Gevelsberg. Die Dieckerhoff Guss GmbH aus Gevelsberg berichtet über massive Umsatzeinbrüche durch Corona. Nun reagiert das Unternehmen.
Die Dieckerhoff Guss GmbH hat am Montag beim Amtsgericht in Hagen einen Antrag auf die Eröffnung eines Schutzschirmverfahrens gestellt. Das gab der Gusseisenspezialist mit Sitz an der Oststraße am Dienstag bekannt. Das Gericht hat diesem Antrag laut Dieckerhoff Guss entsprochen und das Schutzschirmverfahren angeordnet. Ein Gerichtssprecher bestätigte das auf Nachfrage dieser Zeitung nicht, sondern verwies auf die Aussagen des Unternehmens. Das sei in solchen Verfahren üblich. Dieckerhoff Guss führt vor allem Umsatzeinbrüche in Folge der Covid-19-Pandemie als Grund für seinen Schritt an.
„Aufgrund der coronabedingten Kontaktbeschränkungen und flächendeckenden Schließungen von Unternehmen ist unser Umsatz insbesondere durch die rückläufige Nachfrage in der Automobilindustrie massiv eingebrochen“, beschreibt Marc-Oliver Arnold, der Geschäftsführer der Dieckerhoff Guss GmbH, die aktuelle Lage. „Wir haben uns daher aktiv für diesen Weg entschieden, um die gegenwärtige Krisenlage zu bewältigen und den notwendigen Restrukturierungsprozess entscheidend voranzutreiben.“
Restrukturierung in Gevelsberg
Das Unternehmen strebt im Zuge des Schutzschirmverfahrens eine Restrukturierung und Sanierung an. Das Verfahren macht es möglich, die dafür erforderlichen Maßnahmen gezielt in eigener Verantwortung zu erarbeiten und kurzfristig umzusetzen. „Durch die nun vorliegende gerichtliche Anordnung verbleibt die Leitung des Unternehmens auch während des Schutzschirmverfahrens in den Händen der Geschäftsführung“, heißt es dazu vonseiten des Unternehmens. Um der Komplexität und der besonderen rechtlichen Herausforderungen des Verfahrens gerecht zu werden, werde Geschäftsführer Arnold ab sofort von dem sanierungserfahrenen Rechtsanwalt Dr. Dirk Andres von der Kanzlei „AndresPartner“ unterstützt. Dieser werde als Generalbevollmächtigter die Rolle des Restrukturierungsverantwortlichen einnehmen.
Absatzmarkt auch in der Automobil- und Maschinenbauindustrie
Die Dieckerhoff Guss GmbH beschäftigt sich mit der Errichtung, dem Erwerb und dem Betrieb von Gießereien und Werken für Motoren und Maschinenbau sowie sonstiger Anlagen, die dem Zweck der vorgenannten Betriebe dienlich oder förderlich sind. Darüber hinaus ist das Unternehmen in der Herstellung, Weiterverarbeitung und dem Vertrieb von Erzeugnissen aus eigenen Produktionsstätten sowie im Handel mit fremden Erzeugnissen tätig.
Die Dieckerhoff Guss hat ihren Absatzmarkt vor allem in der Automobil- und Maschinenbauindustrie. Mit rund 230 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wurde 2019 ein Umsatz in Höhe von 75,5 Millionen Euro erwirtschaftet. Die Gesellschaften sind Teil der GMH Guss Gruppe, deren Zwischenholding GMH Guss GmbH sich seit 27. April 2020 ebenfalls in einem Schutzschirmverfahren befindet.
Die Muttergesellschaft Georgsmarienhütte Holding GmbH unterstützt laut Dieckerhoff das Schutzschirmverfahren.
In den nächsten Tagen und Wochen möchte Dieckerhoff Guss nun Gespräche mit allen wichtigen Akteuren aufnehmen. Bei ihrem Vorhaben wird die Firma zusätzlich durch den gerichtlich bestellten vorläufigen Sachwalter, Rechtsanwalt Henrik Schmoll von der Kanzlei Wellensiek, begleitet.
Dessen Aufgabe wird es sein, Dieckerhoff Guss im Schutzschirmverfahren zu überwachen und die Interessen aller Gläubiger zu wahren. Der Geschäftsbetrieb soll währenddessen ohne Einschränkung aufrechterhalten und fortgeführt werden. „Unsere Geschäftspartner können auch künftig mit uns rechnen. Qualität, Termin- und Liefertreue sind nach wie vor unser höchstes Gut. Daran wird sich nichts ändern“, versichert Geschäftsführer Marc-Oliver Arnold.
Insolvenzgeld statt Lohn
Arnold habe die insgesamt rund 230 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens, die sich zum Teil noch in Kurzarbeit befänden, am Montag in Gevelsberg zusammen mit dem Restrukturierungsteam unter Berücksichtigung der erforderlichen coronabedingten Sicherheitsvorkehrungen über die aktuelle Situation und das weitere Vorgehen informiert.
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Die Beschäftigten erhielten anstelle ihrer Löhne und Gehälter für die nächsten drei Monate Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit. Es sei im Moment noch zu früh, darüber zu sprechen, wie es für sie künftig weitergehe, so Kommunikationsberater Thomas Feldmann im Namen von Dieckerhoff Guss. Für die Restrukturierung und Sanierung des Gevelsberger Unternehmens gebe es sicherlich schon Ideen und anfängliche Konzepte. Diese müssten nun ausgearbeitet werden und würden erst dann kommuniziert.