Schwelm. Die Zahlen derer, die im Ennepe-Ruhr-Kreis mit dem Corona-Virus infiziert sind, steigen wieder. Es könnte erst der Anfang sein, so der Kreis.

Die Zahlen derer, die im Ennepe-Ruhr-Kreis mit dem Corona-Virus infiziert sind, steigen wieder, und aus Sicht der Leiterin des Krisenstabs im Kreishaus, Astrid Hinterthür, könnte das erst der Anfang sein – vor allem mit Blick auf die noch vielen Urlaubsrückkehrer, die bis zum Ende der Sommerferien noch zu erwarten seien.

Die drängendsten Fragen zur aktuellen Situation.

1. Wie schätzt der Ennepe-Ruhr-Kreis die aktuelle Situation ein?
„Die Zahlen gehen hoch und zwar deutlich“, sagt Astrid Hinterthür im Gespräch mit dieser Zeitung. Eine der größten Schwierigkeiten sei aktuell die Nachverfolgung der Infektionsketten. „Im Lockdown haben wir es als Gesundheitsamt relativ einfach gehabt“, sagt die. Die Mitglieder eines Haushalts hätten zumeist nur Kontakt zueinander gehabt, wenige hätten auch darüber hinaus Menschen getroffen. Das hat sich durch die Lockerungen, durch die Öffnung von Restaurants, Freizeitparks der Grenzen und so weiter deutlich erschwert. Private Feiern laufen wieder mit mehreren Personen. „Zurückzuverfolgen, mit wem ein Infizierter tatsächlich in Kontakt getreten ist, ist in vielen Fällen kaum komplett zu rekonstruieren“, betont Astrid Hinterthür

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2. Wer wird aktuell von wem getestet?
Die stationäre Einrichtung auf dem Parkdeck des Kreishauses ist geschlossen, aber bis zu fünf mobile Testfahrzeuge sind in den neun Städten des Kreises maximal parallel zueinander unterwegs. „Wir dürfen, weil die Kassenärztliche Vereinigung uns die Betriebsstättennummer entzogen hat, nur noch Menschen ohne Symptome testen“, sagt Astrid Hinterthür und erläutert, was sich dahinter verbirgt. Solle beispielsweise ein Mensch in ein Seniorenheim kommen, wird dieser zuvor auch ohne Symptome getestet. Aus diesem und ähnlich gelagerten Fällen würden sich derzeit etwa 35 bis 50 tägliche Tests ergeben. Alle Menschen hingegen, die Symptome aufweisen, dürfen sich nur noch bei ihrem Hausarzt testen lassen, dies schreibe die Kassenärztliche Vereinigung (KV) vor. Lehne der Hausarzt diese Tests ab, vermittle die KV den potenziellen Corona-Infizierten an einen Arzt, der tatsächlich in seiner Praxis testet, so dass jeder mit Symptomen auch einen Abstrich bekommt.

3. Wer testet die Reiserückkehrer?
Astrid Hinterthür bringt die Antwort kurz und knapp auf den Punkt: „Wir nicht.“ Es gebe mehrere Möglichkeiten, für diejenigen, die aus einem der aktuell etwa 130 Ländern mit offizieller Reisewarnung durch das Auswärtige Amt zurückkehren. Möglichkeit eins: Sie bringen einen Test aus ihrem Reiseland mit, der nicht älter als 48 Stunden sein darf. Möglichkeit zwei: Reisen sie mit dem Flugzeug ein, sollten sie die kostenlose Testmöglichkeit an den NRW-Flughäfen wahrnehmen. Möglichkeit drei: Reisen sie mit dem Auto oder dem Zug aus dem Ausland ein, müssen sie zum Hausarzt. „Das müssen die Reiserückkehrer allerdings selbst bezahlen, wenn sie keine Symptome aufweisen“, betont Astrid Hinterthür wie die aktuelle Regel lautet. „Unabhängig vom Test müssen sich alle Rückkehrer aus diesen Ländern mit einer Reisewarnung nach ihrer Rückkehr beim Gesundheitsamt des Ennepe-Ruhr-Kreises melden.“

4. Welche Regeln gelten für Spanien?
Mit Blick auf Spanien ist die Leiterin des Krisenstabs beunruhigt. „Ich kann nicht verstehen, dass manche Menschen im Urlaub plötzlich feiern, als gäbe es kein Morgen.“ Dennoch: Für Spanien gibt es keinerlei Reisewarnung – auch nicht für die aktuell im Fokus stehenden Gebiete in Katalonien. Hinterthür: „Das sind sehr lokale Ausbrüche in einem sehr großen Gebiet.“ Zum Vergleich: Der Lockdown in Gütersloh wegen der Infektionen bei Tönnies hatte auch keine Auswirkungen auf den EN-Kreis. Fazit: Aktuell besteht keine Quarantäne- oder Meldepflicht für Spanienurlauber nach ihrer Rückkehr.

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5. Wie ist der Kreis auf eine weitere Welle vorbereitet?
„Innerhalb weniger Stunden haben wir die Teststation wieder aufgebaut“, sagt Astrid Hinterthür. Der Krisenstab tagt unter der Woche weiterhin täglich, um die Situation stets neu zu bewerten.