Gevelsberg. Der in Gevelsberg angeschossene Polizist darf das Krankenhaus wieder verlassen. Zum Täter werden derweil immer mehr Details bekannt.

Vorweg die gute Nachricht: Der 28-jährige Polizeibeamte, auf den in der Nacht zu Mittwoch ein 36-jähriger Ennepetaler im Rahmen einer Routinekontrolle geschossen hat (wir berichteten), befindet sich auf dem Weg der Besserung. Er durfte das Krankenhaus mittlerweile wieder verlassen. Der Täter liegt hingegen weiterhin gut bewacht durch die Polizei im Krankenhaus in Wuppertal-Barmen. Derweil haben sich die Ermittler an die Arbeit gemacht, um Licht ins Dunkel der Tat zu bringen, die im ganzen Land für Aufsehen gesorgt hatte.

Denn die Schüsse, die der Verdächtige auf die Polizisten abgegeben hat, sind nicht die erste derartige Tat. Erst am vergangenen Mittwoch war ein ebenfalls 28-jähriger Polizeibeamter beim Einsatz eines Spezialeinsatzkommandos (SEK) in Gelsenkirchen ums Leben gekommen, nachdem auf ihn geschossen worden war. Nun der Fall in Gevelsberg, bei dem der Ennepetaler nach einem Urintest unvermittelt auf den Polizisten schoss, flüchtete, sein Auto wenige hundert Meter weiter zerstörte und etwa vier Stunden später in einem Hinterhof nach einem erneuten Schusswechsel schwer verletzt verhaftet wurde.

Heroinhandel: rechtskräftiges Urteil

Aus einem Hinterhof neben dem Ärzte- und Anwaltshaus in der Brüderstraße in Gevelsberg bringen Mediziner und Polizisten den angeschossenen Ennepetaler gemeinsam in den Rettungswagen. Seine Vernehmung soll Licht ins Dunkel bringen.
Aus einem Hinterhof neben dem Ärzte- und Anwaltshaus in der Brüderstraße in Gevelsberg bringen Mediziner und Polizisten den angeschossenen Ennepetaler gemeinsam in den Rettungswagen. Seine Vernehmung soll Licht ins Dunkel bringen. © Alex Talash | Alex Talash

Was der Ennepetaler in dieser Zeit tat und wo er sich aufhielt, bis ihn ein Spürhund mit SEK-Beamten im Schlepptau fand, ist noch Gegenstand der Ermittlungen, die die Hagener Staatsanwältin Sandra Ley koordiniert. Noch hat die Mordkommission, die beim Polizeipräsidium Hagen angesiedelt ist, alle Hände voll zu tun, und bis Redaktionsschluss war noch nicht geklärt, ob der 36-jährige bereits vernehmungsfähig ist. Neuigkeiten gibt es indes zu der Waffe: Bei dieser handelt es sich um eine Neun-Millimeter-Pistole, die der Mann illegal besessen hat. Nun gilt es für die Ermittler auch die Frage zu klären, woher er diese bekommen hat.

Um umfassende Kenntnis der Tat zu erlangen und der Anklägerin der Staatsanwaltschaft ein schlüssiges Bild zu liefern, haben die Polizeibeamten an der Mühlenstraße, wo der Mann auf die Polizisten schoss, an der Kreuzung, wo er sein zerstörtes Auto stehen ließ, und in dem Hinterhof, wo ein SEK-Mann ihm in den Oberschenkel schoss, bevor er verhaftet wurde, zahlreiche Spuren gesichert. Deren Auswertung wird mit Sicherheit noch eine große Zeit in Anspruch nehmen.

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Im Rahmen der Vernehmungen soll sich auch klären, ob der Vollstreckungshaftbefehl, der gegen den 36-Jährigen zum Tatzeitpunkt bereits vorlag, der Grund für seinen Amoklauf ist. Der Ennepetaler war rechtskräftig zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten wegen Betäubungsmittelhandels verurteilt worden. Nach Informationen dieser Zeitung soll er in erster Linie Heroin verkauft haben. Dazu kommt: Nach Antrag der Hagener Staatsanwaltschaft ist ebenfalls ein Untersuchungshaftbefehl wegen versuchten Mordes durch eine Richterin des Amtsgerichts Schwelm erlassen worden. Heißt: Auch nach seiner körperlichen Genesung wird er mindestens die Zeit bis zu seiner Gerichtsverhandlung in Haft verbringen, durch das Drogenurteil aller Wahrscheinlichkeit nach auch deutlich darüber hinaus – unabhängig vom Ausgang des Prozesses wegen der Gevelsberger Tat, die ihm zu Last gelegt wird.

Polizisten in Betreuung

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Auch Bürgermeister Claus Jacobi ist geschockt und meldet sich schriftlich: „Insbesondere dem jungen Polizeibeamten gelten unsere Wünsche für eine schnelle Genesung. Unsere Gedanken sind bei ihm und seiner Familie und ich möchte ihm stellvertretend für die Gevelsberger für seinen Einsatz danken und ihm gute Besserung wünschen.“

Über diese Worte, die in ähnlicher Weise auch NRW-Innenminister Herbert Reul formuliert, sind die Männer und Frauen der Kreispolizeibehörde ausgesprochen dankbar. Denn sie hat der skrupellose Angriff auf ihren Kollegen geschockt. „Einige Kollegen nehmen psychologische Betreuung in Anspruch. Es wird viel über diesen Fall gesprochen“, sagt Pressesprecherin Sonja Wever.