Schwelm. Die Infrastruktur in Schwelm ist marode. Der neue Stadtrat muss eine Prioritätenliste aufstellen, welche Projekte erst umgesetzt werden.
Der Kommunalwahlkampf hat noch gar nicht so richtig Fahrt aufgenommen, schon weiß man im Rathaus, mit welchen Themen sich der neu gewählte Stadtrat am 13. September vordringlich zu beschäftigen hat. Das Aufstellen einer Prioritätenliste der in Schwelm anstehenden Projekte hat oberste Priorität, meint Ralf Schweinsberg.
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Damit zielt der Beigeordnete auf die Neubauprojekte ab, die in den nächsten Jahren das Bild in der Kreisstadt verändern werden. Damit meint er aber nicht das Leuchtturmprojekt Neue Mitte Schwelm mit neuem Rathaus auf der Brauerei-Brache und Kulturzentrum an der Römerstraße. „Die sind zwar noch nicht fertig, aber auf den Weg gebracht. Für ihre Verwirklichung gibt es klare Strukturen“, sagt Schweinsberg und hat sie im Geist bereits abgehakt. Der Verwaltungsvorstand nennt drei weitere große Projektblöcke: die Schulen, die Feuerwachen, die Bäder.
„Die durch den neuen Rat zu erstellende Prioritätenliste ist nötig, Die Kapazitäten der Verwaltung sind arbeitstechnisch auch nur begrenzt, denn wir als Verwaltung können nicht alle Baustellen zeitgleich beackern“, so Ralf Schweinsberg im Sommergespräch gegenüber dieser Zeitung. Summa summarum werden in den kommenden Jahren mit der Neuen Mitte samt Rathaus, Kulturhaus und Kesselhaus und den weiteren drei genannten Projektblöcken rund 100 Millionen Euro in die Infrastruktur der Stadt Schwelm fließen.
Schulen
Zurück zu der von der Verwaltung eingeforderten Prioritätenliste. „Die Politik muss uns sagen, was sie will und wann sie es will. Die Grundschule Nordstadt braucht beispielsweise Platz für ihren offenen Ganztag“, sagt der Beigeordnete. Aus allen Nähten platzt auch die Dietrich-Bonhoeffer-Realschule. Sie erfreut sich bei Eltern und Schülern einer gesteigerten Nachfrage. Lief der Betrieb dort lange zweizügig, so gibt es heute drei Klassen pro Jahrgang mit der Tendenz zur Vierzügigkeit, wie im Rathaus zu erfahren war. „Seit sich die Realschule neu aufgestellt hat, läuft sie von den Schülerzahlen her sehr stabil. Wenn die Schule aus ihrem Provisorium heraustreten will, müssen wir ihr baulichen Raum geben“, stellt Schweinsberg fest. Ein Anbau am Standort Ländchenweg steht für die Verwaltung nicht im Fokus, eher schon eine Aufstockung des Baukörpers. Der trägt seit einigen Jahren statt eines Flachdachs ein Satteldach. Das wurde damals gerichtet, weil das Flachdach stets ein Dichtigkeitsproblem hatte, was anders nicht mehr in den Griff zu bekommen war. Ob ein Dachausbau statisch möglich ist, sei allerdings noch zu prüfen.
Aber ganz oben auf der Prioritätenliste der anstehenden Baumaßnahmen steht für Ralf Schweinsberg die Revitalisierung der Gustav-Heinemann-Schule an der Holthausstraße. „Das wird eine der ersten Entscheidungen des neuen Rats sein.“ An diesem Projekt hängen die Zukunft des Märkischen Gymnasiums und der Grundschule Engelbertstraße. Die Grundschule wird einmal dort einziehen, ebenso die Erprobungsstufe des Gymnasiums. Und die Sporthalle der ehemaligen Hauptschule würde die Kapazitätsengpässe im Schulsport mindern.
Feuerwache
Beschlossen ist zwar noch nichts, aber nicht nur den Fachleuten ist klar, dass die Feuerwehr in Schwelm gebäudetechnisch neu aufgestellt werden muss, damit sie ihre gewachsenen Aufgaben auch in Zukunft bewältigen kann. Schwelm hat drei Standorte: das Feuerwehrgerätehaus Linderhausen, das Feuerwehrgerätehaus Winterberg und die Wache an der August-Bendler-Straße. Die Immobilie am Winterberg lässt sich ertüchtigen. Für Ersatzneubauten an den beiden anderen Standorten hat sich der Gutachter im aktualisierten Brandschutzbedarfsplan der Stadt Schwelm ausgesprochen.
Für Linderhausen hoffen Stadt und Politik gerade eine Lösung zu finden mit Hilfe des Förderprogramms des Landes NRW zur Dorferneuerung 2021. Die Tage für die Wache an der August-Bendler-Straße scheinen jedenfalls gezählt. Vorsorglich hat die Stadt bereits ein Grundstück am Ochsenkamp erworben, auf dem einmal eine neue Feuerwache gebaut werden könnte (wir berichteten). Übrigens baut auch die Stadt Gevelsberg gerade eine neue Feuerwache – für 12,9 Millionen Euro.
Bäder
Sowohl das Hallen-, als auch das Freibad in Schwelm sind in die Jahre gekommen und schieben einen großen Sanierungsbedarf vor sich her. Ein Gutachter hatte dem Hallenbad sogar schon vor Jahren eine Lebensdauer von nur noch wenigen Jahren prognostiziert. Reparaturen wie zuletzt die Erneuerung von sechs Schaltschränken für die Wasseraufbereitung für rund 120.000 Euro haben das Aus des Bads immer wieder verhindern können.
Aber auch das vom Trägerverein seit 2008 als Bürgerbad betriebene Schwelmebad ist marode. Jedes Jahr vor Saisonstart tun sich für die engagierten Mitglieder neue kostspielige Baustellen im Bereich Technik und Gebäude auf, die den Saisonstart jedes Jahr zur Zitterpartie werden lassen. Auch im Freibad ist deshalb zumindest eine großzügige Sanierung nötig. In der im Mai vorgelegten „Machbarkeitsstudie zur Zukunft der Schwelmer Bäderlandschaft“ ist nachzulesen, wie es mit dem Badespaß in Schwelm weitergehen kann. In der Machbarkeitsstudie sind die Kriterien und Rahmenbedingungen erarbeitet worden, die für die Realisierung einer neuen Bäderlandschaft am Standort des jetzigen Freibades in der Schwelmestraße berücksichtigt werden müssen, mit dem Ziel, die bestmögliche Planungs- und Entscheidungssicherheit für alle Beteiligten zu erlangen.
Die Stadt hofft mit den Investitionen in das Hallenbad es noch solange betreiben zu können, bis es in Schwelm die neue Bäderlösung gibt. Stand jetzt wäre das ein neues Hallenbad auf dem Gelände des dann abgespeckten Schwelmebades. „Wir gehen davon aus, das alte Hallenbad dank der Investition noch drei bis fünf Jahre betreiben zu können“, hatte Thomas Striebeck, Leiter des Städtischen Immobilienmanagements, schon einmal im November 2018 vor der Politik im Liegenschaftsausschuss erklärt.