Gevelsberg. In Gevelsberg entstehen eine neue Demenz-WG und eine Tagespflege für hilfsbedürftige Menschen. Dieses Konzept steckt dahinter.

Gut zwei Jahre ist es her, dass der ambulante Pflegedienst „dreizett Plus“ eine Wohngemeinschaft für an Demenz erkrankte Menschen im Gevelsberger Zentrum eröffnet hat. Das Angebot soll den Bewohnern Betreuung und Pflege rund um die Uhr ermöglichen, das alles eingefasst in einen strukturierten Tagesablauf und viel Ruhe. Die Nachfrage war laut Gabriele Landolfo, Chef von „dreizett Plus“, so groß, dass eine weitere Demenz-WG geplant wurde – das „Haus am Berger See“. Offizieller Spatenstich war am Dienstag.

„Da unsere Warteliste immer länger wird, haben wir uns dazu entschieden, ein neues Projekt zu beginnen“, erklärt Landolfo. „Wir freuen uns sehr, dass nach eineinhalb Jahren Planungsarbeit die Bauphase unserer neuen Demenz-Wohngemeinschaft in Gevelsberg-Berge beginnt.“ Auf rund 280 Quadratmetern entstehen künftig an der Berchemallee im Obergeschoss außer Gemeinschaftsräumen, einem Garten mit Terrasse und einem zum Berger See gerichteten Balkon insgesamt neun Zimmer für dementiell veränderte Menschen.

Rund 700 Quadratmeter in Gevelsberg

Im Erdgeschoss wird auf weiteren rund 290 Quadratmetern eine Tagespflege für täglich 15 Gäste eingerichtet. Zusätzlich soll der Hauptsitz des ambulanten Pflegedienstes im Obergeschoss an der Berchemallee auf rund 130 Quadratmetern mehr Platz finden. „So schaffen wir Synergien zwischen allen Geschossen“, betont Gabriele Landolfo. Derzeit befindet sich der Hauptsitz von „dreizett Plus“ an der Hagener Straße 401. Landolfo überlegt, einen Teil seines Unternehmens dort zu belassen.

Bei Interesse melden

Einige Plätze für die neue Demenz-WG am Berger See sind schon reserviert. Auch für die Tagespflege gibt es Anfragen. Für beide Angebote können Interessierte sich aber noch melden.

Der ambulante Pflegedienst „dreizett Plus“ ist erreichbar unter 02332/50 96 337 oder via E-Mail an die Adresse info@dreizett-plus.de

Das Konzept der Demenz-WG an der Berchemallee soll dem der ersten Einrichtung an der Gartenstraße 40 gleichen. Wie es der Name schon sagt, leben die Bewohner hier in einer Wohngemeinschaft zusammen. Der Tagesablauf ist vor allem durch das Mittag- und das Abendessen strukturiert. Die Frühstückszeiten sind an die Gewohnheiten der Bewohner angepasst.

„Es findet eine intensive Betreuung statt, bei der Ressourcen und Fähigkeiten der Demenzkranken gefördert werden und dadurch erhalten bleiben“, erläutert Gabriele Landolfo das Konzept. Tagsüber seien stets zwei und nachts ein Mitarbeiter vor Ort, um eine 24-Stunden-Betreuung zu gewährleisten. Hinzu kommen Kräfte für die individuelle Betreuung der Bewohner.

„Die Leute können nach draußen gehen zum Spazieren oder Shoppen“, so der dreizett-Chef. Auch kleine gemeinsame Ausflüge würden unternommen, alles je nach Stadium der Demenz. Was Landolfo wichtig ist: „In unserem Wohnhaus gibt es kein klassisches 0815-Heimklischee.“ Jeder Bewohner könne seine eigenen Möbel, Wohnaccessoires und Erinnerungsstücke mitbringen. „Von großer Bedeutung ist es für uns, dass sich jeder so wohl fühlt, als wäre er zu Hause“, sagt Landolfo.

Lückenschluss für Berge-Knapp

Er sieht in dem „Haus am Berger See“ künftig eine große Bereicherung für den Stadtteil Berge-Knapp. Eine Ansicht, die er mit der Stadtverwaltung teilt. „Es ist auch im Interesse der Stadt Gevelsberg, dass hier ein Lückenschluss in der sozialen Infrastruktur und der geriatrischen Versorgung geschieht“, macht Bürgermeister Claus Jacobi deutlich.

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In Berge-Knapp gebe es bislang keine vergleichbare Einrichtung dieser Art. „Auch wenn der eine oder andere das Grün an dieser Stelle gerne behalten hätte, ist es für die Nachbarn trotzdem ein gutes Gefühl, dass die eigenen Eltern oder Großeltern hier gut aufgehoben sind, wenn es zuhause mal nicht mehr geht“, findet Jacobi. Mit Blick auf die nahe gelegene, private Georg-Müller-Grundschule würde er sich wünschen, dass das „Haus am Berger See“ künftig auch ein generationenübergreifender Ort werde.

Laut Architekt Hans-Henning Rahn soll der neue Pflegekomplex an der Berchemallee in circa zehn Monaten fertiggestellt sein. Bis zur Eröffnung möchte Gabriele Landolfo sein Team auf rund 65 Mitarbeiter vergrößern. Aktuell arbeiten rund 47 Mitarbeiter für seinen Pflegedienst.