Ennepetal. Die Bilanz der Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld ist zufriedenstellend, Minuszinsen für Privatkunden sind nicht geplant.
Die Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld hat ihren Wachstumskurs 2019 fortgesetzt und bei der Bilanzsumme erstmals die Grenze von 800 Millionen Euro durchbrochen. Das Betriebsergebnis lag auf Vorjahresniveau. „Mit der Geschäftsentwicklung sind wir vor dem Hintergrund der schwierigen Rahmenbedingungen noch zufrieden“, erklärt der Vorstandsvorsitzende Bodo Bongen. Die anhaltende Niedrigzinspolitik sowie zunehmende aufsichtsrechtliche Anforderungen seien ebenso wie die fortschreitende Digitalisierung große Herausforderungen. Wie sich das laufende Jahr hinsichtlich Wachstum und Rentabilität entwickeln werde, sei aufgrund der schwer einschätzbaren Entwicklung der Corona-Pandemie und deren Folgen nur schwer zu prognostizieren, meint Bongen. „Wir gehen aber von rückläufigen Ertragsentwicklungen aus.“
Veränderte Geschäftszeiten
Die Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld hat ihre Geschäftszeiten verändert. Die Öffnungszeiten der Geschäftsstellen in Voerde und Milspe sowie der dortigen Kassen sind ab dem 15. Juni reduziert worden. Im Gegenzug wurde der Zeitraum für die Beratung nach Vereinbarung ausgeweitet (wir berichteten).
„Das Thema Bargeld und Kassentransaktionen ist deutliche rückläufig“, erklärt der Vorstandsvorsitzende Bodo Bongen. Das sei schon vor der Corona-Pandemie der Fall gewesen. In den vergangenen zehn Jahren sei die Zahl der Kassenposten um 75 Prozent zurückgegangen, berichtete Vorstandssekretär Udo Sachs auf Nachfrage. Hingegen sei die Zahl der Transaktionen an Geldautomaten um 30 Prozent gestiegen.
Corona als Beschleuniger
„Corona hat aber noch einmal als Beschleuniger gewirkt“, betont Bodo Bongen. Als Beispiel nennt er aktuelle Zahlen: Im Januar habe es insgesamt noch 4200 Posten an den personenbesetzten Kassen gegeben. „Im Mai waren es noch 2000“, so Bongen. „Die Kunden zahlen mehr mit Karte. Und diejenigen, die sich daran gewöhnt haben, werden es auch künftig machen.“ Auf eine solche Entwicklung müsse man sich einstellen und habe daher die Zeiten für die personenbesetzte Kassen, die ohnehin schon nicht mehr währen der gesamten Geschäftszeit besetzt waren, reduziert. Die Zeiten für Voerde und Milspe seien aber so abgestimmt, dass den Kunden über den Tag gesehen eine personenbesetzte Kasse zur Verfügung stehe. Zudem blieben die SB-Foyers mit den Geldautomaten unverändert an jedem Tag von 5 bis 24 Uhr geöffnet.
Auswirkung der Corona-Krise
Der Bund habe bekanntlich ein Programm für Liquiditätskredite aufgelegt, erklärt Bodo Bongen. Das sei besonders im Firmenkundenbereich ein großes Thema. Allerdings habe sich das Volumen nicht in der Größenordnung bewegt wie zunächst erwartet. Allein im Mai habe man aber 7 Millionen Euro an Krediten aus diesem Programm bewilligt, berichtet der Vorstandschef. Ein zweiter großer Block sei die Stundung von Darlehensforderungen über das gesetzliche Moratorium von drei Monaten hinaus. Diese habe man für ein Kreditvolumen von 20 Millionen Euro gewährt.
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Momentan sehe man nicht zuletzt aufgrund der Soforthilfen noch keine massiven Probleme in der heimischen Wirtschaft. „Wir erwarten aber, dass das eine oder andere Unternehmen Schwierigkeiten bekommen wird“, meint Bongen. „Im Moment ist das noch nicht greifbar, aber wenn die Umsatzsituation schlecht bleibt, auch weil Lieferketten nicht funktionieren, wird es schwierig.“
„Was durchaus zu unserer Zufriedenheit verläuft, ist das Kundenwertpapiergeschäft“, meint er. Tendenziell habe es eher Zuflüsse als Abflüsse gegeben, insofern sei das Geschäft in diesem Bereich weiter wachsend. Im Übrigen hätten die Kunden entgegen erste Befürchtungen im Bankensektor auch nicht in größerem Maße Bargeld abgehoben.https://www.wp.de/staedte/ennepetal-gevelsberg-schwelm/sparkasse-ennepetal-breckerfeld-schliesst-zwei-zweigstellen-id226175159.html
Verhaltener sei zurzeit das Geschäft beim Haus- und Wohnungskauf sowie der Immobilienfinanzierung. „Da spielen sicher Kurzarbeit und Arbeitsplatzunsicherheit eine Rolle“, meint Bodo Bongen.
Geschäftsentwicklung 2019
Im Geschäftsjahr 2019 wuchs die Bilanzsumme der Sparkasse um 4,4 Prozent – und damit leicht über dem Verbandsdurchschnitt (4,2 Prozent) – auf 806 Millionen Euro. Das Betriebsergebnis lag bei 7,1 Millionen Euro. Das Kreditvolumen sank leicht um 2,3 Millionen Euro auf 462,7 Millionen Euro. Während die langfristigen Kundenkredite stiegen, ging das Volumen bei den kurz- und mittelfristigen Krediten etwas stärker zurück. Die Kundeneinlagen erhöhten sich – trotz anhaltender Niedrigzinsphase – um 3,7 Prozent auf 591,3 Millionen Euro. Bongen betont, dass für Privatkunden kein Verwahrentgelt, der so genannte Minuszins, fällig werde.
Spenden, Sponsoring und Zustiftungen
Wie in den Vorjahren flossen 300.000 Euro an kirchliche, karitative und gemeinnützige Einrichtungen und Organisationen sowie Vereine in Ennepetal und Breckerfeld. „Wir haben das Geld breit gestreut, damit möglichst viele einen Nutzen davon haben“, so Sparkassenchef Bodo Bongen.
Zudem leistete die Sparkasse weitere Zustiftungen an ihre Bürgerstiftungen, die Projekte in Sport, Wissenschaft, Bildung und Kultur fördern. Mit Anfang dieses Jahre erfolgten Zahlungen ist das bei Gründung 2009 angestrebte Stiftungskapital von 4 Millionen Euro für Ennepetal und 1 Million Euro für Breckerfeld nun erreicht.
„Auch für eine Stiftung ist es momentan schwierig, denn für die ist das Zinsniveau nicht anders“, erklärt Vorstandssekretär Udo Sachs, Geschäftsführer beider Stiftungen. Nachdem man nun auch Geld in Investmentfonds mit speziellen Sicherungen anlegen könne, habe man eine deutliche Verbesserung der Erträge erreichen können, berichtet er. 2019 seien es 4 Prozent gewesen.
Besonders positiv entwickelte sich 2019 das Kundenwertpapiergeschäft. Die Kunden würden schauen, welche Möglichkeiten der Geldanlage wenigstens etwas Rendite versprechen, erklärt Bodo Bongen. So erwarben die Kunden Wertpapiere für 28,6 Millionen Euro, dem standen Verkäufe (inklusive Fälligkeiten und Tilgungen) in Höhe von 11,3 Millionen Euro gegenüber. Insbesondere Geld- und Kapitalanlagen in Investmentfonds hätten im Fokus der Anleger gestanden, sagt der Sparkassenchef.
Gewinnverwendung
Der Bilanzgewinn des abgelaufenen Geschäftsjahrs wird wieder in voller Höhe der Sicherheitsrücklage – und damit dem Eigenkapital – zugeführt. Eine teilweise Gewinnabführung an die Stadt Ennepetal steht zwar aufgrund der prekären Finanzlage seit einigen Jahren im Raum, bisher wurde sie aber noch nicht vom Rat beschlossen. Vor dem Hintergrund der einbrechenden Steuereinnahmen der Stadt könnte das Thema aber akut werden. „Was wir unseren Trägern zu vermitteln versuchen, ist, dass wir als Sparkasse nur Selbsterwirtschaftetes in das Eigenkapital stecken können“, meint Bodo Bongen. „Und da werden die Anforderungen steigen.“ Nicht zuletzt habe die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) schon erklärt, dass man es in der Corona-Zeit ungern sähe, wenn es zu Beschlüssen für eine Gewinnausschüttung an die Eigentümer käme.