Ennepetal. Corona verändert alles. Auch den Wahlkampf ums Bürgermeisteramt in Ennepetal. So gehen die Kandidaten damit um.

Die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Einschränkungen beeinflussen auch den Kommunalwahlkampf.

Nachdem die zwischenzeitlich diskutierte Verschiebung des Wahltermins vom Tisch ist, müssen sich die Bewerber um das Bürgermeisteramt den besonderen Umständen stellen. Wie gehen Amtsinhaberin Imke Heymann und ihre beiden Herausforderer Conny Born-Maijer und Sotirios Kostas mit der Situation um? Haben sie sich besondere Aktionen jenseits klassischer Mittel wie Flyer und Plakate einfallen lassen? Und sehen sie grundsätzlich überhaupt die Chancengleichheit gewahrt?

Conny Born-Maijer

Mit diesem Wahlplakat wirbt Bürgermeisterkandidatin Conny Born-Maijer für sich.
Mit diesem Wahlplakat wirbt Bürgermeisterkandidatin Conny Born-Maijer für sich. © WP | Hartmut Breyer

„Dass ich ein Wahlkampfbüro anmiete, war eigentlich nicht geplant“, erklärt Conny Born-Maijer. Doch angesichts der durch Corona veränderten Bedingungen habe sie mit dem Raum an der Voerder Straße 62 eine Anlaufstelle schaffen wollen, „um Präsenz zu zeigen und einen Raum zu haben, in dem ich Gespräche mit Bürgerinnen und Bürgern führen kann.“ Klassischer Haustürwahlkampf sei kaum möglich, meint die unabhängige, parteilose Kandidatin. „Viele machen ungern auf, wenn man mit Schutzmaske vor der Tür steht.“ Mit den Ennepetalern ins Gespräch kommen will sie aber in den kommenden Wochen mit einem Infostand auf den Wochenmärkten in Voerde und Milspe. Aufgrund von Corona nicht stattfinden können dagegen Konzerte, die die leidenschaftliche, ausgebildete Sängerin geben wollte.

Um sich zu zeigen, hat die 54-Jährige neben einem großen Aufsteller zusätzlich ein Großflächenplakat erstellen lassen, das derzeit in Höhe der Firma ATU steht und noch durch das Stadtgebiet wandern soll. „Das war eigentlich auch nicht vorgesehen“, so Conny Born-Maijer. Nicht zuletzt hat die Rüggebergerin eine Telefon-Nummer eingerichtet, unter der alle Anrufer kostenlos in einer dreiminütigen Ansage etwas über ihre Motivation und Ziele erfahren können.

Unter dem Strich gebe sie nicht mehr Geld für ihren Wahlkampf aus als zu Beginn geplant. „Ich wähle andere Mittel“, meint die Heilpraktikerin für Psychotherapie und Hypnosetherapeutin, die eine eigene Praxis in Schwelm betreibt.

Eine Verschiebung des Wahltermins sei für sie kein Thema gewesen, sagt Conny Born-Maijer. Natürlich hätten Amtsinhaber im Angesicht der Corona-Krise eine Kümmererposition, könnten sich entsprechend zeigen. „Das ist ein Vorteil gegenüber den Kandidaten, die nicht diese Möglichkeit haben, sich zu positionieren“, meint sie. Dass dieser Vorteil von der Bevölkerung auch so angenommen werde, dass daraus Wählerstimmen würden, glaube sie aber eher nicht.

Sotirios Kostas

Das Wahlplakat von Bürgermeisterkandidat Sotirios Kostas.
Das Wahlplakat von Bürgermeisterkandidat Sotirios Kostas. © WP | Hartmut Breyer

Eine besondere Aktion, die sich Sotirios Kostas ausgedacht hat, ist „Kaffee-Kuchen-Klartext“. „Die Leute laden mich zum Kaffee ein, ich bringe Kuchen mit, und wir reden dann Klartext“, erklärt der 45-Jährige, der mit seiner Frau Evgenia den Thomas-Grill an der Mittelstraße 4 in Altenvoerde betreibt. „Man muss innovative Ideen haben“, meint der Grieche, nicht nur in Zeiten von Corona. Angesichts der Pandemie habe er aber bewusst wenig Wahlkampf betrieben. „Die Leute hatten andere Sorgen.“

In nächster Zeit möchte er sich aber auch auf den Märkten in Voerde und Milspe präsentieren. „Das ist die beste Bühne“, meint der ebenfalls unabhängige und parteilose Kandidat.

