Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. Schwelmer Heimatfestzug und Gevelsberger Kirmes sind Corona zum Opfer gefallen. Es könnte noch bitterer kommen.

Die von Bund und Ländern aktualisierte Corona-Strategie bedeutet nicht nur eine Lockerung beim Einkauf und eine konkrete Perspektive für die Schüler, die in diesem Jahr ihr Abitur oder ihren Hauptschulabschluss machen. Sie bringt auch eine Gewissheit darüber, was für viele Menschen in unseren Städten vor der Pandemie schier unvorstellbar gewesen wäre. Die Gevelsberger Kirmes fällt dem Coronavirus zum Opfer. Die Veranstaltung wurde am Donnerstag abgesagt. Ebenso hat auch die Dacho in Schwelm reagiert. Erstmals wird den Heimatfestzug in der Kreisstadt ausfallen. Das hat es bisher nur in den Kriegsjahren und den ersten Jahren nach Kriegsende gegeben. In Gänze sind die Auswirkungen der aktualisierten Corona-Strategie aber noch nicht erkennbar. Hier ein Überblick, was sich zum aktuellen Zeitpunkt schon sagen lässt.

Gevelsberger Kirmes

Bund und Länder haben sich am Mittwoch darauf verständigt, dass Großveranstaltungen noch bis mindestens zum 31. August verboten bleiben. In diesen Zeitraum fällt auch die Gevelsberger Kirmes. In einer gemeinsamen Erklärung haben die Stadt Gevelsberg, der Gevelsberger Kirmesverein und der Hagener Schaustellerverein daher die Absage der größten Veranstaltung in der Stadt bekanntgegeben. Der Kirmesverein zeigte sich bestürzt. Bürgermeister Claus Jacobi sprach sogar von einem „Stich ins Gevelsberger Herz.“ Auch der Schmerz bei den Schaustellern sei groß. Sie stünden durch die Pandemie nun auch wirtschaftlich am Rande ihrer Existenz. Mehr als 30.000 Besucher empfängt die Kirmes durchschnittlich an jedem Tag ihres fünftägigen Verlaufs, zum Kirmeszug als Höhepunkt der Traditionsveranstaltung kommen allein bis zu 100.000 Besucher zusammen. Es ist das erste Mal seit dem Zweiten Weltkrieg, dass die Gevelsberger Kirmes abgesagt werden muss.

Boulevard Gevelsberg

Bezüglich einer möglichen Absage des Boulevards Gevelsberg gab es am Donnerstag vonseiten der Stadtverwaltung noch keine Aussage. Die Veranstaltung soll in diesem Jahr eigentlich vom 22. bis zum 24. Mai stattfinden.

Voerder Kirmes

Eine Entscheidung über die Voerder Kirmes, die vom 6. bis 9. Juni stattfinden soll, ist noch nicht getroffen worden. Bei der Stadt Ennepetal, die das Volksfest veranstaltet, will man zunächst die Ausführungsbestimmungen des Landes NRW abwarten, um Rechtssicherheit zu haben. Es bestünden bereits Verträge mit den Schaustellern, erklärte Stadt-Pressesprecher Hans-Günther Adrian. Bei einer vorzeitigen Absage könnten die Schausteller möglicherweise Schadenersatz einfordern.

Schwelmer Heimatfest

Was bedeutet das Verbot von Großveranstaltungen für das Schwelmer Heimatfest? Was bedeutet das auch für die 13 Schwelmer Nachbarschaft, die ja in den Sommermonaten fleißig an den Festzugwagen bauen, die traditionell jeweils am ersten Sonntag im September durch die Straßen der Kreisstadt ziehen und die Menschen am Wegesrand erfreuen? Was wird aus den Sommerfesten, mit denen die Nachbarschaften das Geld einnehmen, das sie für die Ausgestaltung der Festzugbeiträge dringend brauchen? Hierzu haben sich die Dacho und die Vertreter aller 13 Nachbarschaften am Donnerstagnachmittag klar positioniert. „Der Heimatfestzug für das Jahr 2020 wird abgesagt. Gleichzeitig werden auch alle geplanten Sommerfeste, der Historische Stadtrundgang und die Veranstaltungen rund um das Heimatfest abgesagt“, schreibt die Dacho in einem Statement, das die Redaktion am späten Nachmittag erreicht hat und das die Dachorganisation Schwelmer Heimatfest auch auf ihrer Seite im Internet veröffentlicht hat. „Wir sind alle am Boden zerstört und hoffen, dass bis Ende des Jahres die Medizin ein Mittel in den Händen halten wird, das die Menschen vor dem Virus schützen kann“, so Christiane Sartor, Dacho-Vorsitzende, im Gespräch mit dieser Zeitung.

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Zum Heimatfest gehört auch die Schwelmer Kirmes. Auch sie steht natürlich wegen des Virus auf der Kippe. Ordnungsamtsleiter Christian Rüth will sich am Donnerstag noch nicht festlegen, ob das Volksfest abgesagt werden muss oder stattfinden kann. „Ich bin im Gespräch mit den Schaustellern, wir müssen die Lage beobachten“, so der Stadt-Mitarbeiter.

Einzelhändler in Wartestellung

Geschäfte mit einer Größe bis zu 800 Quadratmeter dürfen ab Montag wieder öffnen. Daniela Weithe, Vorsitzende der Schwelmer Werbegemeinschaft, sprach von einem wichtigen Signal und von Erleichterung unter den Händlern, insbesondere unter den kleinen. Auch der Handel in Gevelsberg zeigte sich erleichtert.

Die Stadt Ennepetal veröffentlichte am späten Nachmittag eine Liste der wichtigsten Regeln, die Voraussetzung für die Öffnung der Ladenlokale sind. Seitens der Einzelhändler sei u.a. folgendes zu beachten: Auf den Fußböden innen und außen müssen Wartemarkierungen angebracht sein. An den Kassen ist ein Spuckschutz für Mitarbeiter anzubringen. Außerdem müssen Abstandhalter errichtet werden, damit zwischen Kunde und Kassierer ein Mindestabstand von 1,5 Metern gewährleistet ist. Gleiches gilt in puncto Kundenanzahl: Oberstes Gebot ist die Einhaltung eines Mindestabstandes von 1,5 Metern der Kunden zueinander, unabhängig von der Größe der Verkaufsfläche. Es soll Einlasskontrollen geben, um eine Überfüllung zu verhindern und das Einhalten der Sicherheitsabstände sicherzustellen.

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Im Bereich der Gastronomie ist weiterhin lediglich die Belieferung mit Speisen und Getränken sowie Außer-Haus-Verkauf erlaubt