Gevelsberg. Die Freie evangelische Gemeinde Gevelsberg hat ein Netzwerk aus Helfern gegründet, um von Corona Betroffenen zu helfen. Das steckt dahinter.
Die Freie evangelische Gemeinde (FeG) Gevelsberg hat eine Nachbarschaftshilfe ins Leben gerufen. Sie soll Menschen, die durch das Coronavirus besonders gefährdet und eingeschränkt, möglicherweise sogar in Quarantäne sind, unterstützen. Dabei arbeitet das Netzwerk auch mit der Stadt Gevelsberg zusammen.
„Ich kann nicht mehr einkaufen, brauche aber dringend Lebensmittel“ oder „Kann jemand für mich etwas aus der Apotheke besorgen?“ – so oder so ähnlich können die Anfragen lauten, derer sich das neugegründete Netzwerk der FeG annimmt. Etwa 25 ehrenamtliche Helfer sind dafür unter dem Motto „#NachbarschaftsChallenenge“ gemeinsam mit ihren Pastoren Christian Lunkenheimer und Adrian Wild im Einsatz. „Tendenz stark steigend“, wie Lunkenheimer sagt.
Welche Aufgaben zu erledigen sind, wird online in einer Art Liste vermerkt. Quasi auf Zuruf wird geklärt, wer was übernimmt. Aber nicht nur Einkäufe und Besorgungen des täglichen Lebens haben sie sich zur Aufgabe gemacht. Die Nachbarschaftshilfe bietet bei Bedarf auch Gespräche, soziale Kontakte und Seelsorge an. „Da bei uns gerade alle Veranstaltungen ausfallen, haben wir die Kapazitäten dafür“, sagt Christian Lunkenheimer.
Schnittstelle Bürgertelefon
Unterstützung bekommen die Helfer von der Stadt Gevelsberg. „Wir haben im Moment sehr viel Arbeit damit, die Krise insgesamt zu meistern und die organisatorischen Vorkehrungen zur Versorgung und zum Schutz der Bevölkerung zu treffen“, sagt Bürgermeister Claus Jacobi. „Da kommt uns die ehrenamtliche Unterstützung solch zuverlässiger und bekannter Persönlichkeiten mehr als recht.“
Kontakt
Wer Hilfe bei alltäglichen Besorgungen braucht, kann sich unter nachbarschaft@feg-gevelsberg.de oder telefonisch unter 0157/52404760 an Pastor Adrian Wild wenden.
Wer sich in der Nachbarschaftshilfe der Freien evangelischen Gemeinde (FeG) Gevelsberg engagieren will, braucht vor allem Fürsprecher. „Um Besorgungen etc. zu machen, brauchen wir eine Empfehlung von jemandem, der dich kennt und bereits in dem Netzwerk ist“, schreibt die FeG.
Gute Ansprechpartner seien zum Beispiel die Pastoren oder Jasmin Breer von der Stadtverwaltung (bvz@stadtgevelsberg.de). Diese könnten Kontaktdaten dann an nachbarschaft@feg-gevelsberg.de weiterleiten.
Schließlich führten die derzeitigen Vorgaben der Bundes- und Landesregierung und die rasante Verbreitung des Coronavirus’ dazu, dass insbesondere Personen der Risikogruppen, aber auch Personen, die sich in häuslicher Quarantäne befinden, unter Umständen nicht mehr in der Lage sind, sich selbst mit Medikamenten oder Lebensmitteln zu versorgen.
Schnittstelle der Zusammenarbeit ist das am Mittwoch eingerichtete Bürgertelefon der Stadt. Täglich sind dort zwei Verwaltungsmitarbeiter zwischen 8 und 18 Uhr erreichbar. Zusätzlich gibt es eine Teamleitung, die die Anliegen an die entsprechenden Abteilungen der Stadtverwaltung weiterleitet. Diese Teamleitung überprüft außerdem, ob die Anliegen auch bearbeitet werden. Passende Aufgaben sollen an die Nachbarschaftshilfe weitergeleitet werden. „Wir wollten mit dem Einrichten des Bürgertelefons auch den Eindruck vermeiden, dass wir uns abschotten“, erklärt Claus Jacobi.
Finanzielle Unterstützung
Um der Initiative der FeG eine solide Basis zu geben, stellt die Stadt Gevelsberg zusätzlich finanzielle Mittel aus dem städtischen Haushalt bereit, um die organisatorischen Kosten für den Betrieb des solidarischen Netzwerkes über die nächsten Wochen zu sichern. Gleichzeitig holt die Stadt für jeden ehrenamtlichen Unterstützer kostenfrei und unbürokratisch ein polizeiliches Führungszeugnis ein, um das Vertrauen der Bevölkerung in die Arbeit des Netzwerks zu sichern und dies auch dokumentieren zu können. Das sei ausdrücklicher Wunsch der Kirchengemeinde und ihrer Unterstützer.
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Die Nachbarschaftshilfe will nämlich vor allem durch Vertrauenswürdigkeit punkten. „Wir binden nur Leute ein, die in Gevelsberg schon ehrenamtlich aktiv sind und die wir von der Kirche oder Stadt aus kennen“, betont Pastor Lunkenheimer. Diese Zuverlässigkeit sei unverzichtbar, schließlich vertrauten die der Hilfe bedürftigen Menschen den ehrenamtlichen Nachbarschaftshelfern vieles an, nicht zuletzt ihr Geld und das Vertrauen auf eine verlässliche und diskrete Erledigung des sonst so alltäglichen Einkaufs.
Zusätzliche Akquise
Die weitere Rekrutierung neuer Nachbarschaftshelferinnen und -helfer wollen Christian Lunkenheimer und Claus Jacobi daher über „bewährte Kanäle“ laufen lassen. Schließlich gebe es in den bekannten Gevelsberger Hilfsorganisationen und -initiativen vor Ort sehr viele Menschen, die besondere Erfahrung mit Hilfestellungen im Krisenfall hätten. Das habe man nicht zuletzt in der Flüchtlingsarbeit der vergangenen Jahre positiv erfahren.
Um Nachbarschaftshelfer zu werden, muss man übrigens nicht Mitglied der FeG sein. Das Netzwerk versteht sich als ökumenisch und überparteilich. Christian Lunkenheimer will noch andere Pastoren in der Stadt ansprechen und um Mithilfe bitten. Auch auf Wohlfahrtsverbände wolle man zugehen, kündigt der Bürgermeister an. Bei Bedarf sei es so möglich, weitere Helfer zu akquirieren. „Wir wissen noch nicht, wie sehr die Situation Breschen in die Reihen der Helfer schlägt“, so Jacobi.
Das Bürgertelefon der Stadt Gevelsberg ist unter oder per Mail an infotelefon@stadtgevelsberg.de erreichbar. Bürgermeister Claus Jacobi appelliert an die Bürger: „Bitte überlegen Sie, ob ein Anruf beim Bürgertelefon wirklich nötig ist.“ Die Verwaltung sei im Moment extrem belastet. In Gesundheitsfragen sei außerdem weiterhin der Ennepe-Ruhr-Kreis Ansprechpartner.