Darüber hinaus habe er den Vorteil, dass er in seinem Laden den ganzen Tag über erreichbar sei. „Wenn jemand mit mir reden möchte, tun wir das, wenn ich gerade Zeit habe. Oder derjenige kommt ein anderes Mal wieder.“ Nicht zuletzt pflege er über seine Facebook-Seite den Austausch. Eine eigene Homepage habe er nicht. „Mir ist das persönliche Gespräch lieber als mich so zu präsentieren“, meint er.

Als besonderes Werbemittel hat Sotirios Kostas ein Ennepetal-Spiel entwickelt, das er in Kürze präsentieren und kostenlos abgeben möchte. Außergewöhnlich war auch, dass Kostas Plätze für ein Treffen mit Joey Kelly in Essen verloste. Mehr als 80 Interessierte hätten sich gemeldet, mit neun Gewinnern sei es im Kleinbus zu der Veranstaltung gegangen.

Podiumsdiskussionen vermisse er nicht. „Ein Kandidat, der nicht so bekannt ist, würde vielleicht bedauern, dass es die nicht gibt“, sagt Kostas. „Ich bin aber mitten im Leben, bei Vereinen und Geschäftsleuten bekannt.“ Er führe tagtäglich mehrere Gespräche, oft würden ihn auch Menschen im Café oder beim Einkaufen ansprechen. „Es ist bemerkenswert wie viel Resonanz auf meine Kandidatur zurückkommt“, meint Kostas, der im übrigen fünf große Plakatflächen gemietet hat.

Eine Verschiebung des Wahltermins habe er nicht für sinnvoll gehalten, betont Sotirios Kostas. Es stelle sich ja dabei die Frage, was passiere, wenn man verschiebe und es dann einen erneuten Lockdown gebe. „Verschieben wir dann nochmal?“, fragt er.

Imke Heymann

Wirbt mit diesem Wahlplakat um die Wählergunst: Imke Heymann, die amtierende Bürgermeisterin.
Wirbt mit diesem Wahlplakat um die Wählergunst: Imke Heymann, die amtierende Bürgermeisterin. © WP | Hartmut Breyer

Der persönliche Kontakte fehlt auch mir als Bürgermeisterin“, meint Amtsinhaberin Imke Heymann. Es gebe derzeit keine großen Veranstaltungen, auf denen man sich zeigen könne, sie besuche die vielen kleinen wie die Gastronomieaktion im Voerder Zönchen oder die „Summer Vibes“ im Freibad. „Dorthin kann ja jeder Kandidat kommen und die Gelegenheit nutzen“, meint sie. Auch die Markttage böten sich an. Dort habe jeder die Chance, sich und sein Programm an einem Infostand auf den Wochenmärkten vorzustellen, so dass sich die Menschen ein Bild von den Kandidaten machen können. „Da wird dann die Herausforderung zu sein, wie man auf die Menschen zugehen kann. Mit Maske ist das ja unpersönlicher“, erklärt Heymann. „Darf man Dinge überreichen, muss sich jeder Infoflyer selbst wegnehmen?“

An der Haustür klingeln, um das persönliche Gespräch mit den Bürgern zu suchen, würde sie derzeit nicht, so die 47-Jährige, die gemeinsame Kandidatin von CDU und SPD ist. Aber die eine oder andere Überraschung habe sie für ihren Wahlkampf noch vorgesehen.

„Podiumsdiskussionen fehlen mir auch, ich würde gerne Dinge erklären und meine Meinung zu verschiedenen Themen kund tun“, sagt sie. „Im Wahlkampf 2015 hatten wird neun davon.“ Immerhin habe Radio Ennepe-Ruhr eine Sendung mit den drei Ennepetaler Kandidaten gestaltet.

Grundsätzlich könne jeder Kandidat Inserate schalten und müsse im Internet mit einer Homepage sowie bei Facebook präsent sein, meint Imke Heymann.

Außerdem seien die Kandidaten telefonisch erreichbar und dürften eine bestimmte Anzahl an Plakaten aufhängen.

Heymann betont auf die Frage, ob Amtsinhaber in Zeiten von Corona nicht einen Vorteil hätten, dass die Krise ihr in ihrer jetzigen Aufgabe als Bürgermeisterin sehr viel abverlange. Diese Arbeit habe höchste Priorität, da sei es schwierig, sich Zeit für den Wahlkampf abzuknapsen.

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Dennoch freue sie sich darauf, dass der Wahlkampf nun richtig beginne. „Da kommt man wieder mit vielen Menschen in Kontakt. Das zählt am Ende mehr als eine perfekt gestaltete Homepage.“