Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. AVU-Mitarbeiter schlagen in Gevelsberg Alarm wegen des Coronavirus’: Nun waren noch die Fensterputzer in der Zentrale des Energieversorgers.
Eine der wohl bedeutendsten Rollen in der Corona-Krise kommt vor Ort der AVU zu. Die Strom-, Gas- und Wasserversorgung muss mit allen Mitteln – und egal wie lange die Situation noch anhält – gesichert bleiben. Doch wie gut kann sich der Energieversorger selbst davor schützen, dass seine Monteure in Quarantäne müssen oder sich infizieren? Pressesprecher Jörg Prostka sagt: „Wir sind bestmöglich vorbereitet.“ Doch in der eigenen Mitarbeiterschaft wachsen Zweifel daran, ob das tatsächlich der Fall ist.
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Sie sorgen sich, ob die Maßnahmen, einen Corona-Ausbruch im Unternehmen zu verhindern, tatsächlich ausreichend sind. So sind erst noch in dieser Woche die Fensterputzer einer Fremdfirma im Hauptsitz an der Drehbank gewesen und haben sämtliche Büros betreten. Außerdem, so teilen Mitarbeiter mit, habe die Kantine noch geöffnet, jeder könne das Hauptgebäude auch weiterhin betreten, Führungskräfte, deren Expertise dringend im Notfall benötigt werde, würden weiterhin gemeinsame Besprechungen abhalten, es gebe kein Desinfektionsmittel auf Toiletten.
„Die zuverlässige Versorgung mit Strom, Gas und Wasser durch die AVU ist sichergestellt“, betont AVU-Vorstand Uwe Träris. Bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt habe man Vorplanungen getroffen, um den Betrieb vor allem in den technischen Bereichen aufrecht zu erhalten. Bestehende Krisenpläne wurden aktualisiert und die jeweilige Lage analysiert. Ein Krisenstab aus Mitarbeitern der AVU trifft sich täglich.
Netzleitstelle besonders gesichert
Mitarbeiter der AVU Netz fahren aktuell nur noch von zu Hause aus zu Einsatzorten und führen ausschließlich diejenigen Arbeiten aus, die für die sichere Versorgung notwendig sind. Das bedeutet auch, dass weniger dringende Arbeiten verschoben werden.
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Ganz konkret kümmern sich die Monteure noch um Störungen, Ausfälle und akute Schäden. Planbare Baustellen werden ebenso verschoben wie beispielsweise Zählerwechsel. „Der direkte Kontakt zu Kunden soll nach Möglichkeit gar nicht mehr bestehen. Unsere Leute sollen bestenfalls gar keine Wohnhäuser mehr betreten“, sagt Jörg Prostka zudem. Die Netzleitstelle als hochsensibler Bereich ist ganz besonders geschützt. Hier haben selbst AVU-Mitarbeiter nur sehr eingeschränkten Zutritt.
„Zu den Maßnahmen gehört auch, dass der Zugang zu allen AVU-Gebäuden eingeschränkt ist. Kundenbesuche und Besprechungen sind abgesagt – es sei denn, sie sind unbedingt erforderlich für den betrieblichen Ablauf“ teilt Jörg Prostka schriftlich mit. Die sieben AVU-Treffpunkte in den Innenstädten sind bereits seit Dienstag geschlossen. Das Unternehmen bittet Kunden, dringende Anfragen im Kundenportal (www.avu.de/online-service), per E-Mail (info@avu.de) oder per Telefon (02332/73-123), zu stellen.
Weiterhin hat die AVU alle geplanten Veranstaltungen abgesagt. Dazu gehören auch Besuche im Wasserwerk Rohland.
Abstandsregelung in der Kantine
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Mit den Vorwürfen der Mitarbeiter konfrontiert sagt Jörg Prostka, dass es für die Kantine klare Verhaltensregeln gebe, dass die Mitarbeiter beispielsweise größtmöglichen Abstand einhalten sollen. Die Besprechungen der Führungskräfte würden ebenfalls mit größtmöglichem Abstand zueinander durchgeführt. „Wir haben einen mehrstufigen Plan für die Krise, stimmen uns täglich neu ab und reagieren tagesaktuell“, sagt der Pressesprecher.
Spender mit Desinfektionsmitteln würden im Hauptgebäude an der Drehbank bereits seit vielen Jahren aufgestellt sein, damit die AVU-Mitarbeiter ihre Hände desinfizieren können.
Krisenplanung auf täglicher Basis
Angesprochen auf den Vorwurf, die Fensterputzer einer externen Reinigungsfirma, die im gesamten Gebäude unterwegs waren, ohne dass jemand genau weiß, an welche Hygiene-Regeln sie sich gehalten haben, betätigt der Unternehmenssprecher, dass Mitarbeiter einer externen Firma vor Ort gewesen waren. Zu deren Tätigkeit gibt er keine weiteren Details bekannt.
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Bereist seit Montag, 2. März, seien die Corona-Pandemie ihre realen und potenziellen Auswirkungen auf das Unternehmen sowie die Versorgungssicherheit und der Umgang damit ein bestimmendes Thema im Vorstand und allen weiteren Führungsebenen des Energieversorgers mit Hauptsitz in Gevelsberg gewesen. „Aus meiner Sicht waren wir sogar sehr früh dran, uns intensiv mit der Sache auseinander zu setzen. Wir gehen aufmerksam und mit der gebotenen Vorsicht vor, verfallen aber nicht in Aktionismus“, sagt Jörg Prostka, der auf Nachfrage der Redaktion zudem betont: „Wir sind uns unserer ausgesprochen verantwortungsvollen Rolle durchaus bewusst.“