Schwelm. Auch die Wohnungswirtschaft bekommt die Folgen der Corona-Pandemie zu spüren. Alexander Dyck von EN-Wohnen erklärt, welche das sind.
Der Staat hat in Zeiten der Corona-Pandemie für alle Mieter, die unverschuldet in finanzielle Not geraten sind, Erleichterungen beschlossen. Wenn die Miete nicht gezahlt werden kann, darf ihnen wegen Mietrückständen nicht gekündigt werden. Wir haben mit den beiden Geschäftsführern Alexander Dyck (EN-Wohnen) und Berndt Erlenkötter (Schwelmer & Soziale Wohnungsgenossenschaft), über die Auswirkungen der Pandemie in den jeweiligen Unternehmen gesprochen. Hier Teil zwei des Interviews mit Alexander Dyck.
Welche Auswirkungen hat das auf die heimische Wohnungswirtschaft?
Alexander Dyck: Der Lockdown aufgrund der „Corona-Pandemie“ hat unterschiedliche Auswirkungen auf unsere heimische Wohnungswirtschaft und hat uns in einer beachtlichen Dynamik erreicht, die in kürzester Zeit für ordentlich Bewegung in unterschiedlichen Immobilien- und Wohnungsmärkten gesorgt hat. Insbesondere auch in unserem Marktumfeld, in dem rund 60 Prozent aller Menschen zur Miete leben und wohnen. In den ersten zwei Wochen der Pandemie kann von Stillstand, insbesondere bei laufenden Modernisierungsmaßnahmen und Baustellen in den bewohnten Wohnungen, und andererseits von sehr viel Bewegung gesprochen werden. Die Menschen und Unternehmen, Mieter, Handwerker und Dienstleister waren sehr verunsichert. Was und wie muss und kann getan werden? Dieser Stillstand hat bereits und wird weiter insbesondere in Hochpreissegmenten in der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft ebenfalls bei der Preisentwicklung für einen ordentlichen Dämpfer sorgen.
Die Kündigungen sind bei uns in den letzten Monaten zurückgegangen. Die Mietvertragsabschlüsse sind ebenfalls rückläufig. Der Wohnungsleerstand beläuft sich aktuell auf 1,97 Prozent Wohneinheiten, wobei viele Wohnungen bereits vermietet sind. In der Zeit der Coronavirus-Pandemie hat die EN-Wohnen GmbH unter Beachtung der Sicherheitsmaßnahmen und vorsorglicher Sicherheitsüberlegungen sich zum Ziel gesetzt, ihren Geschäftsbetrieb so normal wie es nur möglich ist fortzusetzen und ihren Kunden und Geschäftspartnern in gewohnter und tatkräftiger Weise zur Verfügung zu stehen. Für diese Normalität erfahren wir bis heute täglich deutlichen Zuspruch.
Dabei mussten wir sofort überlegen, wie schützen wir unsere Mitarbeiter und was müssen die Handwerksbetriebe, die für uns arbeiten, beachten? Womit werden diese ausgestattet? Was müssen wir anders machen, um Kundenservice sicherzustellen?
Zu den ersten Maßnahmen gehörte die Sperrung von Spielplätzen in unseren Siedlungen – und das hat uns im Herzen sehr weh getan, im Wissen, dass die Kinder nicht im Kindergarten und in der Schule sind und auf unsere schönen Spielplätze nur schauen dürfen.Unsere Geschäftsstelle ist seit Beginn der Pandemie für direkten Kontakt grundsätzlich geschlossen. Wir haben dafür unsere digitale Erreichbarkeit und Sprechzeiten am Telefon ausgeweitet und folgen dem Aufruf, auf Sozialkontakte zu verzichten. Die Mitarbeiter halten sich penibel untereinander und gegenüber den Kunden und Geschäftspartnern an die Regel – Abstand einhalten, Abstand einhalten und nochmal Abstand halten und Hände waschen sowie desinfizieren.
Vorsorglich sind Vorbereitungen fürs Homeoffice vorgenommen worden. Sie sind jedoch in der Schublade geblieben, weil diese bis heute nicht erforderlich gewesen sind. Wir haben die glückliche Situation, dass unser Bürogebäude sehr gute und ausreichende Arbeitsmöglichkeiten bietet.
Fehlt am Ende des Jahres bei der EN-Wohnen Geld in der Kasse? Mit welchen Fehlbetrag rechnen Sie?
Nein, im Augenblick nicht. Diesen Bereich beobachten wir sehr genau. Das operative Geschäft entwickelt sich ohne wesentliche Schwäche, wobei bei der Nachfrage und bei den Kündigungen ein leichter Rückgang zu spüren ist.
Wie viele Mieter haben schon die Mietzahlungen ausgesetzt?
Die Einziehung der Mieten für April und Mai verlief reibungslos, es gab eine geringe Quote von Nichtzahlern. Bis heute wurden uns 11 Fälle gemeldet, die aufgrund der Coronavirus-Pandemie in Zahlungsschwierigkeiten sind. Diese Einzelfälle werden geprüft und ausführlich beraten. Wir rechnen in diesem Bereich ab Monat Juni mit einer steigenden Entwicklung.
Das Geld ist nur gestundet, muss zu einem späteren Zeitpunkt nachgezahlt werden. Rechnen Sie damit, dass die Mietrückstände überhaupt nicht gezahlt werden?
Wir rechnen damit, dass bei willigen Mietern alle Rückstände und alle Mietzahlungen vollständig ausgeglichen werden können. Die betroffenen Mieter beraten wir ausführlich. Der Gesetzgeber hat die Unterstützungsmaßnahmen ausgeweitet und diese wirken zielgenau!
Beeinträchtigt die Pandemie die Planvorgaben für das laufende Jahr, beispielsweise Investitions-Projekte? Welche Auswirkung verursacht die Vireninfektion in Ihrem Unternehmen aktuell?
Unsere Planungen sind nicht beeinträchtigt, es hat lediglich in den ersten zwei Wochen einen kleinen Dämpfer gegeben. Die Modernisierungsmaßnahmen in den Siedlungen - Wetter, Schwelm, Hattingen und Sprockhövel - werden grundsätzlich mit einigen Einschränkungen – soweit durch die Handwerker möglich - fortgeführt. Unwesentliche Einzel-Modernisierungsmaßnahmen wurden aufgrund der Mieterwünsche verschoben.
Hat sich der Krankenstand erhöht?
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der EN-Wohnen GmbH sind heute alle gesund und munter! In den letzten zehn Wochen hatten wir zwei kurze erkältungsbedingte und jahreszeitbedingte Krankmeldungen.
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Wurden in Ihrem Unternehmen Hygienestandards definiert? Wie sehen Sie aus?
Abstand einhalten zwischen den Mitarbeitern, Kunden und Geschäftspartnern. Unsere Geschäftsstelle in Schwelm bleibt vorerst und bis auf weiteres - für direkten Kontakt für alle Besucher ohne Termin – Kunden und Handwerker grundsätzlich geschlossen, weil der Ablauf und Service im Geschäftsbetrieb sichergestellt ist. Wir beobachten die Entwicklung genau und überprüfen unsere Haltung regelmäßig.