Schwelm. Gutachten über Wirtschaftlichkeit und Ökologie für Konzept der AHE sorgt in Schwelm für Diskussionen. Zahlen der Analyse stehen in der Kritik.

Als Ullrich Schmidt im Schwelmer Kreishaus der versammelten Politik seine Ergebnisse dazu vorstellte, ob die AHE ökologischer und ökonomischer mit dem Restmüll im Ennepe-Ruhr-Kreis umgehen kann, wurde es hitzig. Denn Schmidt bilanziert, dass eine wirtschaftliche Verbesserung nicht gegeben, dass der Umweltaspekt nicht erfüllt sein soll.

Sollte sich das bestätigen, wäre das eine Absage an die Pläne von AHE-Chef Johannes Einig, der darin von CDU-Landratskandidat Oliver Flüshöh bestärkt wird. Beide monieren allerdings, dass die Zahlen, die Schmidt für seien Berechnungen zugrunde legt, nicht der Realität entsprächen. Es steht sogar der Vorwurf im Raum, Schmidt habe an einer Stelle die Umsatzsteuer in Höhe von 19 Prozent in seinen Kalkulationen doppelt aufgeschlagen. SPD-Landrat Olaf Schade nimmt den Gutachter hingegen aus der Schusslinie, betont, dass die „faszinierende Idee des AHE-Chefs noch einmal exakt von allen Seiten beleuchtet werden muss.“

Lebhafte Debatte im Umweltausschuss

Laut AHE-Geschäftsfüher Johannes Einig wird der Biomüll im Ennepe-Ruhr-Kreis seit 20 Jahren erfasst, jedoch stellt er fest, dass das Biomüllaufkommen seit acht Jahren nicht mehr steigt.

Oliver Flüshöh merkte laut Protokoll hierzu an, dass die Mülltrennung zwar gewünscht sei, aber nicht immer auch tatsächlich in den Haushalten erfolgt. Man müsse daher den Wunsch auf eine gute Sortierung und die Realität mit sehr viel falsch entsorgten Bestandteilen in den jeweiligen Mülltonnen zusammen bringen.

Guido Freisewinkel von der SPD merkte an, dass die Biomüllsammlung im Ennepe-Ruhr- Kreis noch nicht komplett flächendeckend erfolge.

Er benannte hierzu vor allem die Stadt Hattingen, wo erst seit zwei Jahren die separate Biomüllsammlung verstärkt verfolgt werde.

Es sei aus Sicht der Sozialdemokraten also absehbar, dass der Wassergehalt im Restmüll bei besserer Ausnutzung der Biotonne in Hattingen in naher Zukunft sinke.

Abwärme zur Trocknung nutzen

Der Zoff entzündet sich am Konzept, den Restmüll und dessen Zusammensetzung ökologisch wie ökonomisch besser zu nutzen. Denn: Im Restmüll des Ennepe-Ruhr-Kreises befindet sich ein erheblicher Anteil an Biomüll. Die ursprüngliche Idee, diesen heraus zu sortieren, um deutlich weniger Restmüll von Witten aus zum Heizkraftwerk nach Wuppertal beziehungsweise zur Deponie nach Emscherbruch zu fahren, ist technisch nicht machbar, aber Johannes Einig hatte eine andere Idee.

„Im Restmüll befindet sich ein Wasseranteil von bis zu 50 Prozent und wir haben eine Vergärungsanlage, bei der jährlich 3,5 Millionen Kilowattstunden Abwärme in die Atmosphäre gehen“, sagt Johannes Einig. Seine Idee: Die Abwärme nutzen, um den Restmüll zu trocknen und einerseits viele tausend Tonnen weniger umherzufahren, andererseits durch sinkende Tonnagen einen niedrigeren Preis an den Abfallzweckverband Eko-City zu überweisen. Ullrich Schmidt sollte die Sache nach Vorstellung durch den AHE-Geschäftsführers im März auf Wirtschaftlichkeit und Nutzen für die Umwelt prüfen.

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Doppelte Umsatzsteuer eingerechnet

Nach Schmidts Ergebnissen wäre es nur sinnvoll, die Idee zu begraben, aber bereits während der Sitzung gab es Kritik an seinen Zahlen, die er als Basis für seine Berechnung nahm. So geht er von 45.000 Tonnen Restmüll aus, die ausschließlich in den Haushalten gesammelt werden, Einig addiert die 5000 Tonnen von den Wertstoffhöfen hinzu. Zudem geht Schmidt von einem Wasseranteil von maximal 30 Prozent, Einig von mindestens 40 Prozent aus. Dazu mahnte Oliver Flüshöh an, dass Schmidt den Preis pro Tonne, der an Eko-City gezahlt werden muss, doppelt mit 19-prozentiger Umsatzsteuer berechnet hätte. Berücksichtige man all diese Faktoren, sei die Umsetzung dieser Idee sehr wohl wirtschaftlich.

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Landrat Olaf Schade stellt sich auf Nachfrage dieser Zeitung vor Ullrich Schmidt, der auch in zahlreichen Millionenprojekten vor allem im Baubereich für den Ennepe-Ruhr-Kreis tätig ist: „So einfach lässt sich das an dieser Stelle nicht in brutto und netto aufteilen, weil hier auch Vertragslaufzeiten und damit unterschiedliche Besteuerungen bei der Bezahlung berücksichtigt werden müssen.“ Es handele sich um den ersten Schritt einer sehr komplizierten Thematik, wo viele weitere Details wie beispielsweise Abschreibungszeiträume erst noch geklärt werden müssten.

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Widersprüche schnell auflösen

„Für eine abschließende Bewertung müsste widersprüchlichen Annahmen zum Sachverhalt zwischen dem Gutachterund der AHE aufgeklärt werden und die Schlüsse der dann aktualisieren Sachlage angepasst werden“, betont der Landrat. Nach Informationen dieser Zeitung wird zeitnah ein Treffen zwischen Johannes Einig und Ullrich Schmidt stattfinden, um genau diese Fragen zu sprechen. Ziel soll es dabei sein, widerspruchsfreie Fakten auf den Tisch zu legen, die dann als Beratungsgrundlage für die Politik dienen sollen.