionar und eröffnete im frühen 19. Jahrhundert Waisenhäuser, setzte sich selbstlos für seine Mitmenschen ein. Das spiegelt sich auch im schulischen Zusammenleben wieder.
Es gibt Gruppen, in denen die Kinder über ihre Sorgen reden können, integrative Gruppen, einen Kummerkasten, Spendenaktionen, viele Rückzugsmöglichkeiten für persönliche Gespräche. Wie die neue Bücherei mit Kuschelecke oder die Räume für die Übermittagsbetreuung.
Technisch auf Höhe der Zeit
Wer heute durch die Flure geht, kann nicht mehr erahnen, dass hier einmal ein Sportzentrum beheimatet war. Eine Tennishalle ist noch übrig, saniert und modernisiert, wie die Schule selbst. Elektrische Tafeln, Computerarbeitsplätze, kleine Roboter zum Programmieren: Der Trägerverein habe in den vergangenen Jahren viel Geld in die Hand genommen und auch Fördermittel beantragt, um die Schule technisch auf den neusten Stand zu bringen.
Finanziert wird die Schule über öffentliche Zuschüsse des Landes, das sind 87 Prozent der laufenden Kosten. Dazu kommen freiwillige Elternbeiträge. Spenden fließen auch ein und sorgen dafür, dass besondere Unterrichtsmittel angeschafft werden können. Der Umbau der Schule, inklusive des neuen Anbaus wurde vom Eigentümer der Immobilie privat finanziert.
Der Trägerverein ist Mieter in der Schule in Berge. „Wir fühlen uns hier sehr wohl“, sagt der Vorsitzende des Trägervereins. Seine vier Jungs waren alle hier auf der Schule. Und er freut sich, dass Eltern sich so für die Schule engagieren. Umso mehr hofft er, dass vielleicht doch eine Feier stattfinden kann. Wegen Corona dann im kommenden Jahr.