Gevelsberg. Corona, und der Denkmalschutz verhindern die geplante Eröffnung des Schmuckstücks in Gevelsberg. Frank Hense erläutert seine Pläne.

Zwei Sachen fallen dem geneigten Beobachter sofort auf, der ab und an vorbeischaut an der Ecke Schillerstraße / Lessingstraße in Gevelsberg. Erstens: Hier arbeitet jemand mit sehr viel Liebe zum historischen Detail an der 107 Jahre alten Kirche. Zweitens: Nach einer Eröffnung der Kunsthalle von herausragendem Renommee im September sieht die Baustelle bei Weitem noch nicht aus. Alle Fragen, die sich an diese beiden Beobachtungen anschließen, beantwortet Besitzer Frank Hense.

Ortstermin bei prächtigem Wetter. Der gebürtige Gevelsberger steigt aus dem Auto aus und während sein Blick auf die ehemalige Friedens-Kapelle der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde fällt, leuchten seine Augen. Er lobt die vielen heimischen Handwerker für ihre herausragende Arbeit. Das Dach ist neu gedeckt, das Gebäude bekommt einen frischen Putz, die neuen Fenster sind den historischen Originalen nachempfunden. Vorsprünge, Stürze, Bögen arbeitet der Fachmann auf.

Anbau ist bereits abgerissen

In der Mitte des Raumes entsteht ein Kubus mit zwei Ebenen, der von der Empore aus zugänglich werden wird.
In der Mitte des Raumes entsteht ein Kubus mit zwei Ebenen, der von der Empore aus zugänglich werden wird. © WP | Stefan Scherer

„Dieses Gebäude wird ein Schmuckstück“, sagt der Kunstsammler, der im Innern zahlreiche Werke der Öffentlichkeit zugänglich machen will. Dazu gehört auch, dass er den alles andere als schmucken Anbau aus den 50er Jahren, abgerissen hat. „Wir haben verschiedene Möglichkeiten durchgespielt, am Ende ist dies die sinnvollste Lösung gewesen“, sagt der Unternehmer, der in Gescher bereits eine national viel beachtete Kunsthalle mit seinen Exponaten betreibt. Auf entstandenen freien Fläche sollen nun ein paar wenige Parkplätze entstehen, was aber noch entscheidender ist: „Ich werde einen Skulpturengarten anlegen.“

Solche Änderungen gegenüber den Ursprungsplänen, gepaart mit den Schwierigkeiten der Corona-Pandemie und behördlichen Vorschriften haben allerdings dafür gesorgt, dass Hense seinen Zeitplan über Bord werfen musste. „Von einer Eröffnung im Mai hatte ich mich schnell verabschiedet, der September ist auch nicht realistisch. Ich will im kommenden Frühjahr eröffnen“, erläutert er.

Denkmalschutz mit hohen Auflagen

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Wichtig ist ihm, dass dies erst zu einem Zeitpunkt sein wird, wenn es den Menschen auch corona-technisch möglich sein wird, ab dem ersten Tag volles Haus zu haben. „Die Menschen sollen hierherkommen, dies soll ein Platz sein, an dem Leben herrscht.“ So verschafft sich der Kunstsammler auch Zeit, falls weitere Stolperfallen aus Münster kommen. Dort sitzt die Obere Denkmalbehörde, die ein strenges Auge auf den Baufortschritt an dem geschützten Gebäude hat. „Wenn einer mit Herzblut, historischer Genauigkeit und Liebe zum architektonischen Detail umbaut, dann bin das mit Sicherheit ich. Aber manche Dinge kann ich nur schwer nachvollziehen“, sagt Hense.

Dieser Fliesenboden ist ruiniert, darf mit Parkett überlegt, aber nicht herausgenommen werden – sagt die Denkmalbehörde.
Dieser Fliesenboden ist ruiniert, darf mit Parkett überlegt, aber nicht herausgenommen werden – sagt die Denkmalbehörde. © WP | Stefan Scherer

Zum Beispiel die Geschichte mit dem Fliesenboden in einem Flur. Der ist bei Umbauten vor Jahrzehnten komplett versaut worden, kann auch nicht mehr wieder hergestellt werden. Dieser Boden darf nun zwar mit Parkett überlegt, aber auf keinen Fall herausgerissen werden, so die unsinnig anmutende Weisung aus Münster.

Wer den Blick allerdings vom Boden erhebt, der schaut in einen hellen Raum, in Zimmer, die bereits jetzt erahnen lassen, wie hier einmal historische Architektur und zeitgenössisch-moderne Kunst in Symbiose treten werden. Die Fenster, die Wände, die Gänge, die Decken – all dies ließe sich schon in blumigen Worten beschreiben, doch am Ende ist es noch ein weiter Weg zum endgültigen Ergebnis.

Kubus mit zwei Ebenen

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Insbesondere eine Sache wird die Erscheinung der Kunsthalle im Innern nämlich noch nachhaltig verändern. Weil an den Wänden mit den zahlreichen Fenstern zu wenig Ausstellungsfläche vorhanden ist, lässt Frank Hense in der Mitte der Kapelle einen Kubus bauen. Der wird auf zwei Ebenen begehbar sein und so für viel Wandfläche zum Ausstellen von Bildern sorgen. Besonderer Clou: Die obere Ebene wird über eine Brücke von der Empore aus begehbar sein. Bis es so weit ist, wird noch etwas Zeit vergehen. Aber so wie sich das altehrwürdige Gebäude bereits jetzt verändert hat, lohnt sich das Warten.