Im Kleingarten des Ehepaars Faust aus Schwelm wächst allerhand Gemüse. Was beim Pflanzen zu beachten ist und wie Laien loslegen können.
Schwelm. Die Eisheiligen haben sich verabschiedet, jetzt können sich Hobbygärtner auch mit frostempfindlichem Gemüse nach draußen trauen. Andere Sorten wiederum sind robust und pflegeleicht, für sie sind kalte Nächte kein Problem. Andrea Faust frönt gemeinsam mit ihrem Mann Hans-Joachim der Liebe zur Natur seit 20 Jahren im Kleingärtnerverein Winterberg in Schwelm. Auf ihr Gemüsebeet in der 300 Quadratmeter großen Parzelle ist die 57-Jährige stolz.
Dort gedeihen Kartoffeln, Radieschen, Möhren, Bohnen, Kohlrabi, Kräuter, Rhabarber, Salat und Wirsing – sozusagen eine komplette Gemüseabteilung eines gut sortierten Supermarkts. „Teilweise verschenken wir auch was, wenn es zu viel ist“, freut sich Andrea Faust über die prächtige Ernte.
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Auch beim Gemüsepflanzen gilt Abstand halten
Was besonders gut bei ihr wächst? „Kartoffeln. Da haben wir immer Glück.“ Die gelernte Floristin liefert auch gleich mehrere Tipps mit, woran das liegen könnte: „Ich mische den Boden mit Sand und mache mir quasi meinen Münsterländer Sandboden selbst. Der ist schön locker. Wichtig ist, ihn einmal im Jahr – im Herbst oder Frühjahr – umzugraben. Und sobald die Pflänzchen rausschauen, häufe ich sie mit Erde an.“
Mitte April habe sie mit der Aussaat begonnen. Möhren und Kopfsalat sollten nicht zu eng nebeneinander gepflanzt werden, damit die Wurzeln genügend Platz haben, sich auszubilden. Darauf sollte man also schon beim Vorbereiten der Pflanzreihen achten. Die Möhrensamen sind allerdings sehr klein und leicht, sodass es kaum möglich ist, sie einzeln im richtigen Abstand auszusäen. Wenn sie später doch zu dicht beieinander stehen, kann man die Möhren im Nachhinein vereinzeln. Das heißt, man rupft ein paar von ihnen heraus und setzt sie an eine andere Stelle.
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Möhren und Kartoffeln sind auch was für Anfänger
Das klingt nach viel Arbeit, trotzdem eignen sich Karotten und Salat gut für Garten-Anfänger, sagt Andrea Faust. Ebenso wie Bohnen und Kartoffeln. „Aber auch mit Zwiebeln kann man nicht viel falsch machen. Die Knolle wird nicht richtig eingepflanzt, nur angedrückt, und der Rest läuft von alleine. Das Grün kann man außerdem gut für Salate nehmen“, so die Schwelmerin. Schlangengurken seien da um einiges anspruchsvoller: „Die brauchen viel Wasser und müssen angebunden werden. Am besten wäre dafür ein Gewächshaus.“
Bohnen, Sellerie und Rote Bete sollten erst jetzt nach den Eisheiligen gepflanzt werden, weil sie recht empfindlich sind. Für Stangenbohnen braucht es außerdem ein Gerüst, an dem sie ranken können. Ansonsten müsse man die Pflanzen aber einfach nur gießen. Wenn es so trocken ist wie jetzt, jeden Tag. Das gilt für jedes Gemüse.
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Gemüseanbau: Das geht auch auf dem Balkon
Andrea Faust hat dieses Jahr zum ersten Mal Wirsing eingepflanzt. Die neuen Gartennachbarn haben es vorgemacht und da wollte sie es auch ausprobieren. „So lernt man selbst noch was, obwohl wir schon so lange im Garten sind.“
Doch wer Gemüse pflanzen will, muss dafür ja erst einmal ein Beet anlegen. Aber wo? „Es sollte ein Platz sein, wo viel Sonnenlicht hinkommt“, sagt Faust. Dann heißt es den Rasen und die Grasnarbe abtragen, die Erde gut umgraben und mit frischem Mutterboden auffüllen. Und wenn ich nur einen Balkon habe? „Optimal wäre auf der Südseite, dann kann man hier auch viel machen.“ Zum Beispiel mit Gemüseampeln, also eine Hänge-Etagere mit drei oder mehr Körben. Tomaten, Paprika, Erdbeeren, Kräuter all das funktioniert ohne Probleme auch auf dem Balkon. „Wenn er überdacht ist, kann man sogar Salat pflanzen“, so Andrea Faust.
Bier hilft gegen Schnecken am Salat
Apropos Salat: Den haben ja auch Schnecken ganz gerne. Was hilft dagegen? „Bier“, antwortet die 57-Jährige. Wie, Bier? „Einfach abends ein paar Schälchen mit Bier aufstellen. Das mögen Schnecken und gehen da dran“, erklärt Faust. Bevorzugen die Tierchen denn eine bestimmte Sorte? „Ein normales helles“, sagt die Floristin. Die damit gefangenen Schnecken kann man anschließend wieder in die Natur entlassen, natürlich nicht in der Nähe vom Salat. Kaffeesatz könnte man ebenfalls nehmen und wenn es gar nicht anders geht auch Schneckenkorn, „aber das ist die absolute Notlösung“, plädiert Faust eher für die biologischen Helfer. So hält sie es auch beim Thema Dünger. Wenn überhaupt, rät sie zu Hornspänen. Sie selbst aber düngt gar nicht mehr: „Da bin ich sehr vorsichtig, weil man die Sachen ja verzehren möchte.“
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<<Bundeskleingartengesetz schreibt Anbau von Obst und Gemüse vor>>
Das Gemüse in Kleingärten ist tatsächlich Pflicht. Nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs von Juni 2004 schreibt das Bundeskleingartengesetz vor, dass wenigstens ein Drittel der Fläche „zum Anbau von Gartenerzeugnisse für den Eigenbedarf“ zu nutzen ist. Damit ist vor allem der Obst- und Gemüseanbau gemeint. Bei einer Pachtparzelle von zum Beispiel 300 Quadratmetern betrifft das also 100 Quadratmeter.
Diese Drittelregelung sei aber im Laufe der Jahre „ziemlich aufgeweicht“, so Christina Heringhaus, Vorsitzende des Kleingärtnervereins Winterberg. Weil die Anlage in Schwelm vor 27 Jahren auf dem ehemaligen Deponiegelände errichtet wurde, seien die Bestimmungen dort ohnehin etwas anders.
